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Die unmögliche Hoffnung
ОглавлениеDie Welt um sie herum stand still und ihr Herz setzte für einen einzigen, aber langen Schlag einfach aus.
Doch in ihrem Inneren tobte ein unfassbarer Sturm, wie Talea es noch niemals zuvor gespürt hatte und trieb ihren Verstand bis weit über die Grenzen der Vernunft hinaus, dass sie absolut nicht sicher war, ob sie jemals wieder zurückfinden würde.
Dann begann ihr Herz wieder zu schlagen, so wild, so kraftvoll, so aufgeregt, dass sie fühlen konnte, wie ihr Blut in ihren Adern pulsierte und hören, wie es in ihren Ohren rauschte. Sie war der Ohnmacht näher, als dem Bewusstsein. Ihr ganzer Körper erzitterte, ein heißkalter Schauer nach dem anderen durchzuckte ihn.
Und doch änderte sich das Bild vor ihren Augen nicht. Wurde teilweise unscharf, weil ihr Organismus kurz davor war umzukippen, aber immer noch so klar, dass ihr klar war, dass sie eigentlich nur träumen konnte.
Alles hatte mit dem Brief begonnen, den sie eines Tages auf ihrem Kopfkissen vorfand und in dem ihr Eric mit knappen, aber sehr emotionalen Worten erklärte, dass er im Begriff war, etwas furchtbar Gefährliches zu tun, er es aber tun müsse, weil andernfalls die Konsequenzen weitreichend und absolut katastrophal wären. Er machte zwar nur Andeutungen, doch die reichten bereits aus, um ihre eine eiskalte Gänsehaut nach der anderen zu bereiten. Ganz besonderen Wert legte er darauf, dass er zwar nicht den Auftrag ausführte, für den er vom FBI eigentlich eingeplant gewesen war, dass jedoch niemand, ganz besonders aber nicht sein Arbeitgeber jemals davon erfahren durfte, was er wirklich tat.
Talea machte sich sofort unglaubliche Sorgen, denn dieser Brief war so vollkommen anders, als alles, was in ihrer Ehe sonst vorherrschte: Liebe und Vertrauen.
Natürlich war ihr bewusst, dass Eric durchaus einen gefährlichen Job hatte. Er arbeitete schließlich beim FBI und auch wenn er nur selten im direkten Außeneinsatz war, so besaß er doch eine Schusswaffe und hatte es eben auch manchmal mit gewalttätigen Verbrechern zu tun. Doch natürlich verdrängte sie diesen Gedanken stets, denn ansonsten wäre eine Ehe oder gar die Gründung einer Familie vollkommen undenkbar gewesen. Eric selbst war der wunderbarste Mann, den sie je kennengelernt hatte und sich in ihn zu verlieben war daher quasi nur ein Klacks gewesen. Er war gebildet, sanft, sah absolut umwerfend aus, war sehr fantasievoll in vielen Dingen, verantwortungsbewusst und stark, sowohl in körperlicher, als auch in mentaler Hinsicht. Jeden Tag gab er ihr das Gefühl, dass Beste zu sein, was ihm je passieren konnte und ein ganz besonderer und wertvoller Mensch. Und zu ihren beiden Kindern war er ungeheuer liebevoll und ein echter Vater, wie man ihn sich wahrlich wünschte.
Taleas Leben war schlichtweg wundervoll zu nennen gewesen, der Schatten einer möglicherweise drohenden Katastrophe praktisch nicht vorhanden.
Jetzt aber war diese absolut greifbar und schon am nächsten Tag, als ein schwarzer Buick vor ihr Haus gefahren kam und ihm zwei Männer in schwarzen Anzügen, Sonnenbrillen und steinharten Gesichtszügen entstiegen, real. Denn noch während sie sich dem Haus näherten, wusste sie bereits, was sie ihr sagen würden. Sie begann zu zittern, ihre Knie wurden butterweich, sie spürte, wie die Dunkelheit einer Ohnmacht nach ihr griff. Es gelang ihr, sich noch zur Haustür zu schleppen, sie zu öffnen und wie durch einen Schleier zu hören, was ihr der ältere Mann mit versteinerter Miene zu sagen hatte. Zumindest bis zu dem entscheidenden Wort, dann umgab sie nur noch tiefste Schwärze. Dass sie zusammengesackte, bekam sie schon nicht mehr mit.
