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Kapitel 6

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Verständnisse und Missverständnisse

Mandy

Vampyr.

Das Wort hallt in meinem Kopf nach.

Ich soll bitte schön was sein?! Er muss doch verrückt sein! Du wusstest es doch schon, sagt mir mein böses Unterbewusstsein.

Es stimmt. Das Gefühl kann ich jetzt nicht mehr abschütteln. Als ich hier aufgewacht war, hatte ich dieses eine Gefühl gehabt, dass an mir etwas anders ist, aber konnte es tatsächlich so fundamental sein? Ich sehe doch nicht anders aus? Das wäre irgendwie gruselig. Ich schaue meine Hände an, als wäre dort irgendeine Antwort für mich.

>>Nein. Du siehst immer noch so aus wie vorher. Zumindest hier in der Schattenwelt weist dein Aussehen keine Veränderung auf. <<Ich blicke zu ihm auf, hoffentlich mit einem wütenden Ausdruck, denn er macht es schon wieder! Das nervt! Warum alles in der Welt muss er meine Gedanken hören. Ich will mit den Füßen aufstampfen, aber das wäre zu kindisch. Ich … was eigentlich?

>>Danke. Heißt das aber, dass ich in der realen Welt anders aussehen werde? << Das musste ich dann schon meinen Eltern erklären.

>>Naja bisher ist so etwas nicht wirklich vorgefallen. << Das ist ja mal eine so klare Antwort. Ich schnaube.

>>Und was meinst du mit nicht wirklich? << Ich mache dabei Anführungszeichen mit den Händen in die Luft.

>>Ach Mandy ich weiß doch auch nicht alles. Es gibt Personen, die sich nach der Verwandlung verändern wollen und dies auch können. Soweit ich weiß, passiert es nur durch den eigenen Willen und nicht allein durch die Verwandlung. Daher ist es bisher nicht vorgefallen, dass sich jemand nach der Wandlung in einen Vampir, ohne eigenes Zutun, verändert hat. Die Frage ist eher eine andere. << Er setzt sein Kopf schief und schaut mich wieder einmal mit diesem intensiven Blick an. >>Willst du dich verändern? <<

>>Nein. Ich bin so wie ich bin zufrieden. << Eigentlich, denn mein Körper passt zu mir. Ich fühle mich gut. Klar gibt es manchmal Momente, wo man etwas ändern wollen würde, speziell wenn gerade mal wieder jemand komische Bemerkungen macht, aber dann erkenne ich wieder, wie gut mein Körper zu mir passt. >>Du weißt aber schon, dass ich nicht vollständig menschlich bin? Es nie war? <<

>>Dessen bin ich mir bewusst. Ich hatte schon immer dieses komische Kribbeln im Nacken, wann immer du versucht hast, herauszufinden, ob ich die Wahrheit sagte. Das mag eine deiner Gaben sein, aber es ist trotzdem Magie. << Damit lehrt er mich, dass die Magie immer ihre Signatur hat, die für einige mehr oder weniger wahrnehmbar ist.

>>Warum hast du das gespürt? Ach, weißt du was, es irritiert mich maßlos, dass ich mich nur bruchstückhaft an meine vergangenen Leben erinnern kann. Deshalb kommen diese verdammten Antworten auch zeitversetzt in meinem Kopf an. Du kannst es also spüren, wenn ich meine Magie anwende. << Das ist ja verflixt. >> Lass uns in den Wohnturm hineingehen. << . Ich schüttle innerlich den Kopf. >> Die anderen müssen ja nicht gleich wissen, dass ich jetzt nicht nur eine Hexe, Seherin, und jetzt auch noch dazu eine Vampyr bin. << Das könnte für einige eine Mischung zu viel sein.

>>Da stimme ich dir vollkommen zu. << Er legt mir eine Hand auf den Rücken und führt mich in den Wohnturm hinein.

Ich stecke also in dieser verdammten Krise. Ich wusste über Sachen Bescheid, ohne wirklich über die Sachen Bescheid zu wissen. Macht das überhaupt Sinn? Für mich sind es nur Puzzleteile eines Ganzen, wo nur einige fehlen. Es ist eben, wie allgemeines Wissen im Universum, das nur darauf wartet, angezapft zu werden. Wissen das ich über Jahrhunderte erlangt hatte, indem ich einfach nur von einem Körper in den nächsten gesprungen bin. In mehr als ein Leben gelebt habe.

