Читать книгу Wenn die Nacht wach ist - Ana Catarina Lopes - Страница 15

Kapitel 10

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Bettgeflüster

Mandy

Ich schaue immer noch auf die Tür, durch die Jen und Liz gerade wieder raus sind. Waren sie überhaupt da gewesen? Darf man perplex sein. Die beiden waren wie zwei Wirbelwinde in das Zimmer hineingesaust und sind genauso schnell wieder herausgeweht. Ich weiß nicht, was in beide gefahren ist, aber genauso schnell waren sie weg. Ich habe kaum was sagen können und da waren wir wieder allein. Zu zweit. Mein Mund steht weiterhin offen, ganz bestimmt, denn so schnell kann man sich von den beiden gar nicht erholen und plötzlich fängt mein Gehirn wieder zu arbeiten an. Fragen bildeten sich hinter weiteren Fragen. Es war konfus und mein Kopf dreht sich. Sie waren die beiden Mädchen, die mich nach Xenas Party begleitet haben.

>>Du hast gerade Konfuzius Eins und Konfuzius Zwei eben besser kennengelernt. << Ich muss Jay nicht ansehen, um sein Grinsen in diesen Worten herauszuhören und zucke dabei nur mit den Schultern.

>>Ja, das hatte ich mir eben auch zusammengereimt. <<

>>Und du hast mehr Fragen als vorher? << Jetzt schaue ich doch zu ihm auf, als ich merke, dass die Matratze leichter wird als er aus dem Bett aufsteht und mit einer erhobenen Braue bedenkt. Ich versuche dabei nicht auf seinen nackten Oberkörper zu starren, was mir irgendwie gelingt, indem ich meinen Blick ganz auf sein Gesicht richte. Seine blauen Augen sind hypnotisch.

>>Ganz bestimmt, aber ich versuche es noch auf mich einwirken zu lassen. Mein Kopf brummt gleich ganz bestimmt. << Ich lächle ihn dabei an.

Er setzt seinen Kopf schief, während er in einem Schrank nach einem T-Shirt sucht und mir dabei seine Kehrseite in schwarzen Boxershorts zeigt. >> Beide sind Wirbelwinde, doch ich mag Liz lieber als Jen. Man sollte das nie bei Geschwistern sagen oder empfinden. << Er kratzt sich am Nacken und wirbelt zu mir herum. >>Es ist nicht einfach, aber mich verbindet mehr mit Liz als mit Jen. Jen ist nicht freiwillig eine Vampyr geworden und hat das ein wenig an mir ausgelassen, ich habe trotzdem versucht so gut wie möglich mit der ganzen Situation klarzukommen, doch irgendwie hat nichts geholfen und am Ende habe ich immer mehr mit Liz geredet als mit Jen. Ich glaube, dass Liz dir das alles viel besser erklären könnte. <<

>>Ach wirklich? << Plötzlich steht Liz wieder in der Tür. >>Ich dachte schon ich würde stören, hatte aber das Gefühl, das mein Name gesagt wurde. << Sie schaut uns fragend an.

>>Wenn man vom Teufel spricht! Liz, ich dachte du wärst wieder gegangen. <<, schnaubt Jay und zieht sich endlich das T-Shirt an, was er aus der Schublade geholt hatte. Ich muss mich wegdrehen, sonst fange ich noch zu sabbern an.