Im Krankenhaus dann realisierte sie erst richtig, was geschehen war. Laut FBI war Eric nur verschollen, doch sie wusste ja, dass dies nicht stimmte, dies aber gleichzeitig nur heißen konnte, dass er tot war. Es begann eine unendlich lange und unendlich qualvolle Zeit des Schmerzes und der Trauer, die sie jedoch tagsüber mit aller Macht unterdrückte, da sie natürlich für ihre Kinder stark sein musste und kein Abbild des Elends sein durfte. Nachts hingegen, wenn die beiden schliefen, durchlebte sie die absolute emotionale Hölle.
Vollkommen überraschend und zu einem Zeitpunkt, an dem sie allmählich lernte, mit dem Schmerz zu leben oder besser zumindest nicht mehr daran zu zerbrechen, kam dann der Anruf eines Mannes namens Douglas Maroon, der behauptete, ihren Mann gekannt zu haben und er einen Freund habe, der mit ihr reden wollte.
Obwohl sie ablehnen wollte, erkannte sie eine ehrliche, echte Traurigkeit in der Stimme des Mannes, die sie berührte und letztlich zustimmen ließ, sich mit ihm zu treffen.
Es sollte ein Treffen werden, dass sie niemals je wieder vergessen konnte und ihre Sicht der Dinge auf so furchtbare Art und Weise radikal veränderte.
Bevor sie aber wirklich verstand, was ihr da ein über aller Maßen trauriger und illusionsloser, vor allem aber gebrochener Mann namens Christopher Freeman mit dem wohl schmerzvollsten Blick, den sie je gesehen hatte, erzählte, durchlebte sie eine irrsinnige Achterbahnfahrt der Gefühle.
Danach war ihr klar, wie Eric wirklich gestorben war, aber auch, dass jede Spekulation über ein mögliches Überleben zerstört war. Und obwohl sie wusste, dass Eric für eine unglaublich ehrenvolle Sache gestorben war, spendete es ihr keinerlei Trost und der Schmerz und die Trauer blieben in voller Härte vorhanden.
Doch während Christopher Freeman New York verließ, blieben Douglas und ganz besonders seine Frau Cynthia immer in ihrer Nähe und wurden alsbald zu sehr guten Freunden.
Treffen jedoch mussten anfangs noch heimlich stattfinden, denn Douglas wurde wegen der Geschehnisse rund um das WTC noch immer von allen möglichen Organisationen unter die Lupe genommen.
Als es dann aber ruhiger um ihn und die Sache wurde, verabredeten sich Talea und Cynthia eines Abends zum Essen. Talea versprach ihre Freundin abzuholen und kam, nachdem sie ihre Kinder zu ihren Schweigereltern gebracht hatte, nur wenige Minuten zu spät. Obwohl Cynthia Pünktlichkeit sehr schätzte, stand sie noch nicht wartend am Straßenrand und kam auch nach zwei Minuten noch nicht aus dem Haus. Talea beschloss daher, bei ihrer Freundin zu klingeln. Cynthia öffnete auch sofort, doch fand sie ihre Freundin in einer höchst erregten, ja fast aufgelösten Verfassung vor. Offensichtlich stritt sie mit Douglas, der ebenfalls anwesend war.
Talea wollte eigentlich sofort wieder gehen, doch Cynthia forderte sie auf zu bleiben und erzählte ihr auch ohne Umschweife, was der Grund für den Disput mit ihrem Mann war.
Eine Minute später war Talea wie vor den Kopf gestoßen, doch spürte sie in ihrem Inneren eine lang nicht mehr gekannte Erregung, die auf sie beinahe wie eine Droge wirkte.
Douglas hatte Cynthia gebeichtet, dass er sie – und auch Talea - die ganze Zeit über angelogen hatte. Das Tor zur Hölle war in jener Nacht nicht zerstört worden, sondern Douglas hatte es in einer reinen Bauchentscheidung an sich genommen und an einen sicheren Ort gebracht. Die nächsten Monate war er dann ständig überwacht worden, sodass er keine Gelegenheit hatte, sich mit ihm zu beschäftigen. Niemandem etwas von seiner Existenz zu verraten empfand er als absolut notwendigen Selbstschutz für sie alle.
Als aber die Überwachungen nachließen, tat Douglas das, von dem er sich geschworen hatte, es als Erstes zu tun: Er kontaktierte Francesco del Pieros Frau Francesca in Italien. Die erklärte ihm sofort geradeheraus, er könne getrost Tacheles mit ihr reden, weil sie vollkommen mit der Arbeit ihres Mannes vertraut war. Sie wusste um den Henker des Teufels und um seine wahre Existenz. Ihre Stimme klang traurig, doch als Douglas ihr den Grund für seinen Anruf mitteilte, wurde sie schlagartig nervös und sagte, sie würde den nächsten Flieger nach New York nehmen. Das war vor zwei Tagen gewesen.