Ich wusste doch vorher nicht einmal, dass Jay ein Vampir war und jetzt? Jetzt ist mir alles klar. Es ist Ok. Kristallklar, so eindeutig wie nichts anderes. Der Hexenrat verleugnet noch immer die Existenz anderer Wesen, als würden sie sonst einen Abbruch ihrer Macht erleiden. Alles bei den Hexen hatte so keinen Sinn! Wir erklimmen die letzten Stufen im Wohnturm und stehen schließlich innerhalb eines das Zimmers, welches mir schon immer gehört hatte. Es ist ein Zimmer wie man es sich aus alten Zeiten vorstellt.

Ein großer Raum mit hoher Decke, mittendrin steht ein großes Himmelbett mit Vorhängen in Rosatönen sind das etwa gestrickte Stiefmütterchen in den Vorhängen und auf der Bettwäsche? Weiter links steht ein alter Sekretär aus Kirschholz, auf dem sich einige versiegelte Briefe stapeln. Ein mit Ornamenten geschmückte Schminktisch aus Mahagoni steht kurz daneben. Und die Wände erst, sie sind mit Wandteppichen ausgestattet, auf denen sich irgendeine Geschichte aufgenäht befindet, aber das interessiert mich nicht, denn Jay ist direkt hinter mir stehen geblieben. Klebt förmlich an mir, dass ich seine Körperwärme an meiner Haut spüre. Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus und mir stockt der Atem.

>>Wunderschön. <<, haucht Jay an meinem Ohr. Wie ist er nur so nah gekommen? >> Und in all den Jahren hat Simonius keine Veränderung durchgenommen. << Seine Lippen streifen dabei mein Ohr.

>> Du warst schon mal hier? <<, japse ich.

>> Du solltest eher fragen, wer in den vergangenen Jahrzehnten sich nicht hierher geschlichen hat. << Ich erstarre. Er deutet nicht gerade das an, was Ich denke.

>> Ok! << Dabei versuche ich den Kloß in meinem Hals zu umgehen. Wie bitte? Wie viel Stelldicheins gab es hier? Will ich das überhaupt wissen? Nach einer Sekunde muss ich mich vor Grauen schütteln. Es ist ja nicht so, dass Gelegenheiten nicht ausgenutzt wurden, aber ein Zimmer, welches der Seherin gehörte?! Der Person, die diese Burg für alle zur Verfügung gestellt hat?

>> Ich habe niemanden mit hierhergebracht, falls du dich das fragen solltest. << Der Kloß in meinem Hals wird leichter.

>> Nett. <<

>> Ja, finde ich auch. << Er küsst mich dabei auf den Hinterkopf und umarmt mich von hinten.

>> Musst du eigentlich immer das letzte Wort haben? <<

>> Nein, aber es gefällt mir dich in Rage zu bringen. Du bist dann ziemlich offen für Zeichen meiner Zuneigung. <<, schnurrt er wie eine Katze. Ist er nicht ein Vampir? Oh mein Gott! Wollte er wirklich diesen Weg eingehen? Ich habe jetzt nämlich nicht mal einen Nerv mehr dafür. Heute ist einfach zu viel passiert. Ich löse mich von seinen Armen, die er um mich geschlungen hatte.

>>Sei einfach so lieb und sag mir was ich hören muss. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wenn ich jetzt auch noch eine Vampyr bin, ist mein Tag wirklich am Ende. Mehr kann ich heute zumindest nicht mehr vertragen. << Seine Schultern feilen mit meinen Worten deutlich herunter, genauso wie sein Ausdruck.

>> Gut, dann gebe ich dir die schnelle allumfassende Kurzfassung. <<

>> Gibt es so etwas überhaupt im echten Leben? <<, schnaube ich. Mir ist plötzlich kalt und ich reibe mir über die Arme.

>> Alles was du willst Schätzchen. Alles was du willst! <<

Ich fühlte mich echt veräppelt, aber da fängt er auch schon an mir alles zu erzählen, was ich wissen muss.

