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Vorwort

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Gehen, so weit die Füße tragen. Gehen als Selbstzweck. Als Fitnessprogramm. Für den Körper, aber noch mehr für Geist und Seele. Obwohl wir es im 21. Jahrhundert schon fast vergessen haben, liegt uns das Wandern in der Tat seit Urzeiten im Blut. Wer früher zu Fuß in Rom oder Santiago de Compostela, in Mekka, zu Füßen des Kailash oder auf dem Fujiyama angekommen war, hatte Entbehrungen in Kauf genommen und manchmal sogar Gefahren bestanden, er hatte seinen Körper gespürt und viele, viele einzelne Schritte zurückgelegt. Am Ende war ein großes Ziel erreicht. Ein Ziel, das sich nicht mehr in einer Anzahl von Kilometern messen ließ oder in der Zahl der Reisetage.

Heute ist Wandern für viele ein beliebter Ausgleichssport zum hektischen Berufsleben. Draußen sein und die Bergwelt genießen, auf einem Gipfel stehen, den Blick in die Weite schweifen lassen – was gibt es Schöneres? Es darf aber genauso auch einmal eine Talwanderung dabei sein oder ein aussichtsreicher Höhenweg.

Voller Bewunderung und auch mit ein wenig Neid blickt man dann auf jene glücklichen Menschen, die am Ende des Tages nicht nach Hause fahren, keinen Stau, keinen »Sie-haben-gewonnen-Anruf« und keine tropfenden Wasserhähne erleben müssen, sondern stattdessen auf der Hüttenterrasse sitzen bleiben und im warmen Abendlicht die Füße hochlegen können, bis die Sonne als roter Feuerball hinterm Horizont verschwindet. Und die am nächsten Morgen aufbrechen, um neue Eindrücke zu gewinnen und einfach weiterzuwandern.

Weitwandern, egal in welcher Form, findet daher auch immer mehr Anhänger. Ob man die Herausforderung sucht und sich alleine auf den Weg macht oder ob man mit Familie oder mit Freunden unterwegs ist, ist Geschmackssache und eine Frage der Möglichkeiten. Für gewöhnlich wird man nicht gleich mit dem großen Abenteuer beginnen und eine mehrwöchige Zeltwanderung planen. Meist steht eine Mehrtagestour am Anfang, vielleicht ein verlängertes Wochenende mit verschiedenen Hüttentouren, die sich zu passenden Tagesetappen kombinieren lassen. Aber Vorsicht – es besteht akute Suchtgefahr! Wer einmal angefangen hat, den lässt das Weitwandern nicht mehr los. Was dann dabei herauskommt, lesen Sie in Alpentreks. Zehn Autoren haben für Sie die 14 schönsten, spannendsten, sportlichsten, neuesten und auch alte Wanderungen über die Alpen und durch die Alpen zusammengestellt: neun in den Ostalpen und fünf in den Westalpen. Noch etwas mehr Statistik: Sechs davon verlaufen mehr oder weniger parallel zum Alpenbogen, sechs queren von Nord nach Süd den Alpenhauptkamm und einer beschreibt eine Rundtour.


Am Kleinen Ahornboden im Karwendel


Die Brenta nach einem herbstlichen Wintereinbruch

Unter den Alpentreks sind einfache Wanderungen, wie zum Beispiel der E5 mit nur 125 Kilometern und acht Tagesetappen, oder, schon schwieriger und mit teilweise großen täglichen Höhenunterschieden, die Alpenpassroute über 16 Tage und 340 Kilometer Strecke im Angesicht vieler Drei- und Viertausender. Wer mehr Zeit aufbringen kann, wird den Maximiliansweg (22 Tage, 370 Kilometer) oder den Großen Walserweg (35 Etappen, 660 Kilometer) unter die Füße nehmen. Die Schwierigkeiten und Höhen lassen sich steigern. Da sind die Routen München–Venedig (sogar mit einer Klettersteigbegehung!) oder München-Gardasee zu nennen (jeweils vier Wochen Dauer und mehr als 500 Kilometer), oder der Teilabschnitt des E5 von Oberstdorf nach Meran; diese drei berühren schon knapp die Dreitausend-MeterGrenze. Der Große Walserweg hebt sich durch seine Etappenzahl und Streckenlänge (35 Etappen, 660 Kilometer) wie auch durch eine Gletscherüberquerung und seine Höhe (über 3300 Meter) deutlich von den vorgenannten ab. Allerdings steht es jedem Wanderfreund frei, von jedem Alpentrek nur Teiletappen zu gehen, Teilstücke mit Verkehrsmitteln zurückzulegen und an anderer Stelle wieder »einzusteigen« oder einen der kürzeren Treks zu wählen, etwa die Translagorai mit nur fünf Tagen. Da und dort kann man sogar von einem Alpentrek in einen anderen wechseln.

Kein Wunder daher, dass bereits bestehende Alpentreks neue Liebhaber finden. Manche Routen sind längst Klassiker geworden, sie existieren seit vielen Jahrzehnten als Wanderroute oder auch schon seit Jahrhunderten als gängige Verbindungs- und Handelswege. Es entstehen aber auch neue Wegverbindungen. Eine inhaltliche Klammer, die Hütten und Almen miteinander zu Wegen verbindet, kann in der Geschichte liegen, wie dies beim Walserweg der Fall ist. Bei der Festlegung der GTA-Strecke wurde im Piemont erfolgreich versucht, die Idee einer »sanften« und nachhaltigen Entwicklung durch Wandertourismus umzusetzen, um den drohenden Verfall der traditionellen Bergkulturen und schon fast entvölkerten Berggebiete aufzuhalten. Oder es werden einfach nur besonders attraktive Wegabschnitte und landschaftliche Höhepunkte mit einer Alpenroute verknüpft.

Ob alt oder neu, kurz oder lang, einfach oder schwierig – Weitwandern in den Alpen ist eine der schönsten Formen des Unterwegsseins. Wer einmal damit begonnen hat, wird immer wieder Zeit dafür finden. In den Alpentreks werden Sie vielleicht Erinnerungen auffrischen, auf jeden Fall aber Anregungen gewinnen für weitere Wanderungen nach dem Motto: »So weit die Füße tragen …«

Viel Spaß und eine gesunde Rückkehr! Andrea Strauß, im Sommer 2019

Alpentreks

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