Heute nun hatte er sich mit Francesca in einem abgelegenen Lokal in Queens getroffen. Douglas wollte gerade anfangen zu erzählen, da hob sie einfach nur abwehrend die Hand, schaute ihn direkt an und stellte ihm eine, nur eine einzige Frage: „Wissen sie, ob Silvia an jenem Abend ein violett schimmerndes Armband getragen hat?“ Douglas war verblüfft und sich nicht sicher, doch die Alte ließ nicht locker und tatsächlich glaubte er, dass es so war. Im nächsten Moment jedoch war er sich schon wieder sicher, dass er sich irrte. Am Ende musste er resigniert feststellen, dass er ihr die gewünschte Auskunft nicht mit Sicherheit geben konnte, dass es dafür eigentlich nur einen gab: Christopher!
Daraufhin forderte die Alte sofort, ihn zu sprechen.
Douglas war total geschockt, versprach sich darum zu kümmern und verließ Francesca wieder.
Sein Weg führte ihn direkt nach Hause, wo er sich in seiner Hilflosigkeit, die eine Art Verzweiflung verursachte, nunmehr Cynthia offenbarte, die natürlich komplett entsetzt war und ihm erst einmal einiges an verbalen Unzulänglichkeiten um die Ohren haute – doch auch das nur, weil sie ebenso geschockt und hilflos war, was jetzt zu tun sei, wie er selbst.
Als Talea all das gehört hatte, atmete sie einmal tief durch, schaute ihre beiden Freunde direkt an und sagte dann mit klarer Stimme: „Wir müssen Christopher finden!“
Cynthia und Douglas starrten sie beinahe entgeistert an, obwohl man ihnen bereits ansah, dass sie den gleichen Gedanken gehabt hatten, ihn nur nicht auszusprechen wagten.
Und es war Talea, als hätte ihr Jemand in diesem Moment eine neue Dosis Lebenswillen verabreicht, denn von diesem Augenblick an arbeitete sie unermüdlich daran, Silvia aus der Hölle zurück zu holen.
In dieser grauenvollen Nacht waren weiß Gott mehr als genug gute und aufrechte Menschen gestorben, weil sie sich trotz aller Gefahren und des schier übermächtigen Gegners dem Bösen entgegengestellt hatten, ohne auf die Konsequenzen zu achten – und das zum Wohle aller Menschen.
Für Talea waren sie alle, aber natürlich besonders die, die diese Nacht nicht überlebt hatten, wahre Helden, deren Mut, Hingabe und Glaube so unglaublich groß waren, wie sie ihn niemals zuvor erlebt hatte.
Und Eric, ihr geliebter Eric war einer von ihnen gewesen.
Je mehr sie von jener Nacht erfuhr, je tiefer sie in die Materie eindrang, umso mehr verstand sie Erics Beweggründe und verspürte am Ende doch den Stolz, der ihr anfangs versagt geblieben war. Und sie wusste mit einer so glasklaren Sicherheit, dass, wenn Eric überlebt hätte und es jetzt die Chance gab, Silvia aus der Hölle zu befreien, er alles daran gesetzt hätte, dabei mitzuhelfen. Nun, Eric konnte es nicht mehr tun, doch natürlich konnte sie es tun. Und sie tat es, mit all ihrer Kraft. In Erics Sinne, in seinem Angedenken.
Als Talea alles plötzlich in diesem Licht sah, fühlte sie sich richtig gut und von da an schöpfte sie Kraft aus einem schier unerschöpflichen Brunnen. Sie arbeitete unermüdlich, baute auf, suchte nach Lösungen, eliminierte Schwierigkeiten und Hindernisse, motivierte, trieb an – zum Teufel, sie, einszweiundsechzig groß und ganze 58 Kilo schwer - lernte sogar gewaltige Kranfahrzeuge zu fahren.
