Читать книгу Der Horoskop-Killer - Angela L. Forster - Страница 6
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Die Wintersonne stand gen Süden, als Chefredakteur Arnold zu Lichtenstein Frank in sein Büro zitierte. Frank war sich sicher, sein letztes Stündlein würde schlagen. Lichtensteins Heiligtum zu betreten, glich dem Gang zum Schafott. Verdammte Scheiße. Warum war ihm das nur passiert, und wie sollte er das Susanne erklären?
Frank trat in den Paternoster, schloss die Augen, hörte ächzendes Holz. Jetzt gab es keine Möglichkeit mehr aus der Gegenwart auszubrechen, nichts, was er sagte oder täte, änderte diesen Moment. Er stöhnte leise, ließ die Augen geschlossen. Es war angenehm, hell und dunkel zugleich. Er lehnte sich an die Kabinenwand, spürte leichtes Vibrieren, Ruckeln an jedem seiner Wirbel, aufsteigende Wärme. So könnte es bleiben: weiterfahren, hoch, runter, im Kreis, immer weiter. Er atmete tief ein und aus, öffnete die Augen, orientierte sich, wartete noch ein Stockwerk und noch eins und stieg dann aus.
Nachdenklich und schwitzend betrat er den langen Gang. Eine Tür nach der anderen, messingfarbene Namensschilder an schwarzbraunem Holz, links, rechts, kein Mensch. In seinen Schläfen klopfte es und der Gang vor ihm flimmerte wie das Bild auf einem defekten Fernseher. Er atmete ein und wusste, er atmete erst aus, wenn er angekommen war. Noch drei, vier, fünf Schritte. Er streckte die Hand aus, schnaufte, klopfte ans Holz. Zu zaghaft, leise, vielleicht zu leise, um drinnen im großen Raum gehört zu werden, und wenn, dann … Er zog die Hand zurück, sich weigernd es ein weiteres Mal zu versuchen. Susanne und die Kinder fielen ihm ein. Scheiß Kaffee.
Er könnte … zu spät.
Ein Windzug jagte über sein Gesicht. Dann stand er vor ihm, mürrisch und groß, ein unüberwindbarer Berg ohne Halt über Eis und Gestein. Wie aus weiter Ferne, umschlingend, einnehmend, hörte er Worte, die ihn anzuklagen schienen.
»Schubert, da sind Sie ja endlich.« Lichtenstein drückte Frank die Hand als quetschte er einen hartnäckigen Pickel aus, griff mit der anderen seinen Oberarm und zog ihn ins Büro. »Ein bisschen Medizin?« Sein Atem feuerte ein undefinierbares Konglomerat in den Raum. Frank mutmaßte Nelkenöl, Desinfektionsmittel und der abklingende Dunst einer Lokalanästhesie. Ein Brodem, der seine Nase bestieg und seinen Würgereiz verstärkte. Was wollte er von ihm? Wollte er ihn betäuben, bevor er ihm den Todesstoß verpasste?