Читать книгу Großband #9 - Chronik der Sternenkrieger: Wo die Erhabenen wohnen: Acht Sternenkrieger Romane - Alfred Bekker - Страница 22
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“Captain, die nächste Angriffswelle kommt auf uns zu”, stellte Van Doren fest. Sein Blick war auf das Display seiner Konsole gerichtet. “Es sind diesmal gleich fünf Einheiten!”
“Und sie sind kleiner, als das Schiff, das die Vorhut bildete”, stellte Lieutenant Riggs fest.
“Dafür ist ihre energetische Aktivität größer”, ergänzte Ukasi. “Das spricht für eine stärkere Bewaffnung und eventuell auch stärkere Schutzschilde.”
“Nein, Letzteres kann ich nicht bestätigen”, widersprach Bruder Guillermo. “Die Resilienz gegen die Einwirkung von Geschossen ist etwa gleich hoch einzuschätzen, wie es bei der ersten Einheit der Fall gewesen ist. Die Austrittsgeschwindigkeit unserer Wuchtgeschosse muss daher nicht modifiziert werden.”
Sunfrost erhob sich vom Sessel des Captains. Sie wandte sich an Ukasi. “Ich gehe mal davon aus, dass unsere Space Marines auch diesen nächsten Angriff zurückschlagen können.”
Robert Ukasi hob die Augenbrauen. “Ich habe die zur Abwehr optimale Position an die Marines weitergegeben. Sie nehmen ihre entsprechenden Positionen ein und sobald die Canyaj-Schiffe in der richtigen Schussweite sind, geht es los.”
Auf einem Nebenbildschirm erschien das facettenäugige Gesicht von Chefingenieur Lieutenant Erixon.
“Haben Sie gute Nachrichten für uns, Mister Erixon?”, fragte Sunfrost.
“Zusammen mit Fähnrich Gomes habe ich es geschafft, eine Überbrückungsschaltung zu installieren. Wir bekommen vielleicht genug Energie für eines der Geschütze.”
“Wie lange wird es dauern, bis das Geschütz einsatzbereit ist?”, fragte Sunfrost.
“Maximal eine Viertelstunde.”
“Das könnte uns helfen, die nächste Angriffswelle abzuwehren. Nehmen Sie Geschütz Drei.”
“Aus technischen Gründen müssen wir Geschütz Vier nehmen”, gab Erixon zurück. “Die Gründe dafür kann ich Ihnen jetzt in der Kürze der Zeit nicht im Einzelnen auseinandersetzen, aber es läuft darauf hinaus, dass wir nur bei Geschütz Vier damit rechnen können, ein ausreichendes Energieniveau zu erreichen.”
“Der Schwenkradius des Geschützes dürfte ausreichen”, mischte sich Lieutenant Commander Ukasi ein. Der Waffenoffizier ließ seine Finger über das Display der Konsole gleiten, um sich ein paar Daten anzeigen zu lassen. Die bestätigten ihn anscheinend. Er nickte. “Ich gebe Lieutenant Mandagor Bescheid.”
“Tun Sie das, Ukasi”, sagte Sunfrost.
“Allerdings werden wir uns auch mit einem einzigen Geschütz auf die Dauer kaum gegen die Flut der Angreifer verteidigen können”, stellte Ukasi fest. “Und davon abgesehen steht für mich nach eingehender taktischer Analyse des Feindverhaltens fest, dass die Canyaj es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf ein Entern der STERNENKRIEGER anlegen.”
“Das heißt, es muss irgendetwas an Bord sein, das ihnen wichtig ist”, stellte Sunfrost fest.
“Was nicht bedeuten muss, dass sie die Besatzung verschonen”, stellte Van Doren fest.
“Nein, das nicht”, murmelte Sunfrost. “Aber was kann es sein, wonach sie suchen?”, wollte Sunfrost wissen.
“Die STERNENKRIEGER selbst kann es nicht sein”, stellte John Taranos fest. “Unser Schiff ist derzeit ein manövrierunfähiger Schrotthaufen, der dazu noch den Canyaj-Schiffen hoffnungslos unterlegen ist. Und zwar in nahezu jeder Hinsicht.”
