Читать книгу Der Horoskop-Killer - Angela L. Forster - Страница 19
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Zur selben Zeit kämpften sich Petra Taler und ihr Kollege Bernhard Kramer vier Straßen weiter auf dem Weg zur Bank durch den Feierabendverkehr der Münchner Innenstadt. Jetzt vor den Weihnachtsfeiertagen brachen immense Blechlawinen mit ungeduldig hupenden Fahrern auf, die letzten noch fehlenden Geschenke für die Lieben daheim zu besorgen.
Wie gut, dass ich dem Spuk abgeschworen habe, dachte Petra und schaltete das Radio ein. Frank Sinatras I’m dreaming of a White Christmas erklang. Sie drehte den Tonregler nach links, bis die Musik verstummte, und sah durchs Beifahrerfenster. Dicke grauweiße Schneewolken, die tagsüber den Wunsch auf weiße Weihnachten aufkeimen ließen, rissen auf und verzogen sich. Doch auch die mit Sternen geschmückten Leuchtbögen über den Einkaufspassagen, die mit milchig gelben Lichtern in den Schaufenstern spielten und an das festliche Datum erinnerten, vertrieben nicht die düstere Wetterlage.
Kramer fädelte sich in die Fürstenfelder Straße ein und jagte den dunkelblauen BMW Richtung Altstadt. Mit seinem neuen Spielgefährten war sein Fahrstil noch schneller, noch schlechter geworden.
Als erriete er ihre Gedanken, fragte er: »Na, gefällt dir mein Schmuckstück?« Seine Finger streichelten das schwarze stramme Leder des Lenkrades.
Petra drückte den Knopf der automatischen Fensteröffnung. Ein leises Summen öffnete fingerbreit getöntes Glas. »Riecht neu«, sagte sie teilnahmslos. Sie verglich Autos mit Haarbürsten. Gebrauchsgegenstände, wo hier und da ein Borstenstück brach, aber dennoch funktionierten. Ihr eigener Golf, mit unglaublichen 280 Tausend Kilometern auf dem Buckel, roten Poller-Streifen, Brandflecken auf Sitzen, Dornenschlieren und Kratzern auf der Motorhaube vom Abstellen der Einkaufskartons – eine Liste, die sich beliebig lang weiterführen ließe – besaß eigenes Charisma.
Durch die gläserne Drehtür betraten sie das großzügige Foyer der Bank. Warme, schwüle Luft und ein gut im Fleisch stehender Endfünfziger im nebelgrauen Zweireiher, weißem Hemd und schräggestreifter graugelber Krawatte, der sich als Direktor Helmut Buschwinkler zu erkennen gab, fingen sie ein, bevor sie sich orientierten.
»Die Polizei erkenne ich am Gang«, sagte er mit leicht gejagter Stimme und einem Blick, der sich stetig um sich selbst drehte. Seine groben Falten, die von den Nasenflügeln bis zu den Mundwinkeln reichten, schoben sich gierig, wie die eines angriffslustigen Habichts auf und ab. Sein Atem, der stoßweise aus seiner Kehle stieß, roch stechend nach Essig. Mit forschem Schritt bat er die Kommissare ihn in sein Büro zu folgen, das sie selbstverständlich für die Befragungen seiner Angestellten als das Ihrige betrachten könnten. »Dies«, plapperte er mit Dreifachgesicht, »habe ich Ihnen ja bei der morgendlichen Terminvereinbarung zugesagt. Dennoch wäre es schön, ginge die Konsultation meiner Angestellten schnell, unbürokratisch und leise vonstatten. Das Weihnachtsgeschäft, Jesusmariaundjosef, ist im vollen Gange und im Foyer ist die Hölle los, wie Sie sehen.« Er stieß ein Lachen aus, das einem Bellen ähnelte. Ein Mann, der was zu sagen hatte, aber nichts sagte, soviel er auch sagte.