Читать книгу Großband #9 - Chronik der Sternenkrieger: Wo die Erhabenen wohnen: Acht Sternenkrieger Romane - Alfred Bekker - Страница 13
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“Captain, wir werden massiv beschossen”, meldete Lieutenant Wiley Riggs. “Noch haben wir nichts abbekommen, aber ihre Treffgenauigkeit wird zunehmen.”
Rena Sunfrost saß angespannt im Sessel des Captains. Die Kommandantin der STERNENKRIEGER hatte die Beine übereinandergeschlagen. Aber sie wirkte nur äußerlich gelassen oder versuchte es zumindest soweit dies möglich war.
Unzählige Canyaj-Raumschiffe waren in den Normalraum gestürzt und schwärmten nun aus. Es handelte sich um nichts anderes als einen Großangriff.
Die Geschütze der Fremden feuerten.
Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, wann die STERNENKRIEGER den ersten Treffer abbekam. Und wenn es schlimm kommt, ist der bereits unser Ende!, ging es Rena Sunfrost durch den Kopf.
“Ich glaube nicht, dass wir das primäre Ziel dieses Angriffs sind”, erklärte Commander Van Doren. “Das richtet sich gegen das Yroa-Schiff.”
“Lieutenant Commander Ukasi, entspricht das auch Ihrer taktischen Analyse?”, fragte Sunfrost an den Waffenoffizier gerichtet.
“Das tut es”, bestätigte Robert Ukasi. “Allerdings gibt es ein paar irritierende Details.”
“Welche?”, wollte Rena Sunfrost wissen.
“Dieses breit angelegte Feuer ... Ich habe das dumpfe Gefühl, dass die eigentlich besser zielen könnten”, erklärte Ukasi.
“Weitere Canyaj-Raumschiffe materialisieren im Normalraum”, meldete Lieutenant Riggs.
“Mag der Teufel wissen, wie lange diese Feindschaft zwischen Yroa und Canyaj schon andauern”, murmelte Sunfrost. “Aber ich habe keineswegs die Absicht zuzulassen, dass die STERNENKRIEGER zu einem Kollateralschaden bei der Auseinandersetzung zwischen zwei Alien-Spezies wird!”
“Die Sensoren zeigen an, dass das Yroa-Schiff jetzt extrem beschleunigt.”
“Von solchen Beschleunigungswerten können wir wohl auch in ein paar irdischen Jahrhunderten allerhöchstens träumen”, mischte sich Rudergänger Lieutenant John Taranos ein. Er nahm ein paar Schaltungen an seiner Konsole vor.
“Versuchen Sie auf einen Ausweichkurs zu gehen, Mister Taranos.”
“Ich gehe auf einen Kurs, bei dem die Wahrscheinlichkeit einer Feindberührung am geringsten ist”, sagte Taranos. “Aber ganz wird sie sich nicht ausschließen lassen.”
“Gehen Sie auf maximale Beschleunigung. Wir müssen zusehen, dass wir in den Zwischenraum entkommen”, sagte Sunfrost.
“Meinen Berechnungen nach werden wir das nicht schaffen”, stellte Taranos fest.
“Wir werden dem Feuer der Canyaj mehr oder minder schutzlos ausgeliefert sein”, stellte Commander Steven Van Doren fest.
“Haben Sie einen Vorschlag, I.O.?”, fragte Rena Sunfrost.
“Das Yroa-Schiff hat gerade den Normalraum verlassen und Überlichtgeschwindigkeit erreicht”, meldete Lieutenant Wiley Riggs.
“Dann sind wir jetzt allein”, murmelte Van Doren düster.
“Einige der Canyaj-Einheiten scheinen dem Yroa-Schiff in den Zwischenraum zu folgen”, meldete Riggs.
“... oder welches Kontinuum die Yroa auch immer für ihre Überlichtraumfahrt nutzen”, fügte Bruder Guillermo hinzu. Der Wissenschaftler aus dem Olvanorer-Orden schaute mit stark gerunzelter Stirn auf die Anzeigen seiner Konsole. Seine Finger glitten über das Terminal. Eine kleine Projektion öffnete sich, deren genaue Bedeutung wohl niemand zu verstehen vermochte, der nicht wenigstens über einen akademischen Grad in Theoretischer Physik besaß. “Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob sie wirklich nur den Zwischenraum nutzen oder ob das vielleicht nur ein Passage-Medium für etwas ist, was wir nicht kennen.”
“Ihre wissenschaftlichen Spekulationen in allen Ehren, aber im Augenblick haben wir das Problem, dass wir angegriffen werden”, sagte Robert Ukasi. “Mindestens fünf Einheiten bewegen sich in absolut eindeutiger Absicht auf uns zu. Und unsere Abwehrmechanismen haben dem nichts entgegenzusetzen. Ihre Geschütze werden uns einfach ausradieren, wenn sie uns richtig treffen.”
“Darüber denke ich gerade nach”, sagte Bruder Guillermo. “Ich bekomme hier ein paar eigenartige Ortungsergebnisse, die sich eventuell so interpretieren lassen, dass ... Nein, das kann nicht sein!”