Aber natürlich – es wäre wohl auch ein echtes Wunder gewesen, wenn es nicht so gewesen wäre – stellte sie sich manchmal – aber wirklich nur in sehr seltenen, unbeobachteten Momenten – vor, wie es wäre, wenn sie all dies nicht – zumindest nicht nur – für Silvia tun würde, sondern auch für Eric. Natürlich war ihr mehr als bewusst, dass dies nicht möglich war, denn im Gegensatz zu Silvia, die durch den Custos beim Durchgang in die Hölle geschützt worden war und somit durchaus noch leben konnte, war ihr Mann ganz einfach nur gestorben und somit für immer verloren. Aber natürlich hoffte sie insgeheim darauf, dass es einen Gott gab, der erkannte, welch unglaublich heroische Tat ihr Mann zusammen mit den anderen vollbracht hatte, und ihr deshalb zumindest einen einzigen weiteren Moment mit ihm schenkte, damit sie ihm all das sagen konnte, was ihr noch auf dem Herzen lag.
Ihre Liebe zu ihm, ihre Sehnsucht und ihr Verlangen nach ihm waren doch noch immer ungebrochen und so unendlich groß, dass sie diese unmögliche Hoffnung niemals ganz verdrängen konnte.
Und jetzt – urplötzlich, vollkommen unerwartet, in einem Augenblick der totalen Panik - war dieser unmögliche Moment tatsächlich eingetreten.
„Ich bin...!“ Er stockte, doch dann trat er einen halben Schritt nach vorn und stand jetzt direkt vor Talea, die er um fast einen ganzen Kopf überragte und im selben Moment wich das grelle Licht von seinem Körper und sein Gesicht kam zum Vorschein. „...Jemand, der dich mehr liebt, als Worte es je ausdrücken könnten!“ Dabei umspielte seine Mundwinkel ein Lächeln, das teils strahlend, teils aber auch sehr traurig war.
„Oh mein Gott!“ rief Talea und innerhalb eines Wimpernschlages entglitten ihr alle Gesichtszüge. Augenblicklich begannen ihre Beine zu zittern und gaben unter ihr nach, sodass sie auf die Knie sackte. Eric folgte ihr mit besorgter Miene. „Eric!“ stieß sie hervor. Und dann schossen ihr auch schon die Tränen ins Gesicht, während sie mit bebenden Lippen ihre zitternden Hände anhob, um ihn zu berühren. „Ich…!“ begann sie, doch ihre Stimme brach ab.
Einen Augenblick später schoss Erics Kopf nach vorn und schon berührten sich ihre Lippen. Sie waren weich und warm, so wie immer, doch durchzuckte Talea ein solch wuchtiger Schauer, dass sie wieder erzitterte und kurz aufschrie. Ein tiefes Stöhnen brach all ihre Schmerzen auf und ein unglaubliches Verlangen jagte nach außen. Sie schob ihre Zunge nach vorn und erkannte, dass Eric es geschehen ließ, ebenfalls aufstöhnte, während sie beide ihre Körper aufrichteten. Talea, als auch Eric streichelten mit ihren Händen über die Wangen ihres Gegenübers und nutzen auch diesen Sinn, um den anderen zu spüren.
Es sollte ein langer, leidenschaftlicher, unfassbar erregender Kuss werden, der all die Sehnsucht, all das Verlangen und all die Liebe widerspiegelte, die sie stets umgeben hatte.
Francesca und Peter standen einige Meter von ihnen entfernt und hatten ihre Blicke auf sie gerichtet.
Doch während Peter eher noch immer erstaunt und beeindruckt zu sein schien, strahlte Francesca ein ehrliches, offenes Lächeln mit tränenfeuchten Augen.
Ja, sie empfand große Freude bei diesem Anblick, beinahe hätte sie aufgelacht, denn auch ihr war nicht entgangen, mit welch unbändiger Kraft und Konsequenz diese junge, zierliche Frau an ihrem Vorhaben zur Rettung Silvias gearbeitet hatte. Ihr Anteil daran war erheblich gewesen und sie alle standen tief in ihrer Schuld. Natürlich war auch Francesca klar gewesen, dass Talea all dies mit einer gewissen Hoffnung verbunden hatte, die sie zwar niemals offen ausgesprochen hatte, die ihr jedoch alle von ganzem Herzen gegönnt hatten.
Dass diese Hoffnung jetzt tatsächlich Realität geworden war, war umso erfreulicher, doch zeigte es einmal mehr, dass hier Dinge abliefen, die so jenseits jeder Vorstellungskraft waren, dass es schwierig war, dabei nicht den Verstand zu verlieren.
In diesem Moment aber empfand Francesca einfach nur große Freude für eine echte, ehrliche und aufrechte Freundin.
Doch nur für wenige Augenblicke, dann mischte sich auch ein wenig Traurigkeit dazu, denn natürlich vermisste auch sie den liebsten Menschen, den sie kannte, wahnsinnig doll.