Sunfrost wandte sich an Bruder Guillermo.
Der Wissenschaftler-Mönch hatte sich auffallend aus der Diskussion herausgehalten. Er blickte starr auf die Anzeigen seiner Konsole. Irgendwelche Datenkolonnen bauten sich auf dem Display auf. Sunfrost hatte keine Ahnung, was das für Daten waren oder worauf sie sich bezogen. Aber für Bruder Guillermo schienen sie wichtig genug zu sein, um sich in dieser kritischen Situation ausgiebig und konzentriert mit ihnen zu befassen.
“Haben Sie keine Meinung zu diesem Thema, Bruder Guillermo?”, fragte die Kommandantin.
Bruder Guillermo hob die Augenbrauen.
Aber er sah nicht auf.
“Wir müssen die Situation aus ihrer Perspektive sehen - nicht aus unserer.”
Sunfrost hob die Augenbrauen.
“Sie meinen aus der Perspektive der Canyaj?”
“Natürlich. Und das ist nicht leicht, denn nach allem, was wir bisher an Datenmaterial über sie gesammelt haben, ist das eine Lebensform, die sich wirklich fundamental von dem unterscheidet, was wir mit dem Begriff Leben assoziieren.”
“Vielleicht sind sie gar keine Lebensform in unserem Sinn”, sagte Van Doren. “Es könnte sich auch um Mechanismen handeln. Roboter von komplexer Funktionsweise oder ...”
“Die Übergänge sind fließend”, sagte Bruder Guillermo. “Und möglicherweise werden wir nach unserer ersten Begegnung mit einem Canyaj unseren herkömmlichen Begriff von Leben noch einmal grundlegend revidieren müssen.”
“Das Wenige, was wir über sie wissen, sind die Informationen, die wir von Yroa haben”, stellte Sunfrost fest. Und viel war das wirklich nicht!, fügte sie in Gedanken noch hinzu.
“Ich beobachte schon eine ganze Weile das Yroa-Schiff”, erklärte jetzt Riggs. “Es fräst immer noch eine Schneise der Verwüstung in die Reihen der Canyaj-Einheiten.”
“Sie scheinen tatsächlich kein Mittel gegen das Yroa-Schiff zu haben”, stellte auch Ukasi fest. “Und am seltsamsten bei alledem ist die Flugbahn.”
“Sieht für meine Begriffe ziemlich chaotisch aus”, sagte John Taranos.
“Dieser Aspekt hat mich auch beschäftigt”, gestand Robert Ukasi. “Ich glaube, hinter dem Verhalten des Yroa-Schiffs steckt eine Absicht. Ein taktischer Plan, könnte man sagen. Vielleicht sogar ein Programm.”
“Was sollte das denn für ein Chaos-Programm sein?”, fragte Sunfrost.
“Chaos-Programm ist ein durchaus zutreffender Ausdruck dafür”, mischte sich Bruder Guillermo ein. “Irdische Motten verteidigen sich auf diese Weise vor ihren Fressfeinden, den Fledermäusen. Eine chaotische Flugbahn mit abrupten Abstürzen verhindert, dass das Sonar der Fledermäuse die Motte orten kann.”
“Unberechenbarkeit ist auch eine Taktik, da haben Sie recht”, meinte Van Doren. “Allerdings frage ich mich, was das Ziel dieser Operation sein soll.”
“Genau das soll nicht durchschaubar sein”, stellte Bruder Guillermo klar. “Ich habe eine Reihe abrupter Richtungswechsel bei dem Yroa-Schiff registriert. Selbst die fortgeschrittenen Waffen der Canyaj wird es dadurch extrem schwierig, etwas gegen den Angreifer zu unternehmen.”
“Zunächst sah es so aus, als würde sich das Yroa-Schiff in unsere Richtung bewegen”, sagte nun Lieutenant Riggs. “Aber das ist inzwischen nicht mehr der Fall.”