Ein Königreich für die Gedanken dieses Genies!, ging es Rena Sunfrost durch den Kopf. Aber es ist sinnlos, ihn jetzt mit Fragen zu bedrängen ... Und leider ist nur er ein begabter Empath! Ich aber nicht.
“Captain, wir können nicht darauf hoffen, dass uns die Yroa auch diesmal raushauen”, sagte Van Doren.
“Ich weiß, I.O.”
“Die sind nämlich weg und es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass sie noch einmal zurückkehren oder irgendein Interesse an unserem Überleben hätten.”
“Die Frage ist, ob sie überhaupt eine Chance gegen diese Übermacht hätten”, gab Ukasi zu bedenken. “Beim letzten Zusammentreffen war es schließlich nur ein einzelnes Canyaj-Schiff, mit wir es zu tun hatten!”
“Feindschiffe nähern sich!”, meldete Lieutenant Riggs.
“Lieutenant Jamalkerim!”
“Captain?”, meldete sich die Kommunikationsoffizierin.
“Versuchen Sie Kontakt aufzunehmen”, sagte Rena Sunfrost.
“Captain, ich versuche die ganze Zeit schon herauszufinden, wie die Canyaj-Schiffe untereinander kommunizieren.”
“Es muss sich um ein Frequenzband im hyperdimensionalen Bereich handeln”, sagte Lieutenant Riggs. “Ich registriere hier schwache Impulsmuster, die darauf hindeuten.”
“Eine Art Zwischenraumfunk?”, fragte Sunfrost.
“Nein, so einfach dürfte es nicht sein”, sagte Riggs.
“Dann könnten wir die Signale auch empfangen und analysieren”, ergänzte Lieutenant Susan Jamalkerim.
“Schalten Sie auf ein hochfrequentes Subraum-String-Frequenzmuster um”, mischte sich Bruder Guillermo ein, der plötzlich wie entfesselt wirkte.
Irgendetwas beschäftigt ihn gerade, erkannte Sunfrost. Eine Idee, ein Gedanke ... Ich will hoffen, dass sie uns hilft!
Weder Riggs noch Jamalkerim verstanden, was Bruder Guillermo mit seiner Bemerkung genau gemeint hatte. “Sie benutzen Strings zur Informationsübertragung. Davon bin ich zumindest überzeugt. Theoretisch ist es nach der Quantentheorie möglich, auf diese Weise Informationen über Entfernungen zu übertragen, die unseren Zwischenraumfunk weit in den Schatten stellen.”
“Machen Sie, was er vorschlägt, Lieutenant Jamalkerim”, sagte Sunfrost. “Wenn wir diese anorganischen Wesen schon nicht abschießen können, dann sollten wir wenigstens versuchen, mit ihnen zu reden.”
“Vorausgesetzt, die sind daran überhaupt interessiert”, gab Van Doren zu bedenken.
Die Kommunikationsoffizierin wirkte skeptisch, befolgte aber den Befehl des Captains. Ihre Finger glitten über das Terminal. “Empfange tatsächlich Signale auf dem von Ihnen angegebenen Frequenzband, Bruder Guillermo!”
“Wusste ich es doch!”, meinte Bruder Guillermo.
“Wir sind technisch nicht in der Lage, in diesem Frequenzband zu senden!”, stellte Lieutenant Jamalkerim fest. Sie hob die Schultern und schüttelte leicht den Kopf, während ihre Hand über das Terminal ihrer Konsole glitt.
“Nein, aber wir können ihre Signale analysieren und daraus vielleicht Schlüsse ziehen”, gab Bruder Guillermo zurück.
“Analyse durch unser Rechnersystem bleibt bislang erfolglos”, berichtete die Kommunikationsoffizierin.
“Senden Sie einen beliebigen, starken Impuls innerhalb des angegebenen Bereichs!”, sagte Bruder Guillermo.
“Aber - das wäre keine Kommunikation!”, gab Lieutenant Jamalkerim zu bedenken.
Sie drehte sich zu Bruder Guillermo herum.
In der Mitte ihrer Stirn war eine tiefe Furche zu sehen.
Eine Falte, die ihrer Skepsis Ausdruck verlieh.
Der Olvanorer-Mönch lächelte hintergründig.
“Vergleichen Sie es mit einem lauten, unartikulierten Geräusch, Lieutenant”, gab Bruder Guillermo zurück. “Wir wollen auf uns aufmerksam machen. Kommunizieren können wir auf diese Weise nicht, weil wir technisch zu einer Übertragung differenzierter Signale in diesem Bandbereich nicht in der Lage sind.”
“Aber die Canyaj werden das erkennen!”, schloss Van Doren. “Und dann auf unseren Funk wechseln.”
“Das ist die Absicht”, stellte Bruder Guillermo fest.
“Ich kann nur hoffen, dass die Canyaj uns auch hören wollen”, meinte Captain Sunfrost.
Eine Erschütterung ging durch das Schiff. Sunfrost musste sich festhalten, um nicht aus ihrem Sessel geschleudert zu werden. Der Hauptbildschirm war für einen Augenblick von gleißendem Licht überflutet. Im nächsten Moment versagte die Anzeige komplett.
“Wir haben einen Treffer bekommen”, meldete Lieutenant Riggs.
Dann war es dunkel.