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Firat Eken lehnte mit dem Rücken am Wagen von Heitmanns Fischbrötchenstand und starrte auf Annemarie, die im Hafen der Borsteler Binnenelbe hin- und herschaukelte.

Der Festsaal in Buxtehude, wo viele türkische und kurdische Hochzeiten stattfanden, war an diesem Wochenende belegt und so hatte sein zukünftiger Schwiegervater aus Zeitmangel das Schiff Annemarie gebucht und zusätzlich ein einhundert Meter langes Festzelt auf dem Steg aufgebaut. 234 Gäste fanden sich ein und feierten Hochzeit.

Die zehn Mann starke Musikband spielte seit drei Stunden. Sänger Orut sang von Liebe, Schmerz und Hoffnung. Paare tanzten zu der Musik der Darbuka, Saz, der Ud und Tef-Trommel. Zu 18 Uhr hatte sich der Hodscha aus der Moschee angekündigt, um die Zeremonie abzuhalten. Doch wo war Dilan, seine zukünftige Frau? Seit einer Stunde hatte sie niemand mehr gesehen. Mir ist übel, hatte sie ihm gesagt. Ich werde mich ein wenig zurückziehen.

Er hatte genickt, ihr den Mantel um die Schultern gelegt, sie um den kleinen Gemeindesportplatz gehen und dann in den mit roten Rosen geschmückten Van einsteigen sehen. Vielleicht eine Viertelstunde, Frauen brauchen ab und zu eine kleine Auszeit. Er gönnte es ihr. Er war kein strenger Kurde, nicht allzu religiös wie sein Schwiegervater und Dilans drei Brüder. Dennoch folgte er den Familiengesetzen und den Heiratsversprechen der Familien Yasar und Eken. Da änderte es auch nichts, dass er Asli, die Tochter seines Arbeitskollegen, liebte. Ein ehrenhafter Mann stand zu seinem Wort.

Aber dass Dilan ihn hier stehen ließ, wie einen ausrangierten Besen, gehörte sich nicht für eine zukünftige kurdische Ehefrau, es gehörte sich überhaupt nicht. Und eine Stunde Auszeit war, wie er fand, mehr als genug.

Firat ging zum Parkplatz und öffnete die Tür des Vans. Dilan war verschwunden. Er fand sie nicht in einem der anderen Hochzeitsautos, nicht auf der Annemarie, nicht unter den Gästen, nicht bei den Frauen, die Schokolade, Nüsse, Bonbons und Baklava auf das opulent gefüllte Buffet nachlegten, das im Festzelt aufgebaut war. Was er fand, war die rote Schleife, die Dilan an ihrem Gürtel trug, die ihre Jungfräulichkeit symbolisierte, und die jetzt in seiner zusammengekrampften Faust verschwand. Er wusste, was das bedeutete und er musste Dilan finden, bevor …

Firat rannte um den kleinen Gemeindefußballplatz, hinein ins Naturschutzgebiet, vorbei an der Apfelplantage und weiter ans Elbufer. Schweiß klebte sein weißes gesmoktes Hemd an seine Brust. Er riss sich die Fliege vom Hals, öffnete die schwarz glänzende Weste. Sein zwanzigjähriges Herz hämmerte und kalte Abendluft legte sich brennend auf seine Bronchien. Er sah auf die Uhr. Noch zehn Minuten, dann kam der Hodscha, um mit ihnen und den Trauzeugen die Gebetswaschungen vorzunehmen, aus dem Koran zu lesen und dem Brautpaar Glück zu wünschen. Doch wie das alles ohne Braut?

Ich habe keine Wahl, dachte Firat, ich muss es den Eltern sagen.

Der Horoskop-Killer

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