“Warten Sie ab, Riggs”, sagte Guillermo. “Man sollte aus der gegenwärtigen Flugrichtung in diesem Fall keine Rückschlüsse ziehen.”
“Sie würden einen passablen Taktikoffizier abgeben”, meinte Ukasi. “Schonmal daran gedacht, doch noch reguläres Mitglied des Space Army Corps zu werden?”
“Wie Sie wissen, lehne ich Gewalt und Waffen aus prinzipiellen Gründen ab”, erwiderte der Olvanorer-Mönch.
“Was Sie nicht daran hindert, Dienst auf einem Kriegsschiff zu tun.”
“Verschieben Sie Ihren Disput auf die Zeit nach dieser Auseinandersetzung”, sagte Sunfrost an beide gerichtet. “Für den Fall, dass wir den nächsten Angriff überleben, können Sie ihn ja gerne fortführen!”
Auf einem Nebenbildschirm erschien jetzt das Gesicht von Lieutenant Paul Mandagor. “Der Geschützturm funktioniert”, meldete er. “Das Energielevel ist ausreichend.”
“Gut, Sie haben die Erlaubnis zu feuern, sobald sich eines der Canyaj-Schiffe in ausreichender Schussdistanz befindet. Und schalten Sie die Austrittsgeschwindigkeit der Projektile um mindestens fünfzig Prozent herunter, denn nur dann sind diese in der Lage, die Schutzschilde unserer Gegner zu durchdringen, wie sich herausgestellt hat.”
“Es gibt nur ein Problem, Captain”, sagte Mandagor.
Sunfrost hob die Augenbrauen, die dadurch eine dunkle Schlangenlinie bildeten. “Welches?”
“Das Geschütz lässt sich nicht ausrichten. Die Energiezufuhr scheint nur in die eigentliche Railgun des Geschützes zu funktionieren. Aber es ist unmöglich, das Geschütz selbst zu schwenken.”
“Mister Taranos, ist noch irgendein Rest an Manövrierfähigkeit vorhanden?”, fragte Sunfrost an den Rudergänger gerichtet.
“Negativ, Captain.”
“Sie wollen das Geschütz ausrichten, indem Sie die Position der STERNENKRIEGER verändern”, stellte Van Doren fest.
“Ist doch heute noch auf den meisten Space Army Corps Schiffen der Standard”, gab Sunfrost zu bedenken.
“Captain, das ist leider derzeit unmöglich”, meldete Taranos.
“Haben Sie das verstanden, Lieutenant Mandagor?”, fragte Sunfrost auf den Nebenbildschirm gerichtet. Dessen Bildqualität ließ im Moment zu Wünschen übrig. Das Bild wackelte und wirkte auf einmal verzerrt. Irgendetwas schien da mit der Datenübertragung vom Geschütz Vier nicht so ganz zu klappen. Als Mandagor antwortete, waren seine ersten Worte stark verzerrt. Man konnte ihn kaum verstehen, bis sich die Transmission wieder stabilisierte.
“Ich krieg das schon hin”, sagte Mandagor.
“Was haben Sie vor?”, fragte Sunfrost.
“Jedenfalls bleibt nicht viel Zeit für große Reparaturen, wenn wir unser einziges funktionstüchtiges Geschütz beim nächsten Waffengang auch einsetzen sollen”, ergänzte Robert Ukasi.
Paul Mandagor lächelte verhalten und sichtbar angespannt. “Ich werde versuchen, das Geschütz manuell zu justieren”, sagte er.
“Dazu müssten Sie enorme Kräfte haben”, sagte Van Doren.
“Ich habe enorme Kräfte”, gab Mandagor zurück. “Ich bin zwar nur ein schmächtiger, überlanger Real Martian, dessen Körper durch die Mini-Schwerkraft des Mars geformt wurde, aber ich trage ein sehr leistungsfähiges Exoskelett, dessen Energiezellen im Übrigen auch mittelfristig nicht von der Energieversorgung des Schiffes abhängig sind.”