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Vom Isartal ins Karwendel

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Stille Bergseen, wilde Pässe, bunte Almmatten und herrliche Tiefblicke in Kare und Täler, all das haben wir vor Augen, wenn wir an die Alpenüberquerung denken. Wir sind schon ganz heiß auf den ersten Gipfel, die Benediktenwand, und den Blick aufs Karwendel, der sich hier auftun wird. Und dann erst der Aufstieg zum Karwendelhaus an der Hauptkette dieses unglaublichen Felsstocks entlang. Es kann uns gar nicht steinig und steil genug sein. Im Moment. Denn der zweite Tag beginnt in Wolfratshausen und auch heute wandern wir nochmals eben an der Isar entlang. Von den wirklichen Bergen ist den ganzen Tag über keine Spur zu sehen, selbst die Gipfeloption am Ende dieses Wandertags in Bad Tölz ist kein echter Berg, ein Hügel vielmehr. Darüber kann sein Name nicht hinwegtäuschen: der Kalvarienberg mit seinen 707 Metern.


Blick zurück von der Birkkarspitze ins Schlauchkar

Vorfreude erzeugt dieser Tag aber sehr wohl. Nochmals wandern wir durch die Pupplinger Au, diesmal durch den südlichen Teil des Naturschutzgebiets. Und nochmals rauscht uns die Isar ihre Geschichte ins Ohr, vom Ursprung im Karwendel, von den vielen kleinen Felsstufen, über die sie hinabsprang, über den langen Weg nach Scharnitz und ihre Strecke von Vorderriß in den Sylvensteinspeicher. Sie murmelt uns den ganzen Tag von Lenggries und Tölz vor. Jetzt ist unsere Vorfreude am Maximum angelangt. Wir fühlen uns trotz der schweren Füße nach erneut siebenstündiger Wanderung wie eine Feder, die bis zum Äußersten gespannt ist und nur noch darauf wartet, loshüpfen zu dürfen. Morgen, am dritten Tag, werden wir die Berge erreichen. Unsere Bayerischen Voralpen.

Mit der Benediktenwand ist ein besonderer Sympathieträger an den Anfang gestellt. Die »Benewand«, wie sie liebevoll genannt wird, als bayerisches Bergunikum: behäbig, mit breitem »Kreuz« (Rücken) und einem Bierbauch. Auf den ersten Blick macht die Benewand nicht so viel her, aber wenn man genauer hinsieht, und dazu hat man beim Wandern wahrlich Zeit, dann bietet sie alles: An der Benewand kann man wandern, biken und im Winter Schlitten fahren. Und sie hat Felsen. So viele, dass man auch klettern kann und sich eine Kolonie Steinböcke hier wieder angesiedelt hat. Ein sehr beliebter Höhenweg führt vom Seilbahnberg Brauneck hinüber zu ihrem Gipfel. Diese Möglichkeit eröffnet uns auch die Option, gut 800 Höhenmeter Aufstieg einzusparen. Außerdem bietet die Benewand Almen und eine Alpenvereinshütte, die Tutzinger Hütte, für die erste Hüttenübernachtung. Wenn man am vierten Wandertag von der Tutzinger Hütte frühzeitig aufbricht, kann man nicht nur den Gipfel zusätzlich ansteuern, sondern hat gute Chancen, die stolzen Steinböcke beobachten zu können.


Die Falkenhütte liegt unweit der Graßler-Originalroute; beeindruckend sind die Laliderer-Nordwände.

Über die schön gelegene Petereralm steigt man ab in die Jachenau, quert dieses Tal und ist nach einem weiteren waldigen Höhenzug in Vorderriß an der Isar. Auf der Talwanderung von Vorderriß nach Hinterriß am Folgetag wird jeder einmal schwach. Manche Wanderer erwischt es in der ersten Hälfte schon und sie kehren in einer der urigsten Hütten unserer Überquerung zum Frühschoppen ein. Die Oswaldhütte liegt zwar nahe der Straße und nach viel zu kurzer Wegstrecke, aber trotzdem werden manche hier der Versuchung erliegen. Andere werden schwach, wenn sie sehen, dass man die gut zwölf Kilometer lange Strecke mit dem Auto in wenigen Minuten zurücklegen könnte. Manche strecken die Segel und lassen sich vom Bus Richtung Eng mitnehmen, manche strecken den Daumen in die Höhe und setzen ihr charmantestes Lächeln auf oder ihren treuherzigsten Blick, je nachdem, wie man eben »früher« als Anhalter am meisten Erfolg hatte. Wer diesen Versuchungen widersteht, sieht im Rißbachtal einen munteren Gebirgsbach fließen, teils im breiten Bett, teils von engen Felsbarrieren begrenzt. Er geht durch kühlen Gebirgswald mit Orchideen und hört das Bimmeln der Kuhglocken auf den Almweiden. Leider aber auch den regen Verkehrsfluss, den die Straße in die Eng mit sich bringt.


Das Karwendelhaus vor der langen Schlauchkaretappe

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