Talea hatte nicht vor, jemals damit aufzuhören. Zu schön, zu wunderbar war dieses Gefühl, Eric auf diese erregende Weise wieder spüren zu dürfen. Seine Lippen – weich und warm, seine Zunge – heiß und fordernd, sein Gesicht - so altvertraut und doch so neu, so wunderschön und attraktiv, seine Arme – so kräftig und beruhigend. Niemals würde sie all dies wieder hergeben. Doch schon im nächsten Moment schob sie Eric sanft von sich. Talea erschrak und öffnete ihre Augen. Sie sah in die über alle Maßen traurigen Augen ihres Mannes und die Realität holte sie viel zu schnell und unglaublich hart wieder ein.
„Das war ein Fehler!“ meinte Eric und er blickte sehr schuldbewusst.
„Nein!“ erwiderte Talea sofort und wartete, bis er sie wieder ansah. „Das war einfach nur…wundervoll!“
„Aber ich kann nicht bleiben!“ Eric schüttelte den Kopf.
Talea versuchte zu lächeln und trotz ihrer Empfindungen gelang es ihr beinahe auch. „Ich weiß! Aber wenn ich mich entscheiden müsste, dich gehen zu lassen oder dich zu küssen und dann gehen zu lassen, ich würde immer…den Kuss wählen!“
Jetzt musste Eric tatsächlich lächeln. „Du bist unglaublich!“
Taleas Blick wurde plötzlich aber sehr ängstlich. „Musst du jetzt schon wieder gehen?“
Eric sah sie einen Moment ausdruckslos an, dann huschte ein Lächeln über seine Lippen. „Nein!“ Er schüttelte den Kopf und schloss sie kurz in seine Arme. „Ich kann noch nicht!“ Schon im nächsten Moment wurde sein Blick sehr ernst und hart. „Ihr seid noch immer in größter Gefahr!“ Er wartete, bis er in Taleas Augen Erkenntnis sehen konnte, dann wandte er sich an Peter und Francesca. „Wer hat das Tor zur Hölle?“
Francesca reagierte nicht sofort, denn sie war in Gedanken sehr weit weg.
„Francesca?“ fragte Peter.
Die Stimme ihres Nebenmannes holte sie zurück. Sie erschrak mit einem leisen Aufschrei und blinzelte etwas verlegen. „Ich! Ich habe es!“ Sie spürte, dass sie die Pyramide tatsächlich in ihrer linken Hand hielt und hob sie an.
Eric nickte, dann blickte er auf den Hubschrauber und schließlich zu Peter. „Fliegt der noch?“
Peter verzog das Gesicht. „Ich denke schon. Aber sicher nicht mehr lange!“
„Das muss reichen!“ Eric zog Talea sanft mit sich zu den anderen und schaute dabei mit besorgtem Blick zum Himmel. „Los geht’s!“ Als er sah, dass ihn alle aber nur fragend anschauten, anstatt sich zu bewegen, fügte er hinzu. „Wir müssen zuerst einmal von hier weg. Alles Weitere gibt es während des Fluges!“ Wieder blickte er zum Himmel und es schien, als würde er finsterer werden. Ohne zu zögern, schob er Talea in das Innere der Maschine und setzte sich neben sie.
Peter schaute ihn einen Moment etwas überrascht an, doch dann nickte er der Alten zu, die daraufhin neben ihm Platz nahm. Peter startete die Maschine, die nur würgend und ächzend ansprang, dann jedoch schnell auf Touren kam, wenngleich sie sehr laut blieb und irgendwie blubberte. Als Peter das Höhenruder aktivierte, verzog sich sein Gesicht wieder zu einer gequälten Grimasse, doch letztlich war er ein viel zu guter Pilot, als dass er es nicht schaffte, den Helikopter in die Luft zu bekommen. Dass er jedoch beständig mit dem Heck hin und her torkelte, eine deutliche Schlagseite nach links besaß und teilweise dichter Qualm aus dem Motorblock waberte, konnte er natürlich nicht verhindern.
„Wohin?“ rief er dann nach hinten, als er sich einigermaßen an die maroden Flugeigenschaften gewöhnt hatte.
Francesca drehte ihren Kopf zurück und sah Eric mit großen Augen an. Auch Talea blickte zu ihm.
„Wo ist das nächste Kühlhaus?“
„Kühlhaus?“ Francesca zog ihre Augenbrauen zusammen.