>> Die Gewandelten sind so lange an ihrem Wandler gebunden, wie sie brauchen, um diese Regeln zu erfahren. Das bedeutet, solange sie die Regeln nicht kennen, sind sie von ihrem Wandler abhängig. << Er schaut mich ernst an, damit ich es ja auch verstehe. >> Ich will nicht, dass du an mich gebunden bist, weil ich dich in eine Vampyr verwandelt habe und du keine andere Wahl hast. Du sollst frei in deiner Entscheidung sein. Du bist eine freie Seele und sollst das auch immer bleiben, unabhängig wie wir zueinanderstehen. <<

Das ist zum einen ein Grund, warum ich diesen Kerl trotz seiner Handicaps liebte. Er wollte tatsächlich immer mein Bestes, selbst wenn das heißt, dass er im Umkehrschluss unglücklich sein würde.

>>Es ist wichtig, dass du die Regeln kennst, die jeder Vampir wissen muss. Ich will nur, dass du an mich gebunden bist, weil du es selbst willst und nicht, weil ich dich durch die Regeln manipuliere bei mir zu bleiben. <<

>>Ich finde es ja wunderbar, dass ich überhaupt eine Wahl habe. << Eine Vampyr zu werden oder nicht, stand ja nicht zur Wahl...

>>Ich gebe dir diese Wahl, obwohl ich dir nicht die Wahl gelassen habe zu entscheiden, ob du eine Vampyr werden wolltest oder nicht. << Wahr, so wahr…

>>Also hätte ich darin eine Wahl haben können?! <<

>>Im Prinzip hättest du darin die Wahl haben können, aber es war nicht mehr sicher für dich und ich… << Er schaut verzweifelt zur Decke. >>Ich liebe dich. <<

>>Schön wie du mir zeigst, dass du mich liebst! << Bin ich gerade zickig, ja. Ich habe auch keine Ahnung, warum ich so zickig bin. Es ist ja schlimmer, als wenn ich meine Tage habe. Kann ich ihm böse sein? Bis jetzt merke ich ja keine Veränderung an mir, aber brauchen Vampire nicht Blut zum Überleben? Würde sich das erst bemerkbar machen, wenn ich wieder auf der anderen Seite aufwache, also der realen Welt?

>>Das ist damit gar nicht gemeint. Ich will…<< Er reibt sich das Gesicht. >> Ich wollte nur sichergehen, dass du überlebst. Schließlich hast du mich mit der Blutkonserve gesehen und man hätte mich dazu gezwungen dich zu töten oder dich zu verwandeln. Doch bei dir ist es auch noch etwas anderes. << Jetzt blickt er mich doch an.

>>Inwiefern anders? Und wann habe ich dich mit einer Blutkonserve gesehen? << Was soll das gewesen sein? Daran konnte ich mich nicht erinnern.

>>Bei dir benötigte ich keine Genehmigung, um dich zu verwandeln, weil ich dich liebe. Wenn man sich liebt, gibt es eine Ausnahmeklausel. Zu deiner anderen Frage, als du letztens zu mir ins Labor kamst. << Das soll ich in was? Beim Essen zu gesehen haben? Aber Nein aber mein Mund stellt andere Fragen

>>Ihr habt Gesetze? Ja, dass dürfte mich gar nicht wundern. Wir Hexen haben auch Gesetze. Warte! Bin ich denn weiterhin eine Hexe? Kann ich immer noch zaubern? << Prioritäten, dabei bin ich wirklich gut. Nicht.

>>Das müsstest du weiterhin können, auch wenn es sehr selten vorkommt, dass Hexen verwandelt werden. Du wirst außerdem kein Blut benötigen, zumindest nicht zum Überleben. << Jetzt wollte er wohl alles auf einmal loswerden.>> Du solltest auch wissen, dass jeder Vampir unterschiedliche Kräfte hat. Ich habe die Möglichkeit mein Aussehen jederzeit dem jeweiligen Alter anzupassen. Das ist etwas, was ich dir weitegegeben habe. Du kannst dich auch telepathisch mit jedem in Verbindung setzen. <<

>>Woah! Das ist… mir fehlen die Worte. << Also war nicht alles Gedankenlesen?

>>Das ist noch nicht alles! << Seine Stimme ist viel zu ernst.

