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Geschlechter- und konfessionsgeschichtliche Aspekte

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Geschlechtergeschichte

Ohne die Thematisierung der Geschlechtergeschichte ist heutzutage keine kulturwissenschaftliche Disziplin denkbar. Dies gilt auch für die historische Reiseforschung. Nach einigen voraufgehenden Studien wurden der Gegenstand und die Problemstellung jedoch spätestens mit der Quellenbibliografie zu den deutschsprachigen Frauenreisen von 1700 bis 1810, in der über 600 Titel verzeichnet sind, in Umlauf gesetzt (Griep/Pelz 1995). Wenngleich die Zahl der Reiseberichte von Frauen nicht so umfangreich ist wie die der männlichen Autoren, so gibt es doch etliche Schriften, die in ihrer Wahrnehmungsart und Darstellungskonzeption eigenen Wegen folgen. Dies bestätigte eine wenige Jahre später vorgelegte Monografie, in der 55 Reiseberichte von Frauen aus dem Zeitraum 1780 bis 1850 literaturwissenschaftlich analysiert und bio-bibliografisch erfasst wurden (Scheitler 1999; Habinger 2006).

Konfessionsgeschichte

Der lange vernachlässigte Aspekt der Konfession als Komponente der Reisekultur (Maurer 1999, 351) ist nun in mehreren Studien aufgearbeitet worden (Nolde 2006; Bronisch 2007; Maurer 2013). Die kulturelle Fremdheit bestimmter Konfessionsräume erkannten etwa protestantische Reisende im Rheinland an der Landschaft (armseliger Zustand der Dörfer und Städte, dichtes Netz katholischer Bildstöcke), am Erleben der religiösen Praxis (Wallfahrten, Prozessionen, Reliquienkult) oder an der wirtschaftlichen Fehlentwicklung (unzureichende Wirtschaftspolitik, nachlässige Arbeitsmoral, Müßiggang), wie eine Studie, die rund 200 Reisebücher auswertete, zeigen konnte (Nebgen 2014). Durch die Veröffentlichung ihrer Beobachtungen wirkten die Reise-Autoren jedoch selbst an dieser Art der „konfessionelle[n] Typisierung“ mit, „die sich in einer Eigendynamik oft in Stereotype mit langer Halbwertszeit verwandelte[n]“ (ebd., 6).

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