Читать книгу Meine besten Action Thriller November 2021: 7 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 23
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Der Blonde hielt seinen Wagen – einen unscheinbaren Ford – und stellte den Motor ab. Er befand sich auf einer Industriebrache in West New York. Das Hudson-Ufer lag in unmittelbarer Nähe. Da klare Sicht herrschte konnte man die Silhouette des Big Apple gut erkennen.
Der Blonde tickte ungeduldig mit den Fingern auf dem Lenkrad. Sein Gesicht war dunkelrot angelaufen. Die Lippen aufeinander gepresst. Wenn er etwas hasste, dann war es Unprofessionalität und schlecht vorbereitete Jobs.
Genau so einen hatte er jetzt gerade hinter sich.
Der Fehler lag dann zwar beim Auftraggeber, aber der Blonde wusste genau, dass er am Ende das Hauptrisiko trug.
Er war sogar gezwungen gewesen, dieselbe Waffe ein zweites Mal zu benutzen, was er ansonsten tunlichst vermied.
Eine schwarze, überlange Limousine fuhr jetzt auf das asphaltierte Gelände.
Die Limousine fuhr so neben den Ford, dass das hintere Seitenfenster dem Fenster an der Fahrerseite des Ford gegenüberlag.
Der Blonde ließ die Scheine herunter.
Auf der anderen Seite senkte sich getöntes Panzerglas.
„Guten Morgen, Skorpion!“, sagte eine dunkle Stimme aus dem Inneren der Limousine. Der Kopf war nicht zu sehen, dafür aber die Hände. Sie waren feingliederig und für einen Mann fast schon zierlich.
Pianistenhände!, dachte der Mann, der Skorpion genannt worden war.
Diese Hände waren gefaltet. Am linken Ringfinger war ein Ring mit einem in Gold gefassten schwarzen Stein zu sehen.
„Ich habe Ihr zweites Problem auch gelöst“, sagte Skorpion kühl.
„Das freut mich zu hören. Eine entsprechende Zahlung ist für Ihr Schweizer Nummernkonto bereits angewiesen.“
„Und der Baranteil?“
„Einen Moment.“
Eine der zierlichen Hände reichte einen Umschlag ans Fenster.
Skorpion nahm ihn an sich, riss ihn auf und blickte hinein.
Dann legte er ihn auf den Beifahrersitz.
„Zählen Sie ruhig nach, Skorpion. Sie sind doch als Pedant bekannt!“ Ein leises Kichern folgte. „Ich gehe davon aus, dass Sie Computer, Handy, Telefonregister und was Sie dergleichen mehr in Brad Sussmans Laden vorfanden, vernichtet haben.“
„Tut mir leid, das war nicht möglich.“
„Wie bitte?“
„Es hat mich niemand darüber informiert, dass sich diese Dinge in einem Raum befinden, der mit einer Stahltür verschlossen wurde. Hätten Sie es mir gesagt, wäre das eine Kleinigkeit gewesen, mir Zugang zu verschaffen. Aber da ich nicht das richtige Werkzeug dabei hatte, musste ich an meine eigene Sicherheit denken und verschwinden.“
Es folgte eine Pause. Die zierlichen Hände krampften sich zu Fäusten zusammen.
„Dann will ich mal hoffen, dass Mister Sussman genauso vorsichtig gewesen ist, wie Grotzky und keinerlei Spuren hinterließ, die auf sein Business hindeuten.“
Skorpion verzog das Gesicht. „Wenn Brad Sussmans Leben so chaotisch wie sein Laden war, sehe ich da nur die Hoffnung, dass die andere Seite in dem ganzen Durcheinander die wirklich wichtigen Dinge übersieht...“ Er zuckte die Schultern. „Tut mir leid, aber ich habe Ihnen ja gesagt, dass eine gute Vorbereitung alles ist.“
„Aber manchmal gibt es Entscheidungen, die sehr schnell getroffen werden müssen!“, erwiderte der Mann mit den zierlichen Händen. Er lockerte den Ring und ließ ihn den Finger hinauf und hinunter gleiten. Die Nervosität war ihm deutlich anzumerken. „Wie auch immer. Ihr Problem soll das nicht sein. Unsere Zusammenarbeit ist beendet. Ich danke Ihnen für die Präzision, mit der Sie gearbeitet haben und wünsche Ihnen alles Gute, Skorpion. Falls wir Ihre Dienste wieder benötigen, werde ich mich auf dem üblichen Weg an Sie wenden.“
Die dunkle Scheibe glitt bereits wieder empor.
