Читать книгу Der Horoskop-Killer - Angela L. Forster - Страница 13
Оглавление3
»Sport ist Mord, ich sag’s euch.« Peter Kellberg schleuderte das Tagesblatt des Kreisels, das in breiten Lettern vom Mord einer Joggerin am Isarstrand berichtete, auf den Schreibtisch.
»Und dieser schlaue Spruch fällt gerade dir als ehemaligem Sportjournalisten ein«, spottete Achim Fender.
»Na und«, setzte der tönend nach, »muss ich bei jedem Heimspiel in erster Reihe sitzen? Schuster laufen auch nicht alle mit geraden Absätzen herum. Außerdem, was heißt hier ehemaliger Sportjournalist?« Kellberg zog die Augen zu Schlitzen.
Außer Kellberg selbst, der seine Ausweglosigkeit verdrängte, wusste jeder im Verlag, dass er die erste Reihe längst verlassen hatte. Der anfängliche Ruhm brach ihm das Genick. Er machte ein Vermögen mit seinen kolossalen Sportberichten, verprasste alles Geld für Frauen, Reisen und Glücksspiele, später für Rennpferde. Die Suche nach Sponsoren für seine Wettleidenschaft machte vor keinem Halunken halt. Umso brenzliger wurde es für ihn, errang der Gaul, auf den er setzte, nicht den Sieg. Wie letzten Sonntag, als Cutty Sark kurz vor Ziel anfing zu lahmen. Fender und Schimmelpfennig hatten ihn ausgelacht, er sei selbst schuld, wenn er seine letzten Kröten auf einen schottischen Klepper setzt, der Kurzes Hemd heißt.
Peter war buchstäblich am Ende und schuldete den Leuten, die ihm Geld vorgestreckt hatten, fünfstellige Summen. Und damit er wieder ruhig schlafen und sich auf der Straße frei bewegen konnte, ohne sich ständig schweißnass umzudrehen, brauchte er eine neue lukrative Einnahmequelle. Denn wie die Dinge lagen, riss seinen Gläubigern der Geduldsfaden.
»Vielleicht hat einer Robin Hood gespielt«, warf Frank in die Runde.
»Klar, beklau die Reichen und schenk es den Armen. Also wirklich, Sterntaler, was stiehlt man einer Joggerin?«, höhnte Achim.
»Das Leben, Achim, das Leben.« Frank zischte »Arschloch« durch die Zähne und verließ den Raum. In der Abteilungsküche erwischte er vor Jens Martens aus der Werbung den letzten Becher Kaffee. Seitdem er Peters Wampe markiert hatte, lautete obrige Anweisung, sich den Muntermacher selbst zu besorgen. Für den neuen Laufburschen eine Erleichterung.
Mit dem Becher in der Hand rutschte Frank hinter den Schreibtisch. Seine Frau Susanne, Julius, sein Sohn, und Baby Sophie lächelten aus goldfarbenem Bilderrahmen. Die Aufnahme zeigte alle drei in eine Wolldecke gewickelt in einem blauweiß gestreiften Strandkorb an der Nordseeküste Dänemarks. Ein Gefühl des Glückes legte ein Lächeln über sein Gesicht. Er nippte am Kaffee, sah der kleinen Spinne nach, die sich an der Wand nach oben ihrem Netz näherte, und lenkte seine Aufmerksamkeit dann auf seine gestrigen Aufzeichnungen.
Frank hatte gerade eine Stunde gearbeitet, als es an der Tür klopfte.
»Herein«, sagte er, doch nichts rührte sich. Er warf noch ein »Ja, bitte« hinterher, doch die Tür blieb geschlossen.
Dann eben nicht, dachte er und vertiefte sich wieder in die vor ihm liegenden Zeichnungen, deren Striche und Kreise einem verworrenen Schnittmuster glichen. Und eine Weile blieb es ruhig, bis fordernder, dumpf klingend, erneut ein Pochen den kleinen Raum einfing.
Frank stand auf, öffnete die Tür und trat auf den Gang. In Ritas Büro hielt Kevin, der neue Bürobote, ein angeregtes Schwätzchen, während seine Kollegen in Arbeit versunken über ihren Schreibtischen hingen. Selbst Lichtenstein, der ab und an wie ein hungriges Raubtier kontrollierend über den Flur schlich, blieb verschwunden.
Ich hör die Flöhe husten, dachte Frank und kehrte in sein Büro zurück.
Dann standen sie da. Zeilen, fett gedruckt, wie die Reklametafeln vom Würstchenstand, blinkten ihm von seinem Computerschirm entgegen:
Robin Hood! Dass ich nicht lache! Was ihr Menschen euch für Fantasiegestalten ausdenkt, um etwas zum Träumen zu haben!