>>Du weißt es doch besser. Man muss überall und jederzeit mit mir rechnen. <<, schnaubt sie kurz. >> Ich erkläre Mandy gerne, warum wir besser zusammen klarkommen als mit Jen und das hat überhaupt mit keiner Ausgrenzung zu tun. Wir lieben sie trotzdem, denn Familie heißt genau das: Man liebt sich trotz der Fehler, die man hat. Dafür musst du wissen, wie und warum wir verwandelt wurden. << Sie schaut kurz zu Jay. >>Bei Jay war es eine ganz andere Sache, denn Jay ist das Kind zweier Vampire. Du musst wissen, dass seine Eltern Vampire waren als er gezeugt wurde. Er kam bereits mit allen Fähigkeiten eines Vampirs auf die Welt, allerdings war er kein Vampir, sondern nur ein Mensch mit den Fähigkeiten eines Vampirs, bevor er endgültig in einen Vampir verwandet wurde. Erst nach seiner Verwandlung ist er unsterblich geworden, was auch nur bedeutet, dass er schwieriger zu töten ist, denn es ist niemals unmöglich zu sterben. << Sie blickt mich wieder an. >>Bei Jen und mir war das etwas vollkommen anders, weil wir vor der Verwandlung Menschen waren, und es ist keine leichte Geschichte. << Liz‘ Blick wird ernst, damit ich verstehe, wie wichtig das hier ist. Ich richte mich gerade auf dem Bett. >>Jen musste die schmerzliche Prozedur erleiden, was ihre eigene Schuld war. Damals glaubte sie unsere Eltern seien verrückt, um an Vampire zu glauben, aber ich war immer vorsichtig gewesen und hab stets aufmerksam nach Hinweisen gesucht. Für mich war es also keine Überraschung, als ich damals in Paris sah wie Jay verwandelt wurde. Da hatte ich endlich meine Bestätigung, dass unsere Eltern uns nicht gelogen hatten, aber Jen musste die Morgens erpressen…. Unsere Familie, die uns aufgenommen hat, als keiner uns wollte. <<

Was? Wie denn das?

>>… Dazu kommt auch noch die Blutfehde mit den Dartens, das ist aber eine andere Geschichte, dass sie wieder hinter uns her, macht es auch nicht einfacher. Das diese de Warrene schon wieder hinter Vater her ist, obwohl sie ihn seit 800 Jahren verwandelt hat, grenzt an Wahnsinn! << Liz Stimme ist leicht wütend und ungläubig.

>>Leider! Vater war damals in sie verliebt und schützte sie vor dem König und als er sie dabei erwischte, wie sie einen Straßenjungen tötete, entschied sie sich ihn auch in einen Vampir zu verwandeln. Gegen seinen Willen! <<, springt Jay für Liz ein. >>Was uns zu dem heutigen Dilemma bringt ist, dass Vater damals mit Denise verschwand, die auch eine Vampyr ist, um frei zu sein. Sie war die Einzige, die ihm alle Vampirregeln beibrachte. Aber der Preis dafür ist hoch, sie leidet darunter, so sehr wie ihr Mann und ihr Sohn Edmund. Sie hat beinahe all ihre Kräfte eingebüßt und sie muss bald sterben, weil sie einen außer ihrer Reihe unterrichtet hat. << Jay räuspert sich. >>Das ist die offizielle Geschichte. <<

Liz bedenkt Jay mit einem funkelnden Blick, bevor sie weitermacht. >>Adele versuchte sie ständig umzubringen, aber es funktioniert nicht, weil sie den schwersten Tod leiden muss, den ein Vampir erleiden muss. <<

>>Aber ich versuche dieses verdammte Heilmittel zu finden. Ich habe schon so viel für uns Vampire getan, dass es beinahe an Wahnsinn rankommt... <<, mischt sich Jay ein und Liz scheint es aufgegeben zu haben weiter zu erzählen. Ich wusste nicht so recht welchen Empfindungen ich freien Lauf lassen sollte. Angst? Amüsement? Trauer? Das ist doch ein trauriges Ende für jemanden, der nur etwas Gutes tun wollte.

>>Muss ich mir dabei irgendwas Spezielles vorstellen? De Warenne, damit meint ihr Adele? Diese Frau hat es auf eure Familie abgesehen, nur weil sie eurem Vater die Regeln eines Vampirdaseins nicht ihm persönlich unterrichtete und er dann mit der Nächstbesten davongelaufen ist? << Das ist doch alles verdammt doof gelaufen.

