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"Wir haben jetzt ein klareres Bild", sagte der Fürst, als Chase in der nächsten Nacht, gleich nach Einbruch der Dunkelheit, in seinem Büro erschien. Fürst von Radvanyi saß hinter seinem Schreibtisch. Er bot Chase keinen Platz an. Auf dem Schreibtisch lag eine Mappe. Ohne aufzublicken deutete der Fürst darauf und meinte: "Ich habe hier ein paar Fakten zusammentragen lassen, die dir nützlich sein werden..." Der Fürst erhob sich. "Dukakis sagte uns, dass Komoris vorzugsweise an Friedhöfen gerufen werden... Gestern Nacht ist der Trinity Cemetery geschändet worden. Sieh dir die Fotos in meinem Dossier an, Chase!"

"Ja, Herr", gehorchte Chase. Er nahm die Mappe, betrachtete die Fotos. "Es sieht aus, als hätte man die Leichen aus der Erde geholt..."

"...oder als sie wären selbst daraus hervor gekrochen!", ergänzte der Fürst. "Aber die Toten waren noch in der Erde, wie der Polizeibericht feststellt. Aber das spricht nur für meinen Verdacht. Schließlich nehmen die Komori ja nur die Gestalt der Toten an..."

"Verstehe", murmelte Chase.

"Verhaftet wurde ein sehr interessanter Mann, der inzwischen wieder gegen Kaution auf freiem Fuß ist", fuhr der Fürst fort. "Sein Name ist Moses Jordan."

"Den Namen habe ich vielleicht schon mal gehört!"

"Gut möglich! Er lässt Tote auferstehen, um die verdammten Seelen ihre Sünden bekennen zu lassen!"

"Verstößt er damit nicht gegen jegliche Gesetze zur Regelung des Bestattungswesens?"

Der Fürst nickte. "Den Behörden gegenüber behauptet er, es handele sich um eine Show-Veranstaltung. Und bislang konnte ihm das Gegenteil nicht nachgewiesen werden. Vielleicht hat auch nur noch niemand genau genug ermittelt."

Chase blätterte das Dossier durch. Er fand auch einige Bilder von Moses Jordan. Ein Pressefoto zeigte ihn als Mittvierziger. Das Bild, das auf dem zuständigen NYPD-Revier bei der erkennungsdienstlichen Behandlung gemacht worden war, zeigte einen Greis.

Der Fürst musterte Chase einen Augenblick. Ein dünnes Lächeln stand in seinem bleichen Gesicht.

"Du wunderst dich über den Alterungsprozess..."

"Auch ein Indiz, Herr!"

"Ja, so ist es. Ich bin überzeugt davon, dass du im Umfeld dieses Predigers auf jene Macht stoßen wirst, die hinter diesem Angriff steckt."

"Ja, Herr."

Chase verneigte sich leicht.

"Das war alles", sagte der Fürst. Seine Stimme klirrte wie Eis.

Chase wandte sich zum Gehen. Nach ein paar Schritten drehte er sich noch einmal um. Fürst von Radvanyi hob die Augenbrauen.

"Gibt es sonst noch irgendwelche Neuigkeiten?", fragte Chase.

Der Fürst wusste genau, was sein Stellvertreter meinte.

Er nickte leicht. "Es hat am vergangenen Tag nur eine Gruppe illegal in New York weilender Vampire erwischt, die in einem Kellerraum hausten."

"Ich weiß nicht, ob ich das beruhigend finden soll."

"Im Moment ist wahrscheinlich jeder Vampir zwischen Hudson und East River froh, wenn er die nächste Nacht erlebt! Übrigens sind in deinen Unterlagen auch Karten für die nächste Show des Predigers! Wenn du dich beeilst, schaffst du es noch!"

Chase verzog das Gesicht zu einem zynischen Lächeln.

"Ich muss sagen, im Moment wäre mir selbst ein konventioneller Gottesdienst mit reichlich Weihwasser lieber!"


Die große Halloween Horror Sammlung November 2021

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