Das ist noch nicht alles?! Was gibt es da noch mehr? Sind Vampire vielleicht Superhelden? Können sie fliegen? >>Es gibt noch mehr? <<

>>Du kannst noch so viel mehr. << Seine blauen Augen glänzen dabei, während er mir so ganz nebenbei erzählt, dass ich mein Alter kontrollieren kann und dass ich mich entscheiden kann, ob ich jung oder alt aussehen möchte, als wäre das nichts. Oder, dass ich Illusionen schaffen kann, kein Blut zum Überleben brauche, außer ich bin tödlich verwundet, Kinder auf die Welt bringen kann. Bei diesem Punkt bin ich wirklich rot geworden. Jay und ich, Eltern? Oh ja. Ich glaube ich kann mir die Bilder, die ich mir dabei vorgestellt habe, nicht mehr so schnell aus meinem Gedächtnis löschen. Verdammt, Xena hatte Recht. Ich bin so was von verknallt in ihn! Eigentlich schon über beide Ohren in ihn verliebt. Kinder mit ihm zu haben bedeutet ja, dass ich vorher mit ihm in die Kiste springen würde, und ich werde bei diesen Gedanken bestimmt immer röter. Ich kann das Brennen auf meinen Wangen spüren und er spricht weiter, aber als diese Bilder in meinem Kopf immer lebendiger werden, schaut er mich tatsächlich wissend und leicht errötet an.

>>Mandy, kannst du dich bitte auf das konzentrieren, was ich dir erzähle? Es ist ja nicht so, dass ich deine Einladung nicht annehmen würde, aber du bist gerade nicht wirklich über alles informiert und ich…<< Er schließt gequält seine Augen. >> Oh, man, kannst du auch mal etwas Jugendfreies ausdenken, was du mit mir anstellen möchtest, wenn du mich nackt siehst. Ich bin nämlich kein Heiliger. Arrggghhh! Du hast es nicht anders verdient. <<, er knurrt mich an, während er auf mich zukommt, mich an sich reißt und stürmisch küsst. Oh, ja. Seine Zunge stürmt forschend in meinen Mund und alles was zählt ist sein forschender Mund, seine Zunge, die meinen Mund erkundet. Ich vergesse sogar meinen Namen. Mach weiter du kleiner Teufel!

>>Mein kleiner Teufel würde sich definitiv auf seinen Einsatz freuen, aber ich gehe nicht so weit. <<, neckt er mich. >> Mandy, du machst mich verrückt. << Jetzt rückt Jay wieder ganz von mir ab. Ich bin noch benommen vom Kuss, meine Beine wacklig und ich falle nur nicht, weil er mich weiterhin fest in seinen Armen hält. Ich fühlte mich leer, einsam. Verdammt, warum geht er jetzt wieder auf Abstand?! Meine Lippen prickeln immer noch.

>>Ich denke es sollte dich freuen, dass ich nicht eigennützig bin. Zumindest nicht zu sehr. << Sein verschmitztes Lächeln, das seine Grübchen zeigt, bringt mich wieder aus dem Konzept. War ich ihm eigentlich gedanklich gefolgt? Ich schaue auf seine Lippen und beiße mir dabei auf die Unterlippe. Kann er nicht einfach weitermachen?

>>Du lenkst dich und mich schon wieder ab. Ich liebe dich auch, aber du musst mindestens die Basics wissen, alles andere ist oberflächlich. <<

Ich schließe die Augen und versuche zumindest mich zu konzentrieren. >>Gut. Ich versuche es ja. <<

>>Soll ich mich in einen alten Mann verwandeln, damit du keine lüsternen Gedanken mehr hast? <<

Ich reiße die Augen auf. >>Äh. Lieber nicht. <<

Ohne weitere Einleitung macht er weiter. >>Dann wirst du bald merken, dass du auch schneller bist und stärker, außerdem kannst du Menschen manipulieren. Das ist eine weitere Form der Illusion. Du musst außerdem beachten, dass du, wenn du jemandem dein Blut gibst, diese Person zwar heilen kannst, gleichzeitig gehst du damit auch eine Verbindung mit dieser Person ein. Das kannst du aber beeinflussen, denn nicht jede Blutsverbindung soll eine Verbindung sein, sondern kann auch zur Nahrung dienen. << Er versucht herauszufinden, ob ich das auch wirklich verstanden habe und fährt erst fort, als ich nicke. >>Dadurch, dass du immer noch eine Hexe bist, wirst du andere Fähigkeiten mitgeben können oder andere Kleinigkeiten zu beachten haben. Außerdem musst du auf Onyx achten. Es ist die einzige richtige Waffe, die uns wirklich verletzen und umbringen kann. <<

