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Klaus Hirtlitschka stand aus seinem Sessel auf, der ebenfalls schwarz und aus Leder wie der Buschwinklers war. Petra begrüßte er mit einem kühlen Kuss auf die Stirn. Kramer empfing er stumm nickend.

»Herr Hirtlitschka.« Kramer grinste, wobei sich seine Belustigung wie üblich auf den Nachnamen des Bankangestellten bezog. »Laut bisherigen Nachforschungen sind Sie einziger Nutznießer, der vom Ableben Karin Bertrams profitiert.«

»Ah, interessant. Der Herr Kommissar beschließt, ich habe die Kollegin um die Ecke gebracht, um eine Etage höher zu rutschen.«

»War das ein Geständnis? Wollen Sie Ihr Herz erleichtern?« Kramer verzog keine Miene.

»Tzz.« Hirtlitschka wandte entrüstet den Kopf und nestelte an dem Knoten einer dunkelblauen, mit kleinen roten Punkten bedruckten Krawatte. »Und du, Pedilein«, knurrte er ins Anzugsrevers, »was denkst du?«

In seinem teuren Maßanzug und den dunklen, auf Hochglanz polierten Schuhen, passte Klaus in dieses Büro wie das Brillantarmband ihrer Mutter in die Samtschatulle.

»Klaus, ich versuchte dir gestern Abend bereits zu erklären, es ist unerfreulich, dass das Mordopfer deine Kollegin war, aber wir sind daran schuldlos.«

»Und ich bin Schuld, oder was? Ihr spinnt doch! Warum sollte ich eine Kollegin umbringen? Ich weiß nicht einmal, wie man mit Pfeil und Bogen umgeht.«

»Mit Aussicht, die Leitung einer Abteilung zu übernehmen, lernt sich Vieles«, wandte Kramer süffisant lächelnd ein.

Hirtlitschka holte tief Luft und verschluckte die aufkeimende Verärgerung über Kramers provokante Bemerkung. »Dass die Kreditabteilung zwei Kollegen übernehmen, ist seit Monaten im Gespräch. Die Arbeit wird zu viel.« Er holte ein Taschentuch aus der Hosentasche und wischte sich die Stirn.

»Tja, die Menschen verarmen und die Banken machen den Reibach.« Kramer drehte sich zur Linken und ging vier Schritte zu einem Schreibtisch aus poliertem Mahagoniholz nahe dem Fenster. Ein Vorzeigeschreibtisch mit akribisch nach Größe geordneten Bleistiften und sonstigen Schreibutensilien, wie ein Ausstellungsstück eines Möbelhauses.

Er nahm einen Bilderrahmen auf und betrachtete das Foto. Die Aufnahme, die letztes Jahr in Irland nahe der Küste Corks entstand, zeigte Petra im knappen weißen Bikini auf einem Felsen in der Sonne sitzend.

»Und bei den zwei Kollegen spielten Sie auch eine Rolle?« Kramer nahm den Faden wieder auf, ohne das Foto an seinen Platz zu stellen.

»Wir sind hier in einer Bank, Herr Kommissar, nicht im Theater. Und nein, nicht alleine. Frau Wedelmann ist ebenfalls im Gespräch. Ich jedoch leite die Abteilung kommissarisch bis endgültige Entscheidungen fallen.«

»Wissen Sie, ob Ihre Kollegin Karin Bertram in Meinungsverschiedenheiten verstrickt war? Mit einem Kollegen? Einem Vorgesetzten? Gab es Ärger mit Freunden, wurde sie verfolgt, gemobbt? Fällt Ihnen Ungewöhnliches ein, Herr Hirtlitschka?«

»Nein. Ja. Ich bin mir nicht sicher. Wir waren nur Arbeitskollegen, nichts weiter«, antwortete Hirtlitschka mit einem Achselzucken.

»Auch Arbeitskollegen rutscht ab und an ein privates Wort raus.« Kramer blinzelte zu Petra, die den Blick aus dem Fenster suchte.

»Nein«, wiederholte Hirtlitschka. »Ich bin niemand, der Privates in der Firma breitquatscht. Wer weiß, wohin das führt.«

»Sie wissen also nicht, ob Ihre tote Kollegin zum Mittagessen lieber Kartoffeln oder Reis bevorzugte oder ob sie Tennis spielte?«

»Kartoffeln oder Reis? Sagen Sie mal …« Hirtlitschka schüttelte den Kopf. »Tennis. Nein. Ich glaube, sie joggte. Hörte ich.«

»Und Bogenschießen?«

»Sie sind der Polizist. Finden Sie’s doch selber raus.«

Kramer schmunzelte und betrachtete eindringlicher als zuvor die Fotografie. »Sie haben sich recht heimisch eingerichtet.« Er hielt dem Bankangestellten den Bilderrahmen unter die Nase, den er sofort zurückzog, als dieser danach greifen wollte. »Wo hielten Sie sich gestern Morgen um 7.30 Uhr auf, Herr Hirtlitschka?« Er rollte das »r«, wie er es immer tat, und wie er wusste, dass es seinen Gesprächspartner verstimmte.

»Ich sagte bereits, ich habe die Bertram nicht umgebracht.« Die fahle, stets kränklich aussehende Gesichtsfarbe Hirtlitschkas wechselte ins Purpurrot. Ungehalten der Menschen wegen, die ihm wie Eindringlinge in seiner heilen Welt gegenüberstanden, riss er Kramer den Rahmen aus der Hand. »Ich war zu Hause. Fragen Sie Ihre Kollegin.«

Petra zuckte verständnislos die Achseln.

»Was soll das heißen, Pedilein?«, fragte Hirtlitschka, die Geste kopierend. »Du weißt, ich war zu Hause.«

»Nenn mich nicht …« Sie brach ab, »Woher soll ich das wissen, Klaus? Ich bin um 5.30 Uhr aus der Wohnung zur Frühschicht gegangen.«

»Und? Da hab ich geschlafen. Du hast mich gesehen.«

»Ja, aber ob du, nachdem ich die Wohnung verlassen hatte, auch noch geschlafen hast …«

Der Horoskop-Killer

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