Читать книгу Die große Halloween Horror Sammlung November 2021 - Alfred Bekker - Страница 27
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Fürst von Radvanyi hörte stirnrunzelnd zu, dann ging er an die Fensterfront und blickte auf das Lichtermeer des Big Apple. Nicht mehr lange und die ersten Strahlen der Sonne würden sich über den Horizont wagen. Dann war es Zeit für die Vampire, sich in ihre Ruheräume zu begeben. Ein Sarg war nicht unbedingt notwendig. Wahrscheinlich schlief die Mehrheit der New Yorker Vampire in ganz gewöhnlichen Betten. Nur achtete sie peinlich genau darauf, dass der jeweilige Raum auch abgedunkelt werden konnte. Denn Sonnenlicht wirkte tödlich.
Chase Blood berichtete weiter.
Und was er zu berichten hatte, konnte Fürst von Radvanyi nicht gefallen.
Er wandte schließlich den Kopf in Chase' Richtung. Eine Strähne seiner gelockten Haarpracht fiel ihm dabei in das bleiche Gesicht. Er strich sie sich mit einer fahrig wirkenden Geste zurück.
"Die Gefahr für uns ist viel größer, als ich in meinen schlimmsten Albträumen befürchtet habe!", brachte er dann heraus. "An sich hätte ich nichts dagegen, wenn jemand für uns die Vampire aus Philadelphia zur Strecke bringt, aber unter diesen Umständen..."
">Ich> habe sie zur Strecke gebracht", betonte Chase. "Zweifellos lebten sie noch, als ich sie fand, wenn auch ihr Zustand..." Chase brach ab.
"Das, was du mir berichtet hast spricht eine eindeutige Sprache", meinte der Fürst. "Es müssen Komori gewesen sein..."
"Ich dachte, das wäre eine Legende, Herr!"
"Du Ahnungsloser! Nein, es gibt sie wirklich, auch wenn es lange her ist, seit sie das letzte Mal in unsere Welt gerufen wurden. Es muss im Jahr 1744 oder 45 gewesen sein. Jedenfalls wütete die Pest und..." Er brach ab. Nie zuvor hatte Chase den Fürst so erschüttert gesehen.
"Sie bohren ihre Tentakel durch die Schädel ihrer Opfer, nicht wahr?", fragte Chase.
Der Fürst nickte. "Ja. Die Komori sind Gestaltwandler aus dem Limbus zwischen den Dimensionen. Sie ernähren sich von Mentalenergie, bohren ihre Tentakel in die Schädel hinein... Vampire sind ihre bevorzugten Opfer. Menschen sind dagegen für sie uninteressant. Die Mentalenergie der Sterblichen ist nämlich nur wenig höher als die von Fröschen." Der Fürst schluckte. "Aber durch das, was diese Wesen mit ihren vampirischen Opfern tun, wird dieses nicht getötet, sondern nur mental entleert. Ein Zustand, der grausamer sein muss, als die Hölle. Es war ein Akt der Barmherzigkeit, dass du die Philadelphia-Vampire daraus erlöst hast."
"Wie können diese Gestaltwandler nach New York gelangt sein?", fragte Chase.
"Jemand hat sie gerufen. Es ist sehr viel Energie dazu nötig. Ein Sterblicher würde umkommen, wenn er die Rituale durchführte, es sei denn..."
"Ja?"
"Es sei denn, er hätte sehr mächtige Hilfe. Chase, es muss jemand dahinter stecken! Die Komori sind wie hungrige Tiere! Sie töten wahllos und kalt, einfach nur, um ihren Energiebedarf zu decken. Aber es muss jemand anderen, jemand sehr Mächtigen geben, der sie gerufen hat!"
"Magnus von Björndal!", vermutete Chase. "Dass diese Bestien seine eigenen Leute angegriffen haben, könnte gewissermaßen ein Unfall gewesen sein!"
Der Fürst lachte heiser auf.
"Du beliebst zu scherzen!"
"Nein, Herr, danach ist mir nicht wirklich nicht zumute! Nicht nach dieser Nacht..."
Der Fürst hob den Kopf. Er musterte Chase mit einem sehr intensiven Blick. Schließlich sagte er: "Es gibt nur noch wenige, sehr alte Vampire, die überhaupt das okkulte Wissen besäßen, um das zu tun, Chase! Und sie würden gewiss davor zurückschrecken, denn wenn jemand die Komori in unsere Welt holt, besteht die Gefahr, dass sie sich hier festsetzen. Im Übrigen unterscheiden sie in ihrem unersättlichen Appetit keineswegs nach unterschiedlichen Vampir-Syndikaten!" Er schüttelte energisch den Kopf. Sein Gesicht verzog sich zu einer Maske. Tiefe Falten durchfurchten seine Stirn. "Ich glaube, vampirische Gegner können wir ausschließen."
"Wer dann?"
"Jemand viel Mächtigeres! Jemand, der zudem unsere Existenz auf dieser Welt als störend empfindet und uns vom Antlitz der Erde tilgen will... Wir müssen es schnell herausfinden, Chase! Und unsere Leute müssen umgehend gewarnt werden! Wer weiß, für wie viele von ihnen es vielleicht schon zu spät ist!"