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Am Abend besuchten wir das ‚Plaisir’ in der Avenue B. Diesmal herrschte hier bereits Betrieb. Der Türsteher erkannte uns wieder und winkte uns durch, ehe wir überhaupt unsere Ausweise gezückt hatten. Kaum jemand achtete auf uns. Die Aufmerksamkeit der meisten Gäste war auf die Tänzerinnen fixiert.

Vic Ellings fanden wir an der Bar.

„Guten Abend, Mister Ellings. Unsere Ausweise haben Sie schon gesehen“, begann ich. „Wir haben noch ein paar Fragen an Sie und würden eigentlich auch gerne noch einmal mit Donald Sorenson, Ihrem Barkeeper, sprechen.“

„Da muss ich Sie leider enttäuschen, Agent Trevellian.“

„So?“

„Bei Ihnen weiß auch die rechte Hand nicht, was die Linke tut, oder? Donald ist heute von Ihren Kollegen der Drogenfahndung festgenommen worden.“ Ellings hob die Hände. „Ich habe damit nichts zu tun, und das war auch nicht im ‚Plaisir’. Die genaueren Umstände kann ich Ihnen nicht sagen, ich weiß nur, dass Donald seit längerem damit zu tun hat. Ich dachte eigentlich, er sei von dem Teufelszeug los, aber anscheinend stimmte das nicht. Und da er nun auch keine Bewährung mehr bekommt, werde ich mir wohl oder übel einen neuen Barkeeper anstellen müssen!“

„Das ist schade“, sagte ich. „Aber ich bin überzeugt davon, dass wir anderweitig Gelegenheit haben werden, Mister Sorenson zu sprechen.“

„Unsere Fragen betreffen diesen Mann!“, erklärte Milo und zeigte ihm ein Foto des Blonden. „Er nennt sich Daniel Garth oder auch einfach ‚Skorpion’. Aber sein wirklicher Name ist George Riley Mattucci. Wir sind überzeugt davon, dass Sie ihn persönlich kennen, Mister Ellings!“

„Ich arbeite schon ziemlich lange in der Unterhaltungsgastronomie. Was glauben Sie wohl, wie viele Menschen man da so kennen lernt! Ich habe Ihnen schon mal etwas Ähnliches gesagt und muss mich bei dieser Gelegenheit leider wiederholen: Es ist vollkommen unmöglich, sich alle Gesichter zu merken!“

„Dieser Mann ist ein Killer. Er hat eine Ihrer Tänzerinnen umgebracht. Das sollte Sie als fürsorglichen Arbeitgeber doch nicht ganz so kalt lassen, Mister Ellings“, sagte ich. „Sehen Sie sich den Mann noch einmal in aller Ruhe an. Er soll sich vor kurzem ein Kopfgeld verdient haben, das auf einen gewissen William Grotzky von niemand anderem als Ihrem Freund Michael Giacometti ausgesetzt worden ist.“

„Wer behauptet, dass Michael Giacometti mein Freund ist?“

„Ihr Geschäftspartner“, korrigierte Milo. „Drehen Sie es wie Sie wollen.“

„Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie ich Ihnen weiterhelfen soll!“, gestand er und bleckte dabei verlegen die Zähne.

Ich nahm einen neuen Anlauf, um Ellings zu bewegen uns doch noch weiterzuhelfen. Im Moment schien er die Notwendigkeit dafür einfach nicht einzusehen und vielleicht auch den Zorn seines großen Gönners Michael Giacometti zu fürchten.

Ich musste ihm also die Angst nehmen, sich in irgendetwas zu verstricken. „Hören Sie, wir sind nicht hinter jemanden wie Ihnen her, der mit fremdem Geld eine Table Dance Bar führt. Wir wollen Ihnen weder etwas anhängen noch sonst wie in die Suppe spucken. Uns geht es ausschließlich um diesen Mann und alles, was Sie uns über ihn sagen können. Sie beide haben in Clubs als Türsteher angefangen, die unter Giacomettis Kontrolle standen und es würde mich sehr wundern, wenn sich nicht am Ende nachweisen ließe, dass Sie sich tatsächlich begegnet sind. Auch wenn es Jahre zurückliegt!“

Ich legte ihm eines jener Bilder hin, das Mattucci als jungen Mann zeigte.

„Was ist?“, hakte Milo nach.

„Okay, okay... Ich kenne den Kerl. Sie haben Recht, er heißt Mattucci. Aber besonders enge Bekannte waren wir nicht.“

„Vielleicht können Sie uns trotzdem etwas über ihn erzählen.“

„Was denn? Dass er einen völlig kranken Geschmack hatte und für sein Leben gerne Majonäse auf Pizza machte, bis sie in Fett schwamm? Und jetzt sagen Sie mir nicht, dass so etwas ein früher Hinweis darauf ist, dass jemand auf die schiefe Bahn kommt.“

„Man sollte den Zusammenhang mal untersuchen“, antwortete ich.

„Er war ein sehr guter Schütze und hervorragender Nahkämpfer. Wir haben zusammen in einem Kung Fu-Studio in Little Italy trainiert. Aber das Studio gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Dort ist heute ein Coffee Shop drin.“ Er zuckte die Schultern. „Was soll ich sonst noch sagen? Dass er vielleicht aggressiv war? War er nicht. Ganz im Gegenteil. Er blieb auch in kritischen Situationen immer ruhig und besonnen.“

„Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?“, fragte ich.

„Das ist schon viele Jahre her. Wir haben uns aus den Augen verloren.“

„Und das Kopfgeld?“

„Ach, es kursieren so viele Geschichten in Little Italy. Ich gebe nicht viel auf Gerüchte.“


Meine besten Action Thriller November 2021: 7 Strand Krimis

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