Читать книгу Der Horoskop-Killer - Angela L. Forster - Страница 14
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Franks Lachen verdunkelte sich. Sein Gesicht mit der wohlgeformten Nase und dem festen Kinn wirkte angespannt. Er, als wissenschaftlicher Astrologe, wechselte nicht die Straßenseite, wenn eine schwarze Katze seinen Weg kreuzte, oder erwartete sieben Jahre Unglück bei einem zerbrochenen Spiegel. Das konnte nur ein neuer Streich seiner Kollegen sein. Verärgert legte er die Finger auf die Tastatur.
»Also gut«, sagte er, »lasst uns spielen.« Dann schrieb er: »Wer bist du?«
»Dein Freund«, erschien sekundengleich.
Frank lachte auf. »Hey, Peter, altes Haus. Toller Trick, musst du mir unbedingt verraten.«
»Peter war dein Freund.«
»Ach, hör auf. Komm rüber, lass uns Kaffee trinken. Hast einen gut bei mir.« Franks Finger flogen über die Tastatur, wie eine aufgescheuchte Vogelschar.
»Noch einmal. Peter war dein Freund.«
»Also gut, Achim, Daniel oder wer auch immer. Ihr könnt aufhören. Ich hab keine Lust Ringelreigen zu spielen.« Frank griff nach der Packung Zigaretten und spürte ein unergründliches Gefühl in seiner Magengegend. Ein Gefühl, dass hier was ablief, was er nicht einzuordnen vermochte.
»Ringelreigen?«
»Ein Kinderspiel. Kennst du das nicht? Hat dich der Esel im Galopp verloren oder warum fragst du so blöd?«
»Zügle deine Worte, Frank. Du weißt nicht, mit wem du es zu tun hast.«
Frank hieb die Faust auf den Tisch. Kaffee schwappte in der Tasse und Ascheflocken stoben über Unterlagen. »Achim Fender, ich als wissenschaftlicher Astrologe und … Verdammt! Sag, was du willst. Für infantile Albernheiten ist meine Zeit zu schade.«
Eine Sekunde nach der anderen verging. Wie gebannt starrte Frank auf den Schirm, bis er seine Antwort erhielt.
»Einzig dir Macht, Ruhm und Reichtum verschaffen.«
»Ha. Wusste ich’s doch!« Frank sprang vom Stuhl auf, drehte sich im Kreis und suchte mit den Augen im Raum. Seine Kollegen waren noch nie ideenlos, ging es darum, ihm eins auszuwischen und ihn hinterher in der Kantine zum Gespött des Verlages zu machen. Aber das hier ging zu weit.
Er sah unter den Tisch, in alle Ecken, schraubte das Telefon auseinander, stieg auf den Stuhl und betastete die Deckenleuchte. Die Spinne hangelte aufgeschreckt, schneller als zuvor, in ihr Netz, verschwand in einer Wandfuge. Nichts.
»Diesmal habt ihr euch tüchtig Mühe gegeben«, sagte er. Er klopfte den Staub von den Fingern, rutschte auf den Stuhl, legte die Finger auf die Tastatur und schrieb: »Schluss jetzt! Lang genug war ich der Trottel vom Dienst. Sucht euch für eure Scherze einen anderen.«
»Beruhige dich, mein Freund. Denke an die Zukunft deiner Familie. Überlege, was du alles für sie tun könntest. Das Häuschen im Grünen. Die Privatschule für die Kinder. Keine offene Rechnung beim Metzger.«
Frank schüttelte den Kopf. Woher wusste Peter oder Achim von seinen Hausträumen? Hatte er das erwähnt? Die offene Rechnung beim Metzger? Niemand im Verlag, Freunde oder Verwandte, wussten, wie sich seine Familie über den Monat quälte. Die finanziellen Einbußen während des Studiums, die zwei mageren Jahre, als er vor dem Dachverband der Astrologen büffelte. Selbst heute, mit ein paar Kröten mehr in der Tasche, war es schwer über die Runden zu kommen. Doch sollte jetzt …
Der Cursor blinkte im Sekundentakt, gleichmäßig, als wolle er ihn hypnotisieren. Quatsch, rief er sich zurück, lachte, wischte sich über die Stirn. Welch absurder Gedanke vernebelte ihm den Sinn? Seine Kollegen suchten wieder einen Narren, über den sie Possen rissen. Nichts weiter. Nur diesmal kamen sie nicht davon. Diesmal drehte er den Spieß um. Diesmal war er derjenige, der am Ende lachte.
Sein Herz hämmerte gegen seine Rippen, als er die Finger über die Tastatur jagte. »Los, pack aus, warum dein übersinnliches Ich-bin-der-Geist-aus-der-Flasche-Geschwafel gerade mir gebühren soll? Woher du von meiner Familie, meiner Not und dem Gespräch von Robin Hood weißt? Oder …«
»Oder? Du bist nicht in der Position mir zu drohen, Frank.« Der Bildschirm schwärzte sich. Die Versuche, ein Bild auf den Schirm zu bekommen, blieben erfolglos. Franks Aufzeichnungen hingen gespeichert im Computer fest. Und Lichtenstein, der mit finsterer Miene auf seine Uhr tippte, erinnerte ihn an den heraneilenden Redaktionsschluss.