>>Was?! Ich trage doch schon mein ganzes Leben lang einen Onyx an meinem Ring. Du hast die ganze Zeit in Lebensgefahr gestanden. << Ich bin entsetzt und auch Jay scheint betroffen.

>> Es ist mir zwar aufgefallen, dass du diesen Blitz geformten Ring mit einem schwarzen Stein immer am Ringfinger trägst, aber es hat mir nie etwas ausgemacht. Weißt du noch, als ich dich das erste Mal geküsst habe? Das hast du mich mit dem Ring berührt und es ist nichts passiert. <<

>>Natürlich, Jay, da hast du mich nicht über Anomalien reden lassen. Höchstwahrscheinlich lag es daran, dass ich anfing über Vampire zu reden? Etwas das für meine Dissertation wichtig ist? << Sein Blick sagt alles. >>Da wusste ich nicht einmal, dass es Vampire überhaupt gibt. Du weißt schon, dass ich dich seit dem ersten Tag liebe. << Ich umarme ihn. >>Gib mir Zeit damit ich das alles realisieren kann. Ich muss verstehen können, dass ich nun auch noch eine Vampyr bin. Ich weiß zwar mein ganzes Leben lang, dass ich eine Hexe bin und dass meine Fähigkeiten mit der Zeit stärker werden können. << Ich hoffe, dass er das nachvollzieht. >>Großmutter wollte, dass ich mich für den Hexenrat kandidiere, obwohl die Prüfung sowieso beschissen werden würde, wenn ich meiner Mutter glauben soll. <<

>>Bist du mir wirklich immer noch böse? Es hört sich nämlich nicht so an. Darf ich also Hoffnung haben? <<

>>Bin ich noch immer an dich gebunden? << Oder wusste ich bereits alles?

>>Ein paar Kleinigkeiten fehlen noch, aber das erzähle ich dir sofort. << Da ist ja jemand begierig. Ich lächle ihn an. >> Du darfst niemanden in einen Vampir verwandeln, bis du eine Genehmigung hast, außer du hast einen wichtigen Grund. Entweder sind die Vampire in Gefahr, weil keiner von unserer Existenz wissen darf. Ausnahme Nummer1: Er oder sie gehört den anderen an. Andere sind alle anderen Wesen, die nicht als Sterbliche gelten. Die andere Ausnahme ist, dass es sich um deinen Seelengefährten handelt. Das ist alles. Jetzt bist du nicht mehr an mich gebunden und ich gebe dich frei. << Er schaut mich kurz traurig an. >>Es gibt auch ein Gesetzbuch, in das du einfach hineinschauen kannst, um alle anderen Regeln zu lesen. Ich kann sie auch nicht alle auswendig, aber das sind die wichtigsten Regeln, die wir zu befolgen haben. Wenn wir uns nicht sicher sind, gehen wir auch zu Zen, der bewahrt das Vampir-Gesetzbuch für uns hier in Münster auf. Beziehungsweise unser Rat hat auch eins. Aber ich denke, dass dir Zens Gesellschaft lieber ist. Außerdem muss ich ihm das hier << Er meint meine Verwandlung. >>auch noch beichten. <<

Zen ist also auch ein Vampir? >>Ist er sozusagen euer „Bürgermeister“? <<, frage ich erstaunt, weil es so sehr nach den Konzepten der Menschen geht.

>>Ja, so in etwa, wie deine Großmutter es für das Hexengebiet gewesen ist. Er kümmert sich um alles. Irgendwie hat er den schwersten Job übernommen. Mein Vater hätte diesen Posten übernehmen sollen, doch aufgrund seiner Vorgeschichte war es besser, dass Zen diesen Posten bekam. Das ist eine andere Geschichte, die ich dir ein anderes Mal erzähle.