>>Du hast es erfasst! Und seitdem sind wir dabei vor ihnen zu fliehen oder sie zu bekämpfen. <<, antwortet Liz erfreut, dass ich es verstanden habe.

>>Wartet mal. Sie ist doch verheiratet oder nicht? Der Name de Warenne ist nur einmal in eurem Gespräch aufgetaucht und dafür nanntet ihr den Namen Darten. Macht denn dieser Demon nichts dagegen? << Man sollte doch meinen, dass der Ehemann eifersüchtig werden würde.

>>Manchmal ist sie wirklich viel zu schlau. Es stimmt sie hat geheiratet. Du scheinst nun zu verstehen, warum Jay und ich ein besseres Verhältnis zueinander haben als mit Jen. << Das habe ich verstanden, immerhin wurde Jen gegen ihren Willen zur Vampyr. Das erklärte schon, warum sie nicht so gut miteinander klarkommen.

>>Dabei bleibt die Frage wie du zum Vampir wurdest und warum es für Jen schwerer war und warum du, obwohl du die Jüngere trotzdem die Ältere bist. <<

>>Wir sollten wirklich keine offenen Fragen lassen. Jen war dabei als Jay verwandelt wurde. <<, erklärt Liz. >> Also blieb ihr nur die Möglichkeit die Klappe zu halten bis an ihr menschliches Lebensende, freiwillig oder unfreiwillig eine Vampyr zu werden oder zu sterben. Und sie hat sich nicht freiwillig darauf eingelassen die Klappe zu halten, das kannst du mir glauben, noch wollte sie eine Vampyr werden, darum ist es hässlich geworden. Wenn dir ein Mensch mit der Aufdeckung droht, bleibt einem Vampir keine Wahl. Der Mensch wird zu dem was er aufdecken will. Ich jedoch habe alles gesehen und habe meine Klappe gehalten, bis ich einundzwanzig wurde. Erst dann erklärte ich meiner neuen Familie, dass mein Geburtstagsgeschenk die Wandlung in eine Vampyr werden sollte. Das waren sechs Jahre nachdem Jay und Jen Vampire wurden. << Sie denkt wohl daran zurück, denn ihr eisblauer Blick ist entrückt und sie lächelt verträumt. Liz scheint mir sympathisch und glücklich zu sein, sodass ich automatisch mitlächeln muss.

>>Du hast so lange stillgehalten und die anderen haben es nicht einmal bemerkt? <<, frage ich neugierig, weil ich es mir nicht vorstellen kann, wie sie es so lange geschafft hat, nichts zu sagen oder sich auf irgendeine Weise zu verraten.

>>Nein, haben sie nicht, dafür war die Hektik mit Jen sehr groß und ich war im Kleiderschrank versteckt und keiner hat auch nur daran gedacht, dass sich jemand im Kleiderschrank verstecken würde, daher hat es keiner an dem Abend bemerkt. Darüber bin ich auch glücklich. Niemand hatte es vorher geschafft ihnen so einen verblüfften Ausdruck ins Gesicht zu schaffen wie ich. <<

Daraufhin schnaubt Jay auf und macht ein Gesicht, als hätte er in etwas saures gebissen. >>Wir werden es auch alle niemals vergessen, als sie plötzlich, nachdem sie ihren Kuchen aufgegessen hatte aufstand und in ganz sachlich trockenem Ton bekanntgab: Danke für alles, was ihr bisher für mich getan habt. Ich möchte jetzt auch ganz gerne zu eurem Vampirclub gehören, also wer von euch erweist mir die Ehre mich in einen Vampir zu verwandeln? < <

>>Wirklich? << Ich schaue Liz ungläubig an, aber sie reagiert nicht darauf, sondern macht sich auf den Weg zur Zimmertür. >>Ich lasse euch jetzt beide allein. Außerdem macht mir diesen wunderbaren Teppich nicht schmutzig, denn diesen habe ich selbst genäht und auch wenn ich insgesamt nur eine halbe Stunde dafür benötigt habe, war das richtig schwer! <<

>> Was meinst du damit? <<, fragte ich verwirrt was sie damit meint.