Doch Eric nickte nur. „Wir müssen das Tor in Sicherheit bringen!“
„In Sicherheit?“ Peter musste einmal verächtlich lachen. „Ja klar!“
„Wie sollen wir das denn machen?“ Talea schaute ihren Mann direkt an. „Das verdammte Ding zieht diese Biester an, wie Mücken das Licht. Egal, wo wir sind!“ Ihre Stimme und ihr Gesichtsausdruck zeigten Hoffnungslosigkeit.
Doch Eric musste sich ein Lächeln verkneifen. „Nicht ganz!“ Alle starrten ihn an. „Wenn man die Pyramide herunter kühlt, werden ihre Signale schwächer!“ Er schaute Talea wehmütig an. „Aber du hast Recht. Gänzlich ausschalten kann man es nicht!“
Für einen Moment trat Stille ein, dann meinte Peter. „Ein Kühlhaus also!“ Er verzog säuerlich die Lippen, betätigte jedoch sofort sein Headset und stellte eine Verbindung zu Mainstream her. „Ja, Peter hier!“ sagte er und lauschte kurz. „Ja, alles okay. Aber auch reichlich…!“ Er blickte zurück zu Eric. „…irrsinnig!“ Er lauschte nochmals, dann brummte er. „Ja, peil mein Signal an und dann such mir das nächste Kühlhaus heraus!“ Er verstummte, dann hob er genervt an. „Was weiß denn ich? In einem….!“ Sein Gesicht zeigte Unsicherheit. „…einem…!“
„Schlachthof!“ rief Talea unvermittelt und alle starrten sie überrascht an. Dann aber nickten sie anerkennend.
„Genau!“ Peter war sichtlich zufrieden. „In einem Schlachthof! Also los, Kleine, mach schon! Wir haben echt nicht viel Zeit!“
„Falsch!“ Das war Francesca und sie deutete mit finsterer Miene links aus dem Helikopter heraus in den Himmel. Die Blicke der anderen folgten ihr und als auch sie die drei dunklen Körper erkannten, die ihnen folgten und immer näher kamen, war klar, was sie meinte. „Unsere Zeit ist abgelaufen!“
Im nächsten Moment wandte sich Peter wieder dem Headset zu. „Ja? Okay, prima!“ Er nickte und schaute dann auf den Radarschirm, wo nur einen Augenblick später ein rotes Signal auftauchte. „Ja, es ist auf dem Schirm! Super!“ Er nickte nochmals. „Danke und Ende!“ Er kappte die Verbindung.
„Wie weit ist das?“ fragte Talea sofort.
„Etwa zehn Meilen!“ erwiderte Peter mit gequälter Miene. Dabei warf er Eric einen verstohlenen Blick zu.
„Okay!“ Der Schwarze erhob sich sofort. „Ich kümmere mich um die Dämonen, ihr fliegt zum Schlachthof!“
„Aber…!“ Talea fuhr entsetzt herum. „…nein, das…!“ Sie verstummte mit trauriger Miene.
Eric lächelte aufmunternd. „Hey Baby! Er wartete, bis seine Frau ihn ansah. „Ich bin ein Engel!“ Er grinste. „Engel sterben nicht!“ Er küsste sie kurz, aber heftig, dann schob er sich an ihr vorbei zur Außenseite des Hubschraubers. Dort stand er direkt hinter Peter, der ihn mit ernster Miene ansah.
„Stimmt das?“ fragte er leise.
Eric schüttelte kaum merklich den Kopf. „Aber kein Wort zu…!“
Jetzt nickte Peter. „Keine Sorge!“ Er versuchte ein Lächeln, das ihm aber kaum gelang. „Viel Glück!“
„Euch auch!“ Und damit stieß sich Eric ab und rauschte in bester Superman-Manier direkt auf ihre Verfolger zu.
Während sich Peter wieder auf die Kontrolle des Helikopters konzentrierte, womit er mehr als genug zu tun hatte, beugte sich Talea bedrohlich weit aus der Maschine, um so lange wie möglich ihren Mann im Blick zu behalten. Leider mussten sie gerade in dem Moment einen Hügel überfliegen, als er auf die Dämonen traf. Es blitzte mehrmals grell auf, dann verschwand das Geschehen hinter den Felsen.
Talea wandte sich ab und setzte sich wieder auf die Rücksitzbank. In ihren Augen waren Tränen und ihr Gesicht zeigte große Sorge und noch mehr Zweifel, denn natürlich wusste sie, dass Eric nicht die Wahrheit gesagt hatte.