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Eichberger blätterte in den Unterlagen, nickte, schwieg weiter. Stimmte die Theorie seiner Kollegin, dann … Maren Gerberle, Widder, Prostituierte, gefunden am 18. April 2008, inmitten einer Schafsweide, Tod durch Stromschlag. Sengelmann, Stier, ein Millionentier aus der Baubranche, aufgespießt am 19. Mai 2008, von Truckhörnern an einer Kreuzung in Hamburg. Gedärme hingen wie Wäsche an der Leine über Parkuhren. Eigenartigen Humor haben diese Nordlichter, dachte Eichberger, griff nach der Dose Pfefferminzpastillen, warf erneut Drops in den Mund, vertiefte sich weiter in die Unterlagen.

Ernst Hansen, Hamburger Frachterkapitän ade, der Zwilling, erhängt am 20. Juni 2008, mit doppeltem Palstekknoten am Mast seiner Jolle im Rambecker Yachthafen am Starnberger See aufgefunden. Friedhofsgärtner Karl Gruber, Krebs. Mit einer Gartenschere wurden seine Gliedmaßen abgetrennt und am 21. Juli 2008 auf dem St. Georg Friedhof gefunden.

Viktor Kaiser, das Jungfrauzeichen, gefunden am 21. September 2008. »Viktor, den Roten Baron, hat es tüchtig erwischt«, sagte Eichberger, als spräche er zu sich selbst.

»Ich weiß noch, als Walter dem die Kappe vom Hirn kratzte, glaubte er, der lebt wieder. Was Käfer und Maden für Appetit entwickeln. Mir läge so eine Drecksau selbst als Schabe quer im Magen. Und ich sag dir was, Christoph, hätte der auf meiner Abschussliste gestanden, hätte ich ihn blind durchs Minenfeld gejagt und einen Freudentanz veranstaltet.«

»Wir als Polizisten …«

»Spar dir die Predigt, Christoph«, unterbrach sie schroff. Lebende Kinderschänder lagen ihr ebenso quer im Magen wie die, die im Müllcontainer verfaulten. »Weißt du nicht mehr«, setzte sie angriffslustig nach, »monatelang klebten wir dem Kerl am Arsch. Gerade, wenn wir dachten, ein Indiz in Händen zu halten, verschwanden diese wie von Geisterhand.«

Die blutjungen verängstigten Mädchen, acht bis zehn Jahre alt, meist aus ostasiatischen Ländern, die sie eingesperrt in Containern, abgestellt auf einer Müllhalde oder Kieskuhle fanden, konnten sich glücklich schätzen, mit dem Leben davon gekommen zu sein. Viktor Kaiser, genannt der Rote Baron, war nicht zimperlich. Dennoch bewegte er sich am Rande der Legalität, wie immer er das anstellte oder wer immer ihm half.

Die Mappe in der Hand stand Eichberger auf und kippte das Fenster. Bald würde es schneien. Vielleicht in zwei Tagen zum Weihnachtsfest. Er dachte an seine Frau Erika, seinen Sohn Robert, die fünfjährige Katharina und den bevorstehenden Skiurlaub in Tirol. Im Geiste beim Familienurlaub blickte er in die Unterlagen.

Paula Böhme und Maria Zacherl, die beiden jungen Waagefrauen, gefunden am 22. Oktober 2008, blieb dieses Glück von Familie, Urlaub und Leben versagt. Festgebunden hingen sie an der Brücke am Deininger Weiher. Blickten aus aschfahlen Gesichtern mit geweiteten Augen trübe wie alter Fisch. Ihre Gelenke verdreht, als wären sie vom Hochhaus gestürzt, der Mund zum Schrei aufgerissen.

»Tja, Kollegin«, sagte er, warf einen nachdenklichen Blick aus dem Fenster zum Straßenfeger, der versuchte dem Laub Herr zu werden. »Ich denke, du hast recht. Wir suchen einen Täter, der seine Opfer nach Sternzeichen auswählt und spezifisch für sie einen Mordplan erstellt.«

»Und warum fallen uns die Zusammenhänge erst jetzt auf? Sind wir mit Blindheit geschlagen?« Petra klopfte die Zigarette halbgeraucht in den Aschenbecher.

»Weil wir uns am gesunden Menschenverstand und nicht an windigen Horoskoptexten orientierten? Das ist Freizeitbelustigung. Obwohl …« Eichberger stockte, kaute Pastillenreste und setzte mit dem Kugelschreiber einen Kringel um ein Tierkreiszeichen.

»Herrschaftszeiten«, fluchte Petra. »Er hat …«

Weiter kam sie nicht. »Warte«, sagte Eichberger, »ich weiß, was du sagen willst. Aber das Zeichen des Löwen hat das Schwein absichtlich vergessen.«

»Absichtlich?«

Nicken. »Bei der Beständigkeit seiner Vorgehensweise, die er an den Tag legt, muss ihm aufgefallen sein einen Monat zu überspringen. Ich bin sicher, unser Serientäter verfolgt ein Ziel. Und der irrsinnige Fanatismus, immer am letzten Tag des laufenden Sternzeichens zu morden, hat für ihn einen besonderen Grund.«

»Einen Grund, Christoph? Wofür braucht dieser Psychopath einen Grund, Lebewesen brutal zu ermorden?« Petra stieß den Stuhl nach hinten und ging mit festen Schritten zum Stadtplan, der neben der Tür aufgehängt mit roten, blauen und grünen Pinstiften gespickt die Fundorte der Opfer kennzeichnete. »Sieh her«, knallend landete ihre Hand am Rand der Karte, »überhaupt keine Logik. Alles Wohngegenden, die nicht zueinanderpassen. Starnberger See, Grünwald, Bogenhausen, Schwabing, Hasenberg, Stiglmaierplatz bis nach Hamburg hin ist alles von Villa bis Plattenbau vertreten. Ganz zu schweigen von einem Motiv für die Morde. Keins der Opfer stand, wie wir feststellten, untereinander in Kontakt. Selbst Schorsch fand weder Übereinstimmung noch Grund für den männlichen weißen Einzeltäter. Er spekuliert sogar, unser Täter sei seinen vorläufigen psychologischen Ausarbeitungen nach über hunderte von Jahren alt. Zumindest bleibt er bei der Meinung, bis wir ihm klärende Fakten liefern, mit denen er logisch arbeiten könne. Und ich bitte dich, Christoph, wer glaubt diese schwachsinnige Theorie?«

»Schorsch«, sagte Eichberger und zuckte die Achseln. »Und in Anbetracht, dass unser Täter kein normaler Mensch ist, es schwierig wird, eine Geistererscheinung hinter Gitter zu kriegen, und wir keine vernünftigen Erklärungen haben, bleibt uns nichts anderes übrig, als geduldig zu warten. Irgendwann wird unserem Unsichtbaren die Tarnkappe verrutschen und dann ist er dran.«

»Irgendwann, Christoph? Wann irgendwann? Deine Ruhe möchte ich haben.«

Der Horoskop-Killer

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