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Frank Schuberts Suche war beendet. Er unterzeichnete den Kaufvertrag für eine Jugendstilvilla im noblen Wohnort Grünwald. Susannes Wangen glühten, während die Kinder ausgelassen über den Rasen tobten. Sein Traum hatte sich erfüllt und sein Leben, wie er es kannte, gehörte ab jetzt der Vergangenheit an. Endlich erhielt er den Lohn für seine Arbeit. Frank atmete tief ein und aus und setzte den Schreiber aufs Papier.

»Es wird Ihnen hier gefallen, Herr Schubert. Es ist eine feine Gegend. Links nebenan wohnt der Oberregierungsrat Haberle mit Familie, und zur anderen«, Makler Maximilian Brunner wies durch eine Wand dunkelgrüner Wachholder, »hat der hoch angesehene Herr Richter Taler sein Grundstück. Wie Sie sehen, gibt es massenhaft Gründe um sich wohlzufühlen.«

Brunner lachte. Ein Lachen, das zuversichtlich und ehrlich klang, dennoch für Frank bedrohlich wirkte. Doch vermutlich lag es nicht am Lachen des Maklers, der froh war, einen monatelang leerstehenden Kasten an den Mann und eine segensreiche Provision in die Tasche zu bringen. Vielleicht war es die Tatsache, eingekesselt, gefangen zu sein in einer Welt, über dessen Zukunft er nicht mehr bestimmte.

Ein Gefühl der Finsternis umspülte Franks Magengegend. Handelte er richtig? Durfte er sich sonnen in Macht, Ruhm und Geld? Nicht er, sondern ein Unbekannter, der Zeilen auf seinen Computer schrieb, verfasste täglich ein Horoskop, das über die Lande hinaus in höchsten Tönen gelobt und geehrt wurde. Er strich nur den beträchtlichen Lohn ein, schmückte sein Haupt mit fremden Federn. Doch wo war der Ankläger? Sollte er noch einmal mit Susanne reden?

»Du glaubst mir doch?«, hatte er sie vor einem halben Jahr, als alles anfing, gefragt. Eine Frage, die seinen realistisch denkenden Verstand verwirrte, und die klang wie eine Mischung aus Torheit und Verfolgungswahn.

Susanne hatte geantwortet: »Fürwahr glaube ich dir. Du bist mein Mann. Selbst gelobtest du in heiliger Überzeugung« – manchmal verfiel sie schwelgerisch in ihre Rolle bei einer Laienspielgruppe – »Nostradamus sei dein auferstandener Bruder, erlaube ich mir nicht eines deiner Worte in Zweifel zu setzen.« Sie hatte sich seinem Griff entzogen, die Seitenschleifen der mit gelben Tulpen übersäten Küchenschürze geöffnet, nachdenklich, sorgsam den Stoff, Blume auf Blume, Blatt auf Blatt gelegt. »Ich denke, du bist überarbeitet«, hatte sie ihm gesagt und war ihm mit ihren Fingern durchs Haar gestrichen, wie sie es bei Julius tat, schlug er sich das Knie auf. Nur hier war kein aufgeschlagenes Knie und er kein Vierjähriger, der sich mit einem bunten Kinderpflaster zufriedengab.

Hier ging es um mehr.

»Susanne«, bemühend lag sein Tonfall im weichen Bariton. »Ich bin ein wissenschaftlicher Astrologe, kein mittelalterlicher Scharlatan, der sich abstruse Gedankengebilde zusammenreimt.«

»Das weiß ich, gerade deshalb solltest du dich …« Ihr Tonfall war sanft, wie ihr Wesen. So, wie er es liebte.

»Auf deinen Geisteszustand untersuchen lassen? Könnte sein, ich bin mit meiner Sterndeuterei bereits auf den Mann im Mond gestoßen. Ja. Meinst du das?«

»Nein. Was bist du so gereizt?«

»Ich? Gereizt? Ich werde fuchsteufelswild, hörst du nicht mit diesem hirnrissigen Blödsinn auf. Du stellst mich hin, als sei ich Baron Münchhausen.« Sie hatte ihn aus der Reserve gelockt. Er hatte sich eine Zigarette angezündet und den Rauch durch das kleine Wohnzimmer geblasen. Ein Faktum, der ihre Vereinbarung auf dem Balkon zu rauchen, der Gesundheit der Kinder zuliebe widersprach.

»Das ist nicht wahr, Frank. Du brauchst nur Abstand, eine kleine Pause.«

»Nur Abstand oder gleich die Einweisung in die Psychiatrie? Hältst du mich für einen abgedrifteten Spinner?« Doch er wusste, dass Susanne recht behielte. Es galt, der Realität ins Auge zu sehen. Entweder war er gänzlich überarbeitet, sah und hörte Gespenster und war reif für die Klapsmühle oder ein Verlagskollege beabsichtigte, ihn mit technischen Spielereien zur Verzweiflung zu treiben. Nur warum?

Er könnte die Polizei einschalten, sagen, dass sein Computer verrückt spielte, ein Unbekannter ihm schrieb, seine Arbeit erledigte und er den Lohn dafür einstrich. Ein Lohn, der seiner Familie guttat, sie aus dem finanziellen Loch holte und Träume erfüllte.

Nur sollte er die Pferde scheu machen, weil seine Frau an seinem Verstand zweifelte? Was dachte die Polizei? Würde sie ihn verhaften? Womöglich in die Irrenanstalt einweisen?

Sein halbes Leben hatte er davon geträumt, als Astrologe im Münchner Kreisel zu arbeiten. Jetzt verpufften seine wissenschaftlichen Sicherheitsaspekte wie Mais im Kinopopcornautomat. Sollte es das sein? War das der Lohn für seine Arbeit?

Der Horoskop-Killer

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