Eine weitere Sache, die dich wahrscheinlich interessieren wird, ist, dass Vampire nicht Gedanken voneinander manipulieren können, aber dafür ist es viel einfacher die Gedanken voneinander zu hören. Deshalb müssen wir sehr gut aufpassen, dass unsere Gedanken nicht überfließen, wenn sie nicht von anderen aufgeschnappt werden sollen. << Er zwinkert mir zu.

>>Im Klartext: Du kannst meine Gedanken lesen, sorry, hören? Und wie kommt es eigentlich, dass du so viel über die Hexen und den Hexenrat weißt und ich, sowie die anderen Hexen nicht einmal eine Ahnung hatten, dass es Vampire wirklich gibt? <<

>>Zur ersten Frage: Nur wenn du es wirklich willst, dass ich mithöre, kann ich es auch. Das ist meist ein Zeichen dafür, dass man seinen Seelengefährten gefunden hat. Man kann nur das mithören, was der andere einem mitteilen will. Fändest du es nicht auch gruselig, wenn du jeden meiner Gedanken hören könntest? Und zu der Frage, woher ich so viel weiß, naja meine Familie hat da eine Vorgeschichte mit deiner Großmutter und wir kamen ziemlich gut mit ihr klar bis sie entschieden hatte genug gelebt zu haben. << Er zuckt mit den Achseln.

>>Möglicherweise, aber andererseits wäre es auch gar nicht so schlimm, mal etwas mehr von dir mitzukriegen. Ich weiß natürlich, dass es andere Wesen gibt, aber ich hatte bisher noch nicht wirklich das Vergnügen mit anderen Wesen zu sprechen. na klar, ich habe schon immer mit dir gesprochen, aber das war, entschuldige, ist immer noch etwas anderes. << Ich schüttle noch immer ungläubig mit dem Kopf. >> Zen also auch? Oh, mein Leben wird von Tag zu Tag crazier! Und du meinst Großmutter wusste von euch Vampiren Bescheid und hat uns nichts gesagt?! Oh, mit der möchte ich aber noch ein Hühnchen rupfen! << Wenn sie nur nicht auf der anderen Seite wäre.

>>Warte bis du meine Schwestern endlich richtig kennenlernst, dann weißt du erst, was es heißt einen wirklich verrückten Tag zu haben. Dafür müsstest du nur noch aufwachen. << Er lächelt mich an und geht einen Schritt zurück.

Ich hatte beinahe vergessen, dass wir uns im Konsulat befinden, den man nur in einem Zustand erhöhten Bewusstseins erlangen kann.

>> Wie hast du es eigentlich geschafft mich hier zu finden? <<

>> Ich bin dir einfach gefolgt. Wie immer, seit ich dich kenne. <<

>> Du standst aber schon vor mir hier. <<, frage ich verwirrt.

>>Weißt du, nicht immer muss jemand, der dich beschützt hinter dir sein. <<

>>Schön, dass auch mal der Philosoph in dir durchscheint, den habe ich seit einiger Zeit vermisst. <<

>>Ich liebe dich auch. <<, grinst er mich breit an und zieht verspielt die Zunge raus, dabei muss ich laut auflachen, er ist manchmal so verspielt.

>>Ich habe dir nie gesagt, dass ich dich liebe. << Das stimmte wohlmöglich gar nicht.

>>Das brauchst du auch gar nicht. Sag die Worte, wenn du bereit bist sie mir laut zu verkünden. Bis dahin werde ich nach deinen Handlungen Ausschau halten, die mir weiterhin erklären, dass du mich liebst. <<

Hatte ich denn überhaupt noch irgendeine Möglichkeit nicht hoffnungslos bis über beide Ohren im Strudel der Verliebten zu versinken? Jeder einzelne Tag brachte eine neue Facette von ihm zum Vorschein. Nun war er mein. Habe ich das gerade wirklich gedacht? Mein? >>Habe ich den eine Möglichkeit dich an mich zu binden? <<

>>Du wirst es kaum glauben, aber das hast du bereits! << Sein Gesicht ist dabei wieder ernst geworden.

>>Wie? <<

Seine Antwort darauf ist ein leidenschaftlicher Kuss.

Wenn die Nacht wach ist

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