Doch schon war Liz weg und es gab keine Möglichkeit auf eine vernünftige Antwort von ihr.

>>Sie hat Angst, dass wir schmutzige Sachen auf diesem Teppich machen. <<

Ich blicke zu Jays blaue Augen auf und runzle die Stirn, weil das überhaupt keinen Sinn ergibt. >>Diese Gefahr gibt es aber nicht wirklich. <<

>>Bist du dir da absolut sicher? << Sein Ton verspricht mir etwas anders.

Themawechsel! Jetzt sofort! >>Wie alt bist du wirklich? Ich weiß, dass du so aussiehst, als wärst du erst achtzehn Jahre alt, aber nach dem Gespräch zu urteilen bist du viel älter. <<

Themenwechsel. Gut, dachte sich Jay.

Jay schmollt ein wenig, bis er damit herausrückt. >>Ich bin dreihundertneun Jahre alt. <<

309 Jahre! 309! >Wow. << Das muss erst einmal einsacken. >>Dann hast du aber viel erlebt. Ich weiß, dass ich viel zu neugierig bin, aber könntest du mir vielleicht erzählen was dich am meisten geprägt hat? <<

>>Ja, das bist du wirklich. Manchmal wäre es besser, wenn du die Finger von solchen Fragen lassen würdest, aber ich kann es nicht ungeschehen machen. Du bist jetzt eine Vampyr und ich habe dir alles erzählt, was ein neuer Vampir wissen muss. Ich möchte nicht, dass du genauso abhängig wirst, wie mein Vater von Adele, als er verwandelt wurde. << Auch er kann mich gut von meinen Fragen ablenken, wenn er nicht darauf antworten will oder es war etwas, dass ihn am meisten geprägt hat und er will es nicht mit mir teilen…

>>Was ist denn damals geschehen? Willst du es lieber für dich behalten? << Dabei berühre ich seine Wange, die so weich ist. Er hat sich inzwischen wieder auf dem Bett hingesetzt und ich bin ihm aufs Bett gefolgt.

>>Ich habe zu viel erlebt, um ad hoc ein einziges Ereignis zu benennen. Ich habe zu viele, aber ich denke, dass der Krieg mich geprägt hat. << Ich bin froh, dass er doch noch geantwortet hat.

Er schaut mich mit seinen kristallblauen Augen an, aber von einem auf den anderen Moment verändern sich seine Augen. Sie scheinen traurig und wässerig zu werden. Ich habe ihn nie weinen gesehen. Ich ziehe sein Gesicht auf meinen und gebe ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. Ich will ihn nie traurig sehen müssen.

Er lachte heiser und rauchig nach dem Kuss. Mir gefällt das. Kann man jemanden unbegrenzt lieben? Wenn ja, dann liebe ich alles an ihm. Es macht mich einfach glücklich bei ihm zu sein. Er ist alles was ich will. Die Situationen sind immer wieder so wie sie eben sind. Daran kann man nichts ändern, aber mit wem man sie erlebt schon. Ich lächle ihn verliebt und verträumt an.

>>Ich werde jetzt nicht weinen. Keine Sorge. Ich bin ein starker Kerl. <<, haucht er an meinen Lippen und trägt ebenso ein fettes Grinsen auf dem Gesicht.

Das hier ist perfekt, wenn es so etwas wie Perfektion gibt, dann sind wir genau mittendrin.

Er legt seine Stirn an meine und blickt mir tief in die Augen als würde er meine Seele anblicken und ich in seine. Hier in diesem Moment fühle ich mich unglaublich gut. Er ist alles, was ich nur jemals brauchen werde.

Wenn die Nacht wach ist

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