Читать книгу Meine besten Action Thriller November 2021: 7 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 30
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Der Verlust von zwei Kollegen war für das gesamte Field Office ein Schock. Jeder von uns weiß, dass dies unter Umständen zu den Risiken gehört, die jeder eingeht, der im Dienst des FBI oder einer anderen Polizeieinheit steht. Zwischenzeitlich mag man das erfolgreich verdrängen, aber das Risiko bleibt doch immer wie ein Schatten im Hintergrund.
Als wir am Abend in unsere Büros an der Federal Plaza zurückkehrten, waren wir alle ziemlich schweigsam.
Für uns konnte die kaltblütige Ermordung unserer Kollegen eigentlich nur ein zusätzlicher Ansporn sein, den Täter zu finden und die Hintergründe jener Verbrechensserie aufzuklären, die nach unseren bisherigen Erkenntnissen mit der Ermordung des ehemaligen FBI-Agenten William Grotzky begonnen hatte.
Der Zwischenstand unserer Ermittlungen war eher deprimierend. Zwar stand inzwischen fest, dass Grotzky und Sussman mit derselben Waffe getötet worden waren, aber das hatten wir ohnehin vermutet.
Die Namen, die in den Pässen des Killers gestanden hatten, waren in keinem der über NYSIS zugänglichen Datenarchive gespeichert.
Allerdings brachten die Fingerabdrücke uns vielleicht noch weiter. Einer der Abdrücke war identisch mit einer Spur, die vor zehn Jahren nach einer Schießerei in einem Nachtlokal namens ‚Bella’ genommen worden war.
„Der Laden lag in der Avenue B“, berichtete Max Carter, nachdem er in unser gemeinsames Dienstzimmer hineingeschneit war und uns über die neuesten Ergebnisse seiner Abteilung in Kenntnis gesetzt hatte.
„Waren wir da nicht kürzlich erst?“, fragte Milo.
Max schnipste mit den Fingern. „Du denkst in der richtigen Bahn, Milo! Das ‚Bella’ war ein Club, der unter der Regie von Andy Giacometti stand. Als er dann zunehmend Schwierigkeiten mit der Justiz bekam und man vermutete, dass das völlig unprofitable Etablissement nur der Geldwäsche diente, wechselte es mehrere Male den Besitzer. Zuletzt überschrieb es Andy Giacometti seinem Sohn Michael. Dann wurde es geschlossen und unter dem Namen ‚Plaisir’ neu eröffnet. Die Besitzverhältnisse waren zunächst etwas dubios. Mehrere Namen wechselten da in rascher Folge ab. Der letzte in dieser Reihe ist Vic Ellings – aber es pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass Ellings nur ein Strohmann von Michael Giacometti ist!“
„Also noch eine Verbindung zum Giacometti-Clan!“, stellte ich fest.
„Vielleicht haben wir die Bande durch unseren Auftritt im Plaisir etwas aufscheuchen können“, hoffte Milo.
„In dieser Hinsicht bin ich weniger optimistisch“, meinte ich. „Wenn es wahr ist, was Clive uns von seinem Informanten berichtet hat und sich der Killer tatsächlich das Kopfgeld bei Michael Giacometti abgeholt hat, zeugt das eigentlich dafür, dass die Familie sich sehr sicher fühlt.“
Max nickte. „Durchaus möglich, dass sie das Gerücht darüber, dass jemand das Kopfgeld bekommen hat, absichtlich gestreut wurde, so nach dem Motto: Einem Giacometti spuckt man nicht in die Suppe und wenn man es doch versucht, muss man unter Umständen auch Jahre später dafür einen bitteren Preis zahlen.“
„Was ist mit dem Abgleich der Bilder, die wir von dem blonden Killer haben?“, hakte ich an Max gewandt nach. „Gibt es da wirklich keine Übereinstimmungen mit den Daten, die uns über NYSIS zugänglich sind?“
„Wir sind dabei, die Fotos telemetrisch auszuwerten und dann einen Abgleich unter ganz bestimmten Merkmalen durchzuführen. Dazu werden wir auch das Videomaterial der Subway Station heranziehen. Wie gesagt, wir arbeiten jetzt noch ein paar Stunden daran. Vielleicht liegt morgen früh schon etwas vor. Ach – habe ich euch schon gesagt, was der DNA-Test von Blutspritzern an Grotzkys Hose ergeben hat?“
Milo und ich schüttelten den Kopf.
„Nein, keine Ahnung!“, sagte ich.
„Der Bericht liegt schon bei Mister McKee. Die Spur reichte nicht aus, um wirklich einen Individualabgleich durchzuführen. Aber es steht jetzt definitiv fest, dass die Blutspritzer nicht von einem Menschen stammen.“
„Sondern?“
Max grinste. „Ihr kommt nicht drauf! Es war ein Hund. Wir sind daraufhin alle Fälle durchgegangen, in denen Hunde in einer Schießerei eine Rolle spielten.“
„Und?“
„In der Nähe des alten Navy Yards in Brooklyn wurde vor sechs Wochen die Leiche von Eric Sundstrom gefunden. Sundstrom galt als eine graue Eminenz des illegalen Waffenhandels. Er war sehbehindert und hatte deswegen immer einen Hund an seiner Seite.“
„Grotzky hat neben Sundstrom gestanden, als er erschossen wurde!“, schloss ich.
„Ja. Wir haben einen Abgleich zwischen den am Tatort in der Nähe des Navy Yard aufgefundenen Projektile und Grotzkys Waffe durchgeführt.“
„Mit welchem Ergebnis?“
„Negativ, Jesse. Wir hatten angenommen, dass er irgendeiner Form an der Schießerei beteiligt war, denn er muss genauso in der Schusslinie gestanden haben.“
„Aber jemand wie Grotzky kannte doch alle Tricks“, meinte Milo. „Ich stelle mir vor, was da abgelaufen ist. Grotzky trifft sich mit einem Geschäftspartner an einem geheimen Treffpunkt.“
„Er begleitete ihn wahrscheinlich dort hin!“, korrigierte Max.“
„Danach wurde geschossen. Entweder, es kam bei einer Verhandlung zum Streit, oder jemand wollte die beiden aus dem Weg räumen. Auf jeden Fall hätte jemand wie Grotzky sich sofort eine andere Waffe besorgt, nachdem er an der Schießerei beteiligt war.“
„Milo hat recht“, fand ich. „Also spricht der negative Ballistik-Test nicht dagegen. Und dass Grotzky sich bei dem Gefecht nicht gewehrt hat, halte ich für ausgeschlossen.“
„Er wäre dann auch wohl kaum ich am Leben“, stellte Max fest.
Ich lehnte mich in meinem Bürostuhl zurück. „Immerhin haben wir jetzt einen ersten Hinweis, in welcher Branche Grotzky sein Geld verdiente.“
„Mit Waffen!“, ergänzte Milo.