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Kapitel 7

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Aufwachen

Mandy

Ich wache in Jays Zimmer auf, eingehüllt in mehreren Schlafdecken in seinem Bett. Als ich mich umdrehe, erkenne ich ihn wie er neben mir im Bett liegt und mir tief in die Augen blickt und mich anlächelt. >>Guten Morgen, Sonnenschein. << Er küsst mich auf die Nase und zieht etwas für mich aus dem Nachtschrank neben dem Bett auf seiner Seite. Eine Blutkonserve. Ich glaube daran kann ich mich nicht gewöhnen. Woher kommen die eigentlich ihre Blutkonserven? Ich schaue mir die Blutkonserve an, dort ist ein rotes Kreuz wie vom Deutschen Roten Kreuz? Naja, irgendwoher müssen die auch ihre Nahrung erhalten, aber so ganz geheuer kommt mir das auch wieder nicht. Verdammter Mist. Ich schaue mich in Jays Zimmer um. Überall hin, nur nicht auf die Blutkonserve. Ich liege auf seinem Bett. Sein Bett. Wie ist das passiert? Es ist kuschelig weich und es riecht nach ihm. Nach seinem ganz eigenen Duft.

Der Duft nach wilder Natur und Zimt. Ich weiß auch nicht warum, aber sein Aroma ließ mich immer an Verbotenes denken und da schweifen meine Gedanken immer weiter ab.

>>Denk nicht weiter darüber nach. << Er legt mir die Blutkonserve in die Hand. Er hat meinen Gesichtsausdruck glücklicherweise missverstanden. >>Wir bekommen unsere Blutkonserven nicht vom Deutschem Roten Kreuz, naja nicht alle. Es hat sich gerade nur ergeben, weil Rena nach ihrer Schicht dort hin und wieder Blutkonserven mitbringt, falls bei uns ein Notfall eintritt, aber sonst haben wir unsere eigenen Blutspenderorganisationen, wo wir jederzeit neues frisches Blut bekommen können. Ich sagte dir doch schon, dass wir es nicht als Nahrungsquelle benötigen! Wir können uns von normalem Essen wie jeder andere auch, ernähren und schön, dass dir mein Bett gefällt. << Neckt er mich schon wieder?

Er hat schon wieder einmal meine Gedanken gehört. Verdammt! Ich will sein Grinsen nicht weiter anschauen, weshalb ich meinen Blick weiter schweifen lasse. Dunkelblaue Gardinen sind vor einem Fester und sie sind verschlossen.

>>Etwas habe ich vergessen zu fragen. Kann ich immer noch im Sonnenlicht laufen oder brauche ich dafür einen Lichtring? <<

Jay fing lauthals zu lachen an. >>Das wär‘s noch! << Er schüttelt sich vor Lachen. >>Nein, keine Sorge mittlerweile kann fast jeder Vampir im Licht gehen, ohne zu verbrennen. Das war schon immer eine unserer Gaben. Glücklicherweise und für diejenigen, denen es nicht vergönnt ist im Sonnenlicht zu gehen, suchen wir eine Lösung, aber du hast mich doch auch schon vorher im Sonnenlicht gesehen. Hast du das eigentlich vergessen? Ich sitze nicht den ganzen Tag im Labor rum, um mich vor der Sonne zu schützen! << Dabei zieht er demonstrativ eine Braue in die Höhe.

>>Ahm. Ja. Stimmt. << Meine Wangen mussten ein Tiefrot aufweisen, so wie sie brennen. Ich kann manchmal wirklich ein wenig unbedacht sein. Fettnäpfchen, so nennt Jay es immer wieder, wenn er mich bei einem erwischt.

>>Willst du einen Schluck probieren? << Dabei weht er mit der Blutkonserve, die er mir vorhin noch in die Hand gelegt hat. Daran ist noch ein Transfusionsschlauch wie ich es aus dem Universitätsklinikum im praktischen Bereich kenne. Wobei ich bisher immer nur den Schlauch an die Vene eines Menschen angebracht habe und nichts zum Trinken serviert habe. Irgendwie zieht sich mein Magen bei dem Anblick von Blut hungrig zusammen und mein Mund wird wässerig. Oh je. Ich reagierte schon auf dieses Blut und dabei roch ich es nicht einmal. Wird das nun immer so sein? Wenn ja, dann habe ich ein richtiges Problem mit meiner Berufswahl!

>>Das ist kein Problem. Außerdem ist das nur zu Anfang so, dass du einen Hunger auf Blut verspürst. Spätestens in zwei Wochen ist dir das vollkommen egal. Du schaffst das schon. Wenn du willst, kann ich dir das Blut erst in die Vene spritzen. Du wirst sowieso nicht die volle Konserve benötigen. Ich bin erstaunt, dass deine Fangzähne noch nicht rausgekommen sind. <<

Meine Was? >>Was? Fangzähne? <<

Jay muss mich natürlich auslachen. Ich an seiner Stelle würde das bei dem Gesicht, das ich bestimmt mache, auch loslachen.

>>Vergiss es! Es war eh nicht ernst gemeint. Ich weiß, dass ihr Fangzähne habt. Immerhin habe ich sie gespürt. << Ich lege eine Hand an meinem Hals, wo ich den Biss gespürt hatte. Da war keine Wunde. >>Ich habe nur nicht weiter darüber nachgedacht, dass ich auch welche haben könnte. <<

>>Kein Ding, Mandy! << Er reibt sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. >>Ich möchte nur etwas ausprobieren, dann könnte es tatsächlich sein, dass deine Fangzähne rauskommen. << Er wartet auf eine Reaktion von mir. Vertrauen ist ihm wichtig.