„Warten Sie!“, forderte der Blonde.
Di Scheibe stoppte und verdeckte das untere Drittel der Fensterfläche.
„Ja, bitte?“
„Ich habe mir das etwas anders vorgestellt.“
„Ach, ja?“
„Bevor ich William Grotzky liquidiert habe, hatte ich Zeit genug, mich umfassend vorzubereiten, ihn zu beobachten und jedes Detail seiner Lebensgewohnheiten auszukundschaften, um dann im richtigen Moment zuzuschlagen.“
„Worauf wollen Sie hinaus, Skorpion?“
„Ich weiß, womit William Grotzky alias Jack Aarons seinen Ferrari bezahlen konnte, welche Geschäfte ihn reich gemacht haben und wer sonst noch daran beteiligt ist. Einen dieser Komplizen musste ich ja leider aus dem Weg räumen. Die anderen Beteiligten werden sich fragen, ob sie langfristig gesehen auch befürchten müssen, dass sie jemand von den Fleischtöpfen dieses schmutzigen Business wegdrängt!“
„Schmutzig?“, echote der Mann mit den zierlichen Händen. Ein heiseres Lachen folgte. „Das muss ein Mann wie Sie gerade sagen.“
Skorpion verzog das Gesicht zu einer zynischen Maske. „Ich bin doch nur die Waffe, die von Leuten wie Ihnen abgedrückt wird.“
„Was wollen Sie?“
„Ah, ganz der Geschäftsmann! Sie schalten gleich um auf das Wesentliche. Das gefällt mir!“
„Bringen Sie es auf den Punkt, Skorpion. Vielleicht können wir uns einigen. Ist es angemessen, wenn ich Ihnen noch einmal fünfzig Prozent dessen überweise, was Sie bereits bekommen haben?“
„Nein, ich denke da in anderen Dimensionen“, erwiderte der Blonde. „Ich will denselben Anteil bekommen, wie Grotzky ihn verbuchen konnte.“
Ein Gelächter drang aus der Limousine.
„Sie sind vollkommen verrückt, Skorpion. Wenn Sie Grotzky wirklich so genau ausgeforscht haben, wie Sie behaupteten, dann wissen Sie auch, dass der Kerl für sein Geld auch eine Leistung erbrachte!“
„Er hat seine Kontakte eingebracht. Aber mittlerweile gehen ja auch Sie davon aus, darauf verzichten zu können und das Business in eigener Regie weiterführen zu können. Andernfalls hätten Sie mir ja wohl nicht den Auftrag gegeben, ihn auszuknipsen, oder?“
„Sie haben keine Ahnung, Skorpion.“
„Unterschätzen Sie mich nicht!“
„Meine Antwort heißt nein. Es scheint ein Fehler gewesen zu sein, Sie zu engagieren, Skorpion und ich werde dafür sorgen, dass sich das herumspricht!“
„Ich hatte etwas in der Art befürchtet“, erklärte der Blonde. „Deswegen möchte ich daran erinnern, dass ich Sie in einem kleinen, aber doch wesentlichen Detail falsch informiert habe.“
„So?“
„Ich habe das Handy von William Grotzky keineswegs entsorgt. Es befindet sich nach wie vor in meinem Besitz. Die Verbindungsdaten dürften sehr aufschlussreich sein und die Fingerabdrücke von Grotzky habe ich natürlich sorgfältig erhalten. Angenommen, dass FBI bekäme dieses Gerät anonym zugesandt, wäre das vielleicht das Ende Ihres erlauchten Kreises.“
In der Limousine herrschte zunächst Schweigen.
Dann war ein schweres Atmen zu hören.
„Gut, ich sehe ein, dass wir zu einer Einigung kommen müssen.“
„Wie die aussehen kann, habe ich Ihnen gesagt. Meine Schweizer Bankverbindung kennen Sie ja.“
„Ja“, murmelte der Mann mit den zierlichen Händen tonlos.
„Auf eine auch in der Zukunft gute Zusammenarbeit!“, lächelte Skorpion. „Und falls Sie in nächster Zeit mal wieder ein ‚Problem’ wie William Grotzky oder Brad Sussman haben sollten, dann wenden Sie sich vertrauensvoll an mich. Ich denke, so ein Job wäre dann im Preis mit inbegriffen.“