Читать книгу Großband #9 - Chronik der Sternenkrieger: Wo die Erhabenen wohnen: Acht Sternenkrieger Romane - Alfred Bekker - Страница 27
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Titus Naderw glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen, als ihn der Befehl erreichte. Er hatte den Jäger in einer optimale Schussposition gebracht. Das feindliche Canyaj-Schiff näherte sich der manövrierunfähig im All dahindümpelnden STERNENKRIEGER.
Er wartete eigentlich nur auf die spezifischen Daten zur Reduktion der Projektilgeschwindigkeit der Gauss-Kanone. Dass sich die Außenstruktur des angreifenden Schiffe von der seiner Vorgänger unterschied, war auch Naderw nicht verborgen geblieben. Die Ortungsanzeigen ließen in dieser Hinsicht keinen Zweifel.
Was für eine ausgefeilte Technologie musste auf Seiten der Canyaj dahinterstecken! Raumschiffe, die offenbar in der Lage waren, ihre Außenstruktur wechselnden Erfordernissen bis zu einem gewissen Grad anzupassen. Was für rätselhafte Wesen mussten sich an Bord dieser Schiffe befinden!
Wesen, die aus anorganischem Material bestanden, wenn man den bisherigen Analysen Glauben schenken konnte. Das bedeutete auch, dass sich die biologischen Prozesse dieser Wesen fundamental von allem unterscheiden mussten, was bisher bekannt war.
“Hier Jäger 1, Lieutenant Naderw. Bitte um Bestätigung des Befehls.”
“Befehl bestätigt”, kam es über die Kom-Verbindung. Es war Captain Sunfrost persönlich, die diesen Befehl ausgegeben hatte.
“Captain, das kann nicht Ihr Ernst sein!”, entfuhr es Naderw.
“Ich wiederhole: Kein Beschuss”, stellte Sunfrost eindringlich klar. “Kehren Sie umgehend in den Hangar zurück! Sofort!”
“Aye, aye, Captain!”, murmelte Naderw.
Einen Augenblick lang dachte er darüber nach, das Geschütz auch gegen den Befehl seines Captains abzufeuern. Die Schussposition war einfach zu günstig.
Aber der Moment verstrich, ohne dass Titus Naderw auf den Kopf drückte.
Ohne spezifizierte Datenvorgaben zur Projektilgeschwindigkeit wäre das auch wohl auch in jedem Fall vollkommen unverantwortlich gewesen. Selbstmörderisch.
Aber das ist der plötzliche Rückzug vielleicht auch, ging es Naderw durch den Kopf. Er aktivierte das Mesonentriebwerk des Jägers und schaltete auf vollen Schub. In einem Bogen flog der Jäger zurück in Richtung der manövrierunfähig dahintrudelnden STERNENKRIEGER.
Sein Ortungsdisplay zeigte ihm die Positionen der an der Operation beteiligten Space Marines an.
Es war deutlich erkennbar, dass auch sie sich zurückzogen, auch wenn sie natürlich nicht einmal annäherungsweise die Beschleunigungswerte eines Kampfjägers zu erreichen vermochten.
Aber dafür war der Weg, den sie zurückzulegen hatten auch nicht so weit ...
Das Canyaj-Schiff näherte sich unterdessen scheinbar unaufhaltsam dem Wrack der STERNENKRIEGER.
Wenn nicht ein Wunder geschieht, dann werden die Canyaj das Schiff entern, dachte Titus Naderw. Und eigentlich war ich für dieses Wunder zuständig ...
Er hoffte nur, dass es einen guten Grund für den Befehl des Captains gab.
Einen Grund, den Naderw nicht kannte.
Dann meldete sich eine Alarmfunktion seines Ortungssystems.
>Achtung! Extreme Abweichung im Bewegungsmuster eines Objekts!<
Naderw registrierte die Einblendung.
“Analyse!”, wies er den Bordcomputer des Jägers per Sprachbefehl an.
Die Analyse ließ nicht lange auf sich warten.
Sie kam in Form einer präzisen Drei-D-Projektion, die vor Naderw im Cockpit des Jägers schwebte und die räumliche Verteilung aller Objekte zeigte, die an den gegenwärtigen Kampfhandlungen in irgendeiner Weise beteiligt waren oder von der KI des Bordrechners für relevant befunden wurden.
Darunter natürlich auch das zurückgekehrte Yroa-Schiff.
Es hatte zunächst eine Schneise der puren Verwüstung in die Reihen der Canyaj-Raumschiffe geschlagen und diese in Kampfhandlungen verwickelt. Aber nun hatte es nicht nur den Kurs komplett geändert, sondern damit begonnen auf eine Art und Weise zu beschleunigen, bei der ein irdischer Jägerpilot wie Titus Naderw große Schwierigkeiten hatte, sie mit dem zu verbinden, was man ihm an naturwissenschaftlichen Grundkenntnissen während seiner Ausbildung beigebracht hatte. So etwas wie physikalische Trägheit schien für das Raumschiff der Yroa nicht zu existieren. Es bewegte sich mit einer Freiheit im Raum, von der irdische Ingenieure nicht einmal zu träumen wagten.