Mach du bloß nur, was auch immer du willst.

Und zucke dabei einfach nur mit den Schultern. Der Kerl konnte manchmal auch eine Klappe haben… Von mir aus sollte er probieren, was immer er wollte. Solange nur dieses komische Gefühl in meinem Bauch verschwindet, ist mir so ziemlich alles egal.

Jay schaut mich an, bevor er anschließend doch noch seufzt. Er hat also wieder meine Gedanken gehört. Dann glimmen seine Augen rot auf und seine Eckzähne wachsen vor meinen Augen. Das alles passiert so schnell, dass mir der Atem ausbleibt. Er schaut mich jetzt wieder an. Seine dunkelblonden Strähnen fallen ihm dabei aufs gebräunte Gesicht, können aber nicht das Leuchten seiner Augen verstecken.

>>Ich muss ja richtig grauenhaft aussehen, wenn du nicht einmal mehr Luft holst. Keine Sorge. Ich beiße dich jetzt nicht. << Seine Stimme ist etwas gedämpft von seinen Schneidezähnen.

Nicht, solange du mich nicht darum bittest.

Jays Stimme in meinem Kopf konnte ich nicht einmal richtig verarbeiten, da beißt er schon in die Blutkonserve mit seinen langen Schneidezähnen.

Aha.

Hoffen wir mal, dass dieser Gedanke nur bei mir geblieben ist.

Lecker.

Ich lecke mir über die Lippen. Meine Zähne fangen an sich zu verschieben und zu verlängern, sobald der Geruch von Blut in der Luft ist.

Mist! Mist! M.I.S.T!!!

Du siehst jetzt auch so aus wie ich Mandy. Blutrote Augen. Schneidezähne, die dir bis zur Unterlippe reichen. Sexy und zum Anbeißen.

Findet er mich wirklich zum Anbeißen?

Oh ha!

Ich und sexy und zum Anbeißen? Rote Augen. Ich will auch in diese Konserve reinbeißen.

Jetzt sofort und er macht mich gerade wahnsinnig an mit der Konserve an seinen Schneidezähnen und er grinst mich auch noch an. Ich bin so was von fällig!

Beiß doch auch hinein, dann können wir gemeinsam eine Mahlzeit vom selben Teller zu uns nehmen.

Diesmal bringt mir seine telepathische Nachricht auch noch Gänsehaut ein. Seine Stimme in meinem Kopf bringt mich dazu unüberlegt zu handeln. Ich will es auch also beiße ich in die Konserve. Es sollte mich nicht anmachen. Nichts hiervon ist erotisch und trotzdem denke ich dabei ihn zu vernaschen.

Blut. Es ist Blut, das meinen Mund füllt. Ich trinke gerade zum ersten Mal Blut und es ist mir einfach egal, weil Jay hier ist und wir es gemeinsam trinken. Ich trinke nicht zum Überleben, sondern, weil ich es gerade wirklich brauche. Es ist ja nicht so, dass ich nie zuvor mein eigenes Blut geleckt hätte. Immerhin habe ich mich häufiger geschnitten als ich sollte, aber das hier ist etwas ganz anderes. Es war mal jemandes Blut gewesen und es rann gerade meine Kehle runter und ich lechze danach. Es schmeckt nicht wie Kupfer, sondern nach reifen Erdbeeren und ich liebe Erdbeeren! Ich bin geradezu süchtig danach.

Mein Blick fällt auf Jay, während ich trinke. Er beobachtet jeden meiner Schlucke. Mit jedem Schluck schluckt er auch. Mein Herz rast. Schweiß bricht aus. Es ist wie eine Liebkosung. Eine Liebkosung, die tiefer geht als eine Berührung von Haut auf Haut. Lippen auf Lippen. Das hier geht viel tiefer. Mir wird warm, heiß. Ich sollte nicht weiter darüber nachdenken und den Gedanken auch nicht weiter ausdehnen lassen, aber mir wird wirklich heiß. Heiß. Schweißtropfen laufen mir meinen Hals hinab und sammeln sich zwischen meinen Brüsten. Sehr heiß. Ich würde mir ja Luft zu fächern, wäre das nur nicht zu auffällig und ich nicht auch noch die Blutkonserve halten. Das ist kein Schamgefühl. Es ist mir bereits egal, dass ich Blut trinke. Egal ist mir aber nicht, dass ich es vor Jay tue und es ihm genauso gehen muss wie mir. Ich will ihn umarmen. Ihn küssen. Ihn packen. Das hier ist umso viel intimer als ein Kuss es jemals sein könnte. Ich will ihn berühren, ich brauche das und so viel mehr. Dann kommt viel zu schnell kein Blut mehr aus der Konserve. Wir haben sie gemeinsam ausgetrunken. Das waren nur Sekunden gewesen.

Mehr?

Das war keine Frage, die man laut stellt. Seine Augen leuchten lüstern auf. Ist es für ihn auch so intim?

>>Ja. << Dieses eine Wort sagt mehr als tausend Worte.

Ein Wort.

Eine Welt.

Ein Universum.

Ein Gefühl.

Ich will mich nur noch in ihn verlieren. Plock, macht die leere Blutkonserve als sie auf den Boden fällt. Als sich unsere Augen treffen, sagt sein Blick sagt alles.

Wenn die Nacht wach ist

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