Читать книгу Meine besten Action Thriller November 2021: 7 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 26
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Zur gleichen Zeit befanden sich Clive Caravaggio und Orry Medina auf dem Gelände des Battery Park an der Südspitze Manhattans. Die Sonne schien und man hatte eine gute Fernsicht zur Statue of Liberty. Ganz in der Nähe war die Anlegestelle der Fähre, die dorthin verkehrte und sich gerade auf halbem Weg befand.
Orry blickte auf seine Uhr.
„Harry DiAngelo lässt sich aber Zeit“, stellte er fest.
„Nur Geduld, Orry! Auf ihn war immer Verlass!“, erwiderte Clive. „Und wenn es ein paar Minuten länger dauert, dann gibt es auch einen Grund dafür.“
Ein Mann im karierten Jackett saß auf einer Bank und legte seine Zeitung zur Seite. Es war der ‚Corriere della Sera’.
Sein Haar war grau und der Ansatz wies deutliche Geheimratsecken auf.
Er stand auf ging auf die beiden FBI-Agenten zu. Dabei ließ er immer wieder nervös den Blick schweifen.
„Hallo, Mister Caravaggio“, sagte er mit heiserer Stimme und bedachte Medina mit einem misstrauischen Blick. „Als wir uns das letzte Mal trafen, waren Sie allein!“
„Das ist Agent Medina“, erklärte Clive. „Sie können ihm genauso gut vertrauen wie mir. Auch wenn er kein Italiener ist.“ Clive wandte sich an Orry. „Das ist Mister DiAngelo.“
Harry DiAngelo war ein Buchmacher aus Little Italy. Seit er vor Jahren seine Frau bei einer Mafia-Schießerei verloren hatte, versorgte er das FBI regelmäßig mit Informationen. Wiederholt hatte sich herausgestellt, dass DiAngelo förmlich das Gras wachsen hörte und als einer der bestinformierten Personen in Little Italy galt.
Er faltete seine Zeitung etwas kleiner. „Ich kann nicht behaupten, dass Italienisch meine Muttersprache ist“, meinte er. „Ich musste es lernen wie eine Fremdsprache und jetzt sehe ich zu, dass ich mich etwas fit halte und es nicht wieder vergesse!“ DiAngelo steckte die Zeitung in die Seitentasche seines Jacketts und fuhr dann fort: „Meine Frau konnte diese Sprache noch perfekt, weil ihre Mutter direkt aus Italien ausgewandert ist, während meine Familie schon um die Jahrhundertwende nach Amerika kam.“
„Sie sagten am Telefon, dass Sie etwas Wichtiges für mich hätten“, versuchte Clive das Gespräch auf den Kern der Sache zu bringen.
„Arbeiten Sie an dem Fall Grotzky?“
„Ja.“
„Es hat in Little Italy die Runde gemacht, dass Grotzky in Wahrheit Jack Aarons war, der Mann der Andrea Giacometti in den Knast brachte.“
„Giacometti hat damals bittere Rache geschworen“, gab Clive zurück.
DiAngelo nickte. „Es ist ein offenes Geheimnis, dass sein Sohn Michael Giacometti damals ein Kopfgeld auf Jack Aarons ausgesetzt hat.“
„Sie haben mich damals gewarnt und diese Warnung ist auch an Jack Aarons weitergegeben worden. Das ist alles nichts Neues für uns, Mister DiAngelo.“
„Aber neu dürfte für Sie sein, dass jemand sich dieses Kopfgeld abgeholt hat!“, erklärte der Informant. „Ich weiß es aus sicherer Quelle.“
Clive hob die Augenbrauen und wechselte einen kurzen Blick mit Orry. „Wissen Sie auch zufällig, wer das gewesen ist?“
Er schüttelte den Kopf.
„Nein, darüber kursieren die wildesten Gerüchte. Aber ich könnte der Sache mal nachgehen.“
„Sie sollten kein persönliches Risiko eingehen.“
„Wenn Michael Giacometti dafür seinem Vater in den Knast folgen sollte, wäre es mir das Risiko wert“, erklärte er. Er sah Clive mit großen, hoffnungsvollen Augen an. „Ist doch so, wenn sich nachweisen ließe, dass Michael Giacometti dieses Kopfgeld ausgesetzt und dem Mörder übergeben hat, könnte die Justiz ihn doch festnageln?“
„Wenn, Mister DiAngelo! Aber das ist schwer nachzuweisen.“
„Ich werde tun, was ich kann“, versprach er. „Und jetzt muss ich wieder los. Ich stehe schon viel zu lange mit Ihnen herum!“
„Wann werden Sie sich denn ein Handy anschaffen, Mister DiAngelo?“, fragte Clive noch. „Das würde manches leichter machen. Vielleicht können wir es sogar auf die Spesenrechnung des FBI setzen.“
DiAngelo schüttelte den Kopf und hielt seine rechte Hand hoch, wobei er alle Finger abspreizte.
„Können Sie sich vorstellen, dass man mit diesen Wurstfingern diese winzigen Knöpfe bedienen kann? Nein, das lasse ich lieber. An diese Dinger werde ich mich nicht mehr gewöhnen, dazu bin ich zu alt.“
„Man ist nie zu alt, Mister DiAngelo!“
„Werden Sie erstmal 73, dann reden Sie auch nicht mehr so daher! Wie auch immer – ich melde mich bei Ihnen. Darauf können Sie sich verlassen!“
Harry DiAngelo entfernte sich mit schnellen Schritten.
Clive sah ihm einen Augenblick lang nach.
„Und du glaubst wirklich, dass das mehr als Hörensagen ist, was dieser Mann uns bietet?“, fragte Orry.
„Alles, was er uns früher geliefert hat, hatte Hand und Fuß, Orry. Der Mann weiß einfach Bescheid. In Little Italy stirbt kein Meerschweinchen, ohne dass DiAngelo das mitbekäme!“