Читать книгу Dämon III - Alfred Broi - Страница 5
(K)ein Plan
Оглавление„Das hat sein Großvater getan?“ Cynthia stoppte ab, drehte sich zu Francesco, zog ihre Augenbrauen in die Höhe und schaute ihn mit großen Augen an.
Während sein Blick weiterhin auf das riesige burgähnliche Gebäude auf dem Berghang etwa fünfhundert Meter vor ihnen gerichtet war, nickte Francesco ihr zu. „Deshalb werden sie verstehen, warum es so wichtig ist, dass wir umgehend eingreifen!“ Seine Augen zuckten immer wieder zu jeder Seite, um die Dämonen, die zu Dutzenden um sie herumschwirrten, im Blick zu behalten.
„Wer hat was getan?“ Das war Heaven, die an ihnen vorbeiging. Auch sie beobachtete die Dämonen, doch schien sie vollkommen unaufgeregt und relaxt zu sein. Eine Antwort wollte sie jedoch offensichtlich gar nicht haben, denn sie ging einfach weiter, bis sie Razor erreicht hatte, der im Moment zusammen mit Bim und den beiden Brüdern Horror und Terror die Vorhut der Gruppe bildete.
Stattdessen aber war – natürlich – Douglas ebenfalls stehen geblieben und schaute jetzt den Italiener mit großen Augen an. „Oh Mann, wenn Chris das erfährt, bringt er den Alten glatt um!“
Augenblicklich verdunkelte sich Cynthias Gesichtsausdruck. „Doug?“
„Ja, Schatz?“ erwiderte er mit einem sanften Lächeln.
„Chris Großvater ist schon lange tot!“ Ihre Stimme klang genervt und ihr Blick zeigte deutlich, dass sie allmählich am Geisteszustand ihres Mannes zweifelte.
Douglas erkannte augenblicklich seinen Fehler und wurde ernst. „Oh verdammt! Du hast Recht!“ Er verzog sein Gesicht zu einer gequälten Grimasse. „Dann lässt er das wieder an mir aus!“
Cynthias Blick verdunkelte sich nochmals. „Warum sollte er dich für die Taten seines Großvaters verantwortlich machen?“
Jetzt schaute sie Douglas etwas irritiert an. „Weil ich grundsätzlich an allem Schuld bin?“
Sofort zog Cynthia ihre Augenbrauen in die Höhe. „Stimmt!“ Sie lächelte. „Na dann bin ich mal gespannt, wie du aus der Nummer wieder rauskommst?“ Dabei grinste sie kurz.
„Na danke auch!“ grummelte ihr Mann zurück und verzog die Mundwinkel.
Bevor er jedoch mehr sagen konnte, rief Bim von vorn in einem mahnenden Tonfall „Leute!?“ und alle drehten sich zu ihm.
Dabei bemerkte Cynthia Silvia neben sich und das sanfte Lächeln auf ihren Lippen. „Was lachst du?“ fragte sie.
Ihre so lange tot geglaubte Freundin, für deren Befreiung sie alle den Trip in die Hölle erst auf sich genommen hatten, meinte. „Ihr beide seid süß! Ich habe immer gehofft, ich könnte mit Chris genauso sein!“
„Süß?“ Cynthias Blick zeigte deutliche Zweifel. „Wenn mich dieser große, dicke Bär zur Weißglut bringt, könnte ich ihn glatt umbringen!“
Silvia lachte leise auf. „Aber ihr liebt euch. Das sieht man in jedem Moment. Keiner kann ohne den anderen. Das finde ich total toll!“ Sie schaute ihre Freundin direkt an und ihr Blick wurde wehmütig. „Bewahrt euch das, so lange ihr könnt!“ Damit ging Silvia zu den anderen.
