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Sozial- und kommunikationsgeschichtliche Aspekte

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Sozialgeschichte des Reisens

Für fast alle Reiseepochen liegen inzwischen kompakte Darstellungen vor, welche über die sozialgeschichtlichen Rahmenbedingungen des Reisens, dessen Infrastruktur, die Verkehrsmittel, die Reisepraxis und die Reiseformen informieren. Auch für ein lange strittiges Thema – das komplexe Verhältnis von adliger Kavalierstour und bürgerlicher Bildungsreise in der Frühen Neuzeit – sind nach umfangreicher Forschungsdiskussion auf diesem Gebiet Synthesen erschienen (Leibetseder 2013; Maurer 2010). Überdies ist das hochdifferenzierte Reiseverhalten der sozialen und politischen Eliten im 18. Jahrhundert in einem Forschungsprojekt des Potsdamer Forschungszentrums Europäische Aufklärung zu den handschriftlichen Quellen der Europareisen politischer Funktionsträger im Alten Reich untersucht worden (Rees/Siebers/Tilgner 2002a; Rees u.a. 2002b; Rees/Siebers 2005). Seit dem 18. Jahrhundert reisten nicht nur Schriftsteller, Journalisten oder andere Angehörige der schreibenden Zunft ins Ausland, sondern auch Künstler und Musiker. Etliche Untersuchungen befassen sich mit den Reiseumständen, der künstlerischen Produktivität am Aufenthaltsort und den Hinterlassenschaften der Reisen. Für die Künstlerreisen kann man auf Überblickswerke (Rees 2010), Ausstellungskataloge (Arnold 2008) und berufsspezifische Arbeiten (z.B. zu Architektenreisen; Paulus 2011) zurückgreifen, die Musikerreisen sind u.a. durch Sammelbände (Meyer 2003; Bartels 2011; Mahling 2011) und Quelleneditionen erschlossen (Hoffmann 2011).

Kulturtransfer und Materialität

Die Reiseliteratur liefert reiches Quellenmaterial für die Kultur- und Wissenstransferforschung. Dabei geht es nicht nur darum, was die Reisenden an persönlichen Erfahrungen aus dem bereisten Land mitbringen, sondern auch um den Transfer technischer Produktionsverfahren, landwirtschaftlicher Methoden oder infrastruktureller Neuerungen auf politisch-territorialer Ebene. Die Personen fungieren dabei als die Mittler des Transfers, die auch medial – durch ihre Berichte – zur Verbreitung neuer Kenntnisse beitragen. Sowohl die Fürstenreisen als auch die Spezialfahrten von technischen Fachleuten können auf diese Weise zu aktiven Faktoren des Kultur- und Wissenstransfers werden (Siebers 2003; Rees 2004; Struck 2007; Portal Kulturtransfer, siehe Web-Adressen). Ein recht neuer Zweig der Reiseforschung ist die Untersuchung der Materialität auf Reisen, wie der Titel eines Sammelbandes zum Thema lautet (Bracher u.a. 2006). Hier geht es um die Dinge, mit denen sich die Reisenden umgeben (Kleidung, Gepäck, Bücher, Notizhefte, Messgeräte, Andenken usw.) und die ihr Reiseverhalten, ihre Wahrnehmung und Sammlungspraktiken beeinflussen (Siebers 2006; Keller, C. 2015).

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