Читать книгу Großband #9 - Chronik der Sternenkrieger: Wo die Erhabenen wohnen: Acht Sternenkrieger Romane - Alfred Bekker - Страница 42

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Die Kugelsphäre von Kala-Dar hatte einen Durchmesser von 2 AE, was dem Doppelten der Distanz Erde-Sonne entsprach. Das Licht des Sterns im Zentrum dieser Sphäre brauchte acht Minuten, um sein Licht bis zur Innenfläche der Kugelsphäre zu schicken.

Es handelte sich um einen gelben Zwergstern der Spektralklasse G. Und die Zivilisation, die das Innere der Kugelsphäre besiedelte, nutzte die Energie dieser Sonne zu einem beneidenswert hohen Prozentsatz aus.

Genug Energie für Milliarden Jahre und Billionen Individuen.

Die STERNENKRIEGER war nach den jüngsten Gefechten mit der Canyaj-Flotte nur noch ein manövrierunfähiges Wrack, das von einem Yroa-Raumschiff im Schlepp eines Traktorstrahls geführt wurde.

Das gewaltige Schott, das sich vor den beiden Raumschiffen auf der Oberfläche der Kugelsphäre geöffnet hatte, war im Verlauf der letzten Stunden immer größer geworden. Es hatte jetzt Ausmaße, die dem Erddurchmesser entsprochen hätten. Das Licht des Zentralgestirns im Inneren drang in einem gleißenden Lichterschein hinaus ins All.

Ansonsten war die Kugelsphäre der Yroa-Kolonie von Kala-Dar nämlich so gut wie unsichtbar. Nur im Infrarotbereich strahlte sie Energie ab.

Auf der Brücke der STERNENKRIEGER verfolgte man gespannt die weiteren Geschehnisse.

“Ich frage mich, warum die für uns ein so großes Schott öffnen”, sagte Captain Rena Sunfrost. Sie hatte sich in den Sitz des Captains niedergelassen und die Beine übereinandergeschlagen.

“Wer sagt, dass Sie das für uns tun?”, meinte Commander Steven Van Doren. Der erste Offizier der STERNENKRIEGER fasste sich mit einer nachdenklich wirkenden Geste kurz an den rötlichen Bart und sah auf die Anzeigen seiner Konsole.

“Haben Sie eine Theorie, I.O.?”, fragte Sunfrost.

Van Doren hob die Schultern.

“Es könnte eine Art kosmisches Leuchtfeuer sein”, glaubte er.

“Sie meinen, die Öffnung des Schotts findet gar nicht unseretwegen statt?”, fragte Sunfrost.

Van Doren sagte: “Auf jeden Fall bedeutet die Öffnung eines so großen Schotts eine Helligkeitsschwankung dieses Objekts, die man über große Distanzen messen kann.”

“Allerdings würde dieses Lichtsignal unter Umständen erst in Jahrtausenden seinen Bestimmungsort erreichen, da es sich ja nur mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegt”, mischte sich jetzt Bruder Guillermo ein. Der Mönch aus dem Wissenschaftler-Orden der Olvanorer ließ seine Finger durch ein Sensorfeld seiner Konsole gleiten und erschuf damit eine Drei-D-Projektion, die er für verschiedene Berechnungen verwendete. “Es wäre ein ... sehr langsames Kommunikationsmittel”, setzte er dann noch hinzu. Sein Gesicht wirkte sehr nachdenklich. Auf seiner Stirn hatte sich eine tiefe Furche gebildet.

Van Doren sagte: “Haben wir nicht von Einstein gelernt, dass alles relativ ist.”

“Sicher”, gab Bruder Guillermo zu, der allerdings im Augenblick deutlich stärker von den Feinheiten seiner Projektion gefesselt war als von Van Dorens Anmerkungen.

“Wir wissen nicht, welches Verhältnis die Yroa zurzeit haben. Vielleicht spielt es für sie keine Rolle, wenn ein Signal so lange unterwegs ist, um sein Ziel zu erreichen.”

“In einem Punkt haben Sie Recht, Steven”, gab Bruder Guillermo zurück. “Für die Einschleusung der STERNENKRIEGER und des Yroa-Schiffs, in dessen Schlepp wir uns befinden, hätte eine kleinere Öffnung der Außenhaut der Kugelsphäre ausgereicht.”