Cynthia wollte ihr etwas nachrufen, doch sie blieb stumm. Den Grund für Silvias Worte konnte sie absolut verstehen. Es war beinahe ein wahres Drama gewesen, bis die beiden – Silvia und Christopher – endlich zusammengefunden hatten. Doch nur Silvia hatte in den darauffolgenden Jahren immer und immer wieder gezeigt, dass sie ihren Partner wirklich liebte. Christopher – dieser damals über alle Maßen not- und dauergeile Bock – verlegte sein Rohr wie Stahlbauer ihre im Akkord und trampelte damit eigentlich viel zu oft auf Silvias Gefühlen herum. Warum sie Chris nicht schon längst verlassen hatte, hatte Cynthia nie verstehen können, bis ihr klar wurde, dass Silvia ihn halt schlicht und einfach nur wirklich liebte. Christopher schien dies lange Zeit aber kaum zu interessieren, bis zu dem Moment, da Silvias Leben durch den Dämon in akute Gefahr geriet. Erst da begriff er ganz allmählich, wie viel ihm diese Frau wirklich bedeutete und was es hieß, ehrlich zu lieben und diese Liebe auch zu geben und nicht nur zu empfangen. Doch in dem Moment, da er das endlich verinnerlicht hatte, verlor er Silvia scheinbar für immer, als sie beim Eintritt in das Tor zur Hölle starb.
Das nachfolgende Jahr war für ihn dann weitaus schlimmer, als die Hölle es wohl je hätte sein können. Erst als Douglas und Francesca ihm offenbarten, dass Silvia entgegen aller Annahmen und entgegen aller Logik, doch nicht tot war, sondern sich noch immer lebend in der Hölle befand, ließen ihn wieder Hoffnung schöpfen.
Mit dem Durchgang durch das Tor zur Hölle riskierte er sein Leben für sie, nur um dann hier zu erkennen, dass die Zeit an diesem schlimmsten aller denkbaren Orte Silvia entscheidend und dauerhaft verändert hatte. Jetzt war er es, dessen Liebe nicht so erwidert wurde, wie sie es verdient gehabt hätte. Cynthia glaubte jedoch nicht, dass Silvia sich wirklich von ihm abgewandt hatte – selbst ein Jahr an diesem verdammten Ort konnte diese tiefen, ehrlichen und reinen Gefühle zu ihm nicht vollkommen zerstören – und die Tatsache mit welcher Leidenschaft Silvia sich der Rettung Christophers aus den Fängen der Dämonen verschrieben hatte, gab wirklich Grund zur Hoffnung. Dennoch war Cynthia sich bewusst, dass die beiden noch einen langen – sehr langen - Weg vor sich haben mochten, bevor ihr beider Traum – den nur sie beide erfüllen konnten, dem aber auch nur einzig sie selbst im Weg standen - wahr werden würde.
Cynthia war klar, dass sie helfen würde, wo sie konnte – und dass das am Ende auch für ihren Mann Douglas galt – doch natürlich würden die beiden das meiste selbst und allein erledigen müssen.
Mit diesen Gedanken etwas gestärkt, schloss sie schließlich zu den anderen auf. Dabei schaute sie hinauf zu dem gewaltigen Gebäudekomplex in düsterem Grau und glänzendem Schwarz, der an eine riesige Burg erinnerte und plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie eigentlich vollkommen wahnsinnig sein musste, diese Art von Gedanken zu haben, wo doch die Chancen, dass Christopher längst tot war oder aber innerhalb der nächsten Minuten sterben würde, sowas von genial gut standen, dass ihr schon im nächsten Moment spürbar übel wurde und sie tief durchatmen musste, um das flaue Gefühl im Magen wenigstens ein wenig zu überlagern.
Razors Kommentar, den er wohl auf eine Bemerkung Francescos hin abgab, führte ihr das sofort nochmals deutlich vor Augen. „Das sieht mir jetzt aber nicht wie ein Plan aus!“
Francesco lachte leise auf, doch sein Gesicht zeigte, dass er ein wenig ungehalten war. „Ich bin erst seit ein paar Minuten hier, junger Mann. Woher zum Geier sollte ich da einen Plan haben?“ Er brummte missmutig.
„Das ist jetzt nicht ihr Ernst, oder?“ Bim war sichtlich geschockt, was bei dem riesigen Bär von einem Mann wie ihm irgendwie niedlich aussah.
