Читать книгу Alpentreks - Andrea Strauß - Страница 9
Unterwegs
ОглавлениеEndlich ist es so weit und man ist unterwegs. Berücksichtigt man ein paar Verhaltenstipps, macht das Wandern doppelt so viel Spaß. Nicht zu schnell losgehen! Auch wenn man alleine wandert, gilt dieser Grundsatz. In der Gruppe ist er aber schwieriger umzusetzen. Ob der zehnjährige Nachwuchswanderer oder die jung gebliebene Seniorengruppe – keiner scheint davor gefeit, aus Gedankenlosigkeit oder falschem Ehrgeiz die erste Viertelstunde im Stechschritt zurücklegen zu wollen. Erst wenn die Gespräche verstummen und der Erste mit hochrotem Kopf zurückbleibt, wird das Tempo gedrosselt. Umgekehrt wäre es viel sinnvoller. Auch der Spitzensportler beginnt den Tag nicht gleich mit dem Wettkampf, sondern mit dem Wachwerden. Die erste Viertelstunde sollte also auch der Wanderer mit reduziertem Tempo losgehen und erst nach der »Ausziehpause« das Tempo steigern.
Gefahren erkennen! Das Gebirge ist kein Spielplatz. Egal, wie Sie sich verhalten, Sie tragen die Verantwortung und nicht der Hüttenwirt, nicht der Wegewart, auch nicht der Reiseveranstalter, wenn man an einer geführten Tour teilnimmt. Man sollte daher versuchen, Gefahren rechtzeitig zu erkennen und sie zu vermeiden.
Das Einholen des aktuellen Wetterberichts und Wegezustandes ist eine dieser vorausschauenden Maßnahmen. Hüttenwirte geben hier sachkundig Auskunft, auch die Frage an entgegenkommende Wanderer kann hilfreich sein. Bei schlechtem Wetter etwa muss man zwar nicht automatisch einen Ruhetag einlegen, wenn ausgerechnet hier aber ein besonders schwieriger Wegabschnitt wartet, sollte man überdenken, ob man nicht doch pausiert oder andere Wege im Tal geht. Vor allem Nebel und Gewitter sind tückisch. Während man bei Nebel nur empfehlen kann, auf jeden Fall am Weg zu bleiben, sind Gewitter in keiner Weise kalkulierbar, außer, dass man morgens zeitig aufbricht und im Hochsommer so das Gewitterrisiko reduziert. Versicherte Steige, Gipfel oder Grate sind bei Gewitter absolut tabu! Schwierige Wegabschnitte, zum Beispiel versicherte Stellen, ausgesetzte Pfade, Altschneefelder oder Bachquerungen begeht man konzentriert, und wenn man sich ganz unsicher fühlt, dann überhaupt nicht! Im Zweifelsfall kehrt man eben um. Was bei Skifahrern für die Lawinensituation gilt, trifft auch auf Wanderer und Bergsteiger zu: Lieber verzichten als verschüttet sein oder tot! Sinnvoll ist es, vor schwierigen Passagen eine kurze Pause zu machen und sich zu stärken, vor allem auch auf alle Mitwanderer zu warten. Gerade die schwächeren Teilnehmer sind um eine Ruhepause vor einer gefährlichen Stelle besonders froh und müssen dann nicht außer Atem und mit zittrigen Knien versuchen, den Anschluss nicht zu verlieren. Manche Risiken lassen sich nicht völlig ausschließen, dazu gehört auch das Steinschlagrisiko. Als Wanderer kann man lediglich die Gefahr reduzieren, indem man sich nur möglichst kurz im gefährdeten Bereich aufhält und nicht etwa gerade unter der Steinschlagrinne die Brotzeit auspackt. Auf den Alpentreks ist die Steinschlaggefahr niedrig, da sie auf Wanderwegen verlaufen – generell ausschließen kann man sie aber nicht.
Schächentaler Windgällenstock beim Klausenpass
Die Bergsteigerin hat den Allgäuer Hauptkamm im Blick.
Die Zeitplanung einhalten! Manche Unfälle passieren, weil man vergessen hat, auf die Uhr zu schauen. Je länger die Tagesetappe ist, desto wichtiger ist es, für sich selbst eine passende Zeitplanung zu haben. Auch wenn in den Toureninformationen Zeiten angegeben und häufig auch auf den Wegweisern Zeitangaben zu finden sind, wird doch jeder sein individuelles Tempo gehen. Wer deutlich langsamer läuft als angegeben, wird daher einen eigenen Zeitplan aufstellen müssen. Vielleicht lässt sich das Problem beheben, wenn Etappen halbiert werden können und man eben eine zusätzliche Übernachtung einschiebt. Manchmal wirkt ein leichterer Rucksack Wunder. Im Zweifelsfall sucht man sich eine einfachere Route aus, die weniger Leistung verlangt. Oder man lässt eine besonders lange Etappe aus, nutzt die öffentlichen Verkehrsmittel im Tal und trifft den Rest der Gruppe im nächsten Talort wieder. Als Berechnungsgrundlage für eine übliche durchschnittliche Leistung gilt die Regel: Pro Stunde legt der »normale« Wanderer 400 Höhenmeter im Aufstieg zurück oder vier Kilometer. Wenn Höhenmeter und eine gewisse Entfernung zurückgelegt werden müssen, wie das meistens der Fall ist, dann kombiniert man beides. Zum größeren Wert zählt man die Hälfte des kleineren Wertes dazu. Zu den zwei Stunden für 800 Höhenmeter Aufstieg zählt man dann z. B. eine halbe Stunde für vier Kilometer hinzu (halber Wert). 800 Höhenmeter mit vier Kilometer Distanz sind danach in 2½ Stunden zu schaffen.
Ruhetage sorgen für Erholung Genauso wie die Wanderung selbst sorgen auch Ruhetage für Erholung. Spätestens nach einer guten Woche sollte man daher einen Ruhetag einplanen. Bei Wanderungen mit Senioren oder Kindern sollten es mehr sein. Auf diese Weise bleibt Zeit, auszuschlafen, die Ausrüstung zu überprüfen, den Schlechtwettertag aufzuholen oder einfach eine besonders schöne Gegend intensiver zu genießen, sei es am Berg oder im Tal. Ganz Unermüdliche können den »Ruhetag« mit einem kleinen Gipfel in Hüttennähe bereichern.