“Und was wäre Ihre Theorie dazu, Bruder Guillermo?”, wollte Sunfrost wissen.

Die Augen des Olvanorer-Mönchs wurden schmal. Er hob bedauernd die Schultern.

“Ich fürchte, es ist schlicht und ergreifend noch zu früh, um irgendeine Theorie dazu aufstellen zu können.”

“Die Ortung zeigt einige sich schnell bewegende Objekte an, die aus dem Inneren der Kugelsphäre förmlich herausschießen”, meldete Riggs. Der Ortungsoffizier der STERNENKRIEGER nahm ein paar modifizierende Schaltungen an seiner Konsole vor. Auf einem der Nebenbildschirme wurde eines der Objekte herangezoomt. >ANALYSE-ALGORITHMUS WIRD ANGEWANDT<, meldete eine Schriftanzeige in der linken Ecke des Schirms.

Gleichzeitig wurde durch eine Fortschrittsanzeige deutlich gemacht, wie lange der Vorgang wohl noch dauern würde. “Es handelt sich um Sonden”, stellte Riggs schließlich fest. “Sie sind sehr klein - und sie bestehen aus Nano-Partikeln von sehr charakteristischer Struktur.”

“Können Sie irgendetwas zur Funktion dieser Sonden sagen, Lieutenant?”, fragte Sunfrost.

“Negativ, Captain. Es handelt sich nicht um Mechanismen im herkömmlichen Sinn, darum lassen sich da keine Rückschlüsse ziehen.”

“Im Prinzip könnten Sie sogar zum Angriff fähig sein”, glaubte Van Doren.

“Um wie viele Objekte handelt es sich?”, fragte Sunfrost.

“Es werden immer mehr”, meldete Riggs. “Im Moment sind es einige zehntausend, aber die Anzahl steigt rapide.”

“Auch hier stellt sich die Frage, ob das wirklich etwas mit unserer Ankunft zu tun hat”, meinte Bruder Guillermo. “So sehr ich mir wünschen würde, dass man uns einen gebührenden Empfang bereitet, aber ich fürchte, so wichtig sind wir für die Bewohner von Kala-Dar nicht.”

“Das vermute ich auch”, meinte Sunfrost.

“Mehrere der Sonden nähern sich der STERNENKRIEGER”, meldete Riggs.

“Wir empfange ihre Kommunikationssignale”, sagte Jamalkerim. “Leider sind sie für unsere Systeme nicht decodierbar.”

“Dann können wir davon ausgehen, dass diese Kommunikation auch nicht an uns gerichtet ist”, stellte Van Doren fest. “Es wird sich um interne Botschaften handeln.”

“Kontakt mit der Außenhülle unseres Schiffs durch etwa ein Dutzend Sonden in wenigen Sekunden!”, meldete Riggs.

“Ich fürchte, wir haben keinerlei Handlungsoptionen”, sagte Ukasi. “Von Abwehrmaßnahmen mal ganz zu schweigen.”

“Das Schiff unserer Yroa-Retter wird ebenfalls von den Sonden heimgesucht”, stellte Van Doren fest, nachdem er sich die entsprechenden Ortungsanzeigen auf seine Konsole geholt hatte.

“Also können wir davon ausgehen, dass das Ganze Teil einer Sicherheitsüberprüfung vor der Passage des Schotts ist”, vermutete Sunfrost.

“Dieser Schluss liegt in der Tat nahe”, stimmte Van Doren zu.

“Dann verhalten wir uns wohl am besten vollkommen passiv, I.O.”, fügte Sunfrost hinzu.

“Sonden haben Kontakt mit unserer Außenhülle”, meldete Riggs. “Und sie dringen durch!”

In diesem Augenblick erschien eine der Sonden auf der Brücke der STERNENKRIEGER, indem sie einfach durch die Außenwand drang. Die Nano-Teilchen, aus denen sie bestand, setzten sich kurz nach dem Durchgang durch die Schiffswand wieder zusammen. Selbst die dichteste Wand war für Nano-Partikel in erster Linie nichts weiter als freier Raum. Freier Raum, der zwischen Atomen und Molekülen klaffte und den man problemlos durchdringen konnte, wenn man nicht zu groß war oder eine Ladung besaß, die eine solche Passage problematisch werden lassen konnte.

Die Sonde schwebte durch den Raum. Sie blieb zunächst unmittelbar vor Rudergänger John Taranos in der Luft stehen.