„Doch!“ Francesco nickte und ein sanftes Lächeln huschte über seine Lippen. „Aber den brauchen wir auch nicht. Das schaffen wir auch so!“
„Na dann…!“ Das war Horror, dem die Abneigung sichtlich ins Gesicht geschrieben stand. „…ist ja alles erste Sahne. Solange sie noch zuversichtlich sind!“ Er funkelte den Alten mit verzogenen Mundwinkeln an.
„Mann, unsere Gegner sind Dämonen und Schlimmeres!“ erklärte Francesco wieder leicht genervt. „Denen können sie nicht mit Logik begegnen!“
Horror brummte genervt, doch bevor er etwas erwidern konnte, trat Heaven zwischen ihnen. „Was meinen sie denn mit Schlimmeren?“
Francesco sah die junge Frau direkt an. „Dämonen agieren nicht vorausschauend. Das sollten sie wissen. Sie töten, fressen…!“ Er zuckte mit den Schultern. „...scheißen!“
„Echt?“ Das war Terror, der beinahe geschockt schien. „Die kacken wie wir?“
Alle in der Gruppe sahen ihn für einen Moment teils verständnislos, teils genervt an, doch keiner sagte etwas.
„Das beantwortet nicht meine Frage!“ meinte dann Heaven mit ernstem Gesicht und deutlich gereizt.
„Wenn es nur Dämonen wären, die Christopher gefangen genommen hätten, wäre er jetzt bereits tot!“ erwiderte Francesco. Er schaute in die Runde und als er das schmerzvolle Gesicht seiner Enkelin sah, verspürte er einen deutlichen Stich im Inneren.
„Also?“ Das war jetzt Cynthia, die natürlich erkannt hatte, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde.
„Sie haben ihn dorthin gebracht!“ Francesco deutete mit einem Nicken auf die Burg vor ihnen.
„Ach was?“ raunte Heaven, da diese Tatsache ja bereits mehr als offensichtlich war. „Und wer ist da?“
„Ihr Boss!“
„Ihr…Boss?“ Douglas Gesicht zeigte eine Mischung aus Überraschung und böser Vorahnung.
Francesco nickte. „Der Boss aller Dämonen!“ Wieder schaute er in die Runde und konnte jetzt ausnahmslos geschockte Gesichter erkennen.
„Und wer wäre das?“ fragte Silvia. Ihre Stimme klang schwach und ängstlich.
„Er hat viele Namen, denn er ist so alt wie die Zeit selbst. Doch mir gefällt…Samael, der Gefallene…am besten!“
„Gefallen?“ fragte Heaven. „Woraus?“
„Aus dem…!“
„Grandpa?“
„…Himmel!“ endete Francesco noch seinen Satz, dann wandte er sich an seine Enkeltochter. Als er ihr Gesicht sah, wusste er bereits, was sie von ihm wollte. „Ja meine Sonne?“
Als Silvia den Kosenamen hörte, den ihr Großvater früher immer gebraucht hatte, konnte sie ein kurzes Lächeln nicht verhindern, doch wurde sie sofort wieder ernst. „Können wir uns…bitte...um Chris kümmern?“
Da wurde Francesco bewusst, dass sie schon eine geraume Zeit beinahe getrödelt hatten. „Aber natürlich, Conchita. Du hast vollkommen Recht!“ Er wandte sich an die Gruppe, speziell aber an die, die mit ihm diskutiert hatten. „Wir sollten aufhören zu reden und uns auf unsere Aufgabe konzentrieren!“
„Und wie bitte schön sollen wir das jetzt anstellen?“ raunte Horror. „Ich meine reingehen und höflich fragen ist ja wohl schon mal nicht, oder?“
Francesco konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen. „Natürlich nicht. Wir müssen uns schon was einfallen lassen!“
„Aber…!“ Das war Alfredo, der bisher still geblieben war. „…du sagtest doch, du hättest keinen…!“
Francesco wandte sich zu ihm. „Sohn!“ Er sah Alfredo direkt und mit ernster Miene an. „Habe ich schon jemals etwas ohne Plan gemacht?“
„Dann haben sie also doch einen?“ rief Heaven erstaunt.
Francesco sah die junge Frau an und musste grinsen. „Aber natürlich habe ich einen!“ Und dann zwinkerte er ihr verschwörerisch zu.