Etwa auf Augenhöhe.

Taranos schien sich im Moment nicht besonders wohl in seiner Haut zu fühlen, was man durchaus nachvollziehen konnte.

Aber es gab ihm Augenblick wohl keinerlei Möglichkeiten für die STERNENKRIEGER-Crew, in das Geschehen auf irgendeine Weise einzugreifen.

Das Interesse der Sonde an Rudergänger Lieutenant John Taranos dauerte kaum eine Minute, dann wandte sie sich zuerst Robert Ukasi zu.

Eine weitere Sonde durchdrang jetzt die Außenwand und schwebte eine Weile vor Captain Sunfrost.

“Jamalkerim”, murmelte sie.

“Ja, Captain?”

“Geben Sie eine Meldung an die Mannschaft, dass gegen die Sonden kein Widerstand geleistet werden soll - gleich welcher Art der auch immer sein mag!”

“Aye, aye!”

Die Sonde schwebte jetzt zu Bruder Guillermo. Ich kann nur hoffen, dass seine sprichwörtliche Olvanorer-Empathie auch in Bezug diese Dinger wirkt, ging es Sunfrost durch den Kopf. Was natürlich voraussetzen würde, dass diese Sonden autonom agierende künstliche Intelligenzen sind ...

Jamalkerim gab ihre Meldung über alle Kom-Kanäle an das gesamte Schiff.

“Diese Dinger emittieren sehr schwache Subraum-Signale, mit denen sie offenbar untereinander in Kontakt stehen und ihr Vorgehen koordinieren”, stellte Riggs fest. “Und ich gehe des Weiteren davon aus, dass sie uns ortungstechnisch abtasten.”

“Ein Sicherheits-Check”, meinte Ukasi. “Wenn ich es in dieser Kugelsphäre zu sagen hätte, würde ich auch so etwas für alle anordnen, die von außen hereinkommen.”

“Und was ist mit dem Rest der Sonden?”, hakte Van Doren nach. Nachdem auch er von einem der Objekte mehrfach umkreist worden war, bevor es schließlich nahezu regungslos vor ihm in Augenhöhe schwebte.

Ukasi aktivierte eine Projektionen. Es handelte sich um ein Analyse-Tool, das eigentlich dazu gedacht war, feindliche Flottenbewegungen auf die zu Grunde liegende Taktik hin zu untersuchen.

Die Positionen der Sonden waren in dieser Projektion deutlich zu sehen - ebenso wie jene der STERNENKRIEGER und des Yroa-Raumschiffs.

“Sie bilden ein gleichmäßiges Gitternetz”, stellte Ukasi fest. “Daher steht für mich fest, dass wir nicht die Einzigen sind, denen diese Maßnahme gilt.”

“Aber hier ist sonst niemand in der Nähe”, widersprach Riggs. “Soweit unsere Ortungssysteme dies erfassen können, nähert sich kein weiteres Raumschiff gegenwärtig der Kugelsphäre. Wie ein Zentrum des interstellaren Raumhandels, in dem es rund geht wie in einem Bienenstock, sieht das nicht gerade aus.”

“Was auch nicht ins Bild passen würde”, erklärte Bruder Guillermo. “Die Kolonien der Yroa geben sich normalerweise sehr viel Mühe, verborgen zu bleiben.”

“Umso erstaunlicher bleibt die Öffnung eines so großen Schotts”, schloss Sunfrost.

“Möglicherweise sind diese Sonden in der Lage, auch Subraum-Signale zu verarbeiten”, sagte Bruder Guillermo nun. “Sollte das der Fall sein, wären sie vielleicht dazu fähig, auch Schiffe zu orten, die sich noch im Zwischenraum-Kontinuum befinden.”

“Wir müssten dazu Sandström-Sonden in den Zwischenraum schießen”, meinte Van Doren. “Aber dieser fortgeschrittenen Zivilisation kann man in dieser Hinsicht ganz sicher mehr zutrauen.”

“Das heißt, die anderen Besucher kommen erst noch”, stellte Rena Sunfrost fest.

“Anzunehmen”, sagte Van Doren.

“Dann können wir eigentlich nur hoffen, dass das keine Flotte von Canyaj-Schiffen ist, die uns bis hierher verfolgt hat!”, warf Robert Ukasi ein.


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