Читать книгу Der Horoskop-Killer - Angela L. Forster - Страница 25
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Gespenstisch hallte die Türglocke durch das leergefegte Haus und riss Frank aus seinen moralischen Selbstvorwürfen.
Eine Frau, elegant gekleidet, in den Endvierzigern, attraktiv genug auch jüngeren Männern den Kopf zu verdrehen, stand auf oberster Stufe des elfenbeinfarbigen, mit braunen Fäden durchzogenen marmornen Eingangsportals.
Mit überfreundlichem Lächeln entschuldigte sie sich für die Störung. Das muntere Kinderlachen, das durch die Wachholder drang, ließe sie in sentimentale Stimmung verfallen, da ihre eigenen Kinder … Nun, es bewege sie zu schauen, wer diesem verlassenen Wohnsitz neues Leben einhauchte. Ohne Aufforderung trippelte sie in die Diele.
»Ja, das ist wahr.« Susanne wischte grasfeuchte Hände über die Außenseite ihrer Oberschenkel. Tiefgrüne Flecken verfärbten hellblauen Jeansstoff zu einer Landkarte. »Kinder werden viel zu schnell groß«, sagte sie und streckte Genoveva die Hand hin.
»Nicht nur das, sie wollen nicht heiraten und keinen Nachwuchs. An uns Alten …« Genoveva Taler nahm zögernd die Hand und nickte dem Makler zu, der sich lächelnd an ihr vorbei durch die Tür schob. »Aber wir schwatzen und schwatzen und vergessen den berühmten Herrn des Hauses?« Sie klatschte vor Entzückung in beringte Hände, während ihre braunroten Lippen ein bewunderndes Lächeln formten. »Über Sie hört man Einiges, Herr Schubert«, flötete sie im Anflug weiterer Verzückung. Einen Astrologen stellte sie sich nicht, wie solle sie sagen, jung und gut aussehend vor. Eher hatte sie einen kleinen Untersetzten mit weißem Haar und langem Bart erwartet. Jemand, der myopisch sein Einglas in Händen dreht und mit einem dicken magischen Buch unter dem Arm anzutreffen ist.
»So, so, gnädige Frau. Mein Ruf eilt mir also voraus.«
»Nur der Gute, Herr Schubert, nur der Gute.« Ihr Lächeln schien eingefroren.
»Bitte. Wir können Ihnen keinen Platz anbieten, wir sind nur hier, um …« Franks Arm wies zur Wohnzimmertür, »und unsere Möbel …«
»Ach, das stört nicht. Ich wollte ja nur … Oh, da sind ja die kleinen Racker«, sagte sie ohne Luft zu holen. »Seht mal, was Tante Eva euch mitgebracht hat.« Aus der flachen dunkelbraunen Krokodillederhandtasche zog sie eine Tafel Nussschokolade hervor.
»Tante, warum redest du so komisch«, kam prompt vom kleinen Julius, während seine Schwester mit vollem Mund »… omisch« kauend hinterher murmelte.
Genoveva Taler räusperte sich, überging die Frage und wandte sich distinguiert lächelnd an Susanne. »Nun, meine Liebe, sollten Sie einen Termin haben oder Ruhe brauchen, ich weiß, wie das ist. Kommen Sie rüber. Wir drei schaffen das, nicht wahr?« Sie legte eine Hand auf den Oberschenkel, als müsse sie sich stützen und beugte sich zu den Kindern. Mit den Fingerspitzen der Linken tätschelte sie die blonden Locken der kauenden Sophie.
»Ja, vielen Dank, aber …« Susanne bohrte mit dem Zeigefinger im Mund der Kleinen und förderte einen matschigen Grasklumpen zutage.
»Nein, nein, nein. Nicht bescheiden sein, meine Liebe. Ich weiß, wie man mit Kindern umgeht. Ich hab zwei Solche großgezogen. Und ich sage Ihnen, meine Tochter, heute ist sie erwachsen und schlank.« Genovevas Blick fiel auf die kleine pummlige Sophie, die sich mit ihrem Bruder über die Schokolade hermachte. »Aber als Kind, du meine Güte. Nichts bekam man für sie zum Anziehen, jedes Kleidungsstück fertigte eine Schneiderin. Mit Günther, meinem Sohn, gab es nie Probleme. Er kommt nach meiner Familie, der von Meyerfeld, da sind alle strohblond und gertenschlank. Wie Sie sehen, kein Grund zur Besorgnis.« Auf hohen Absätzen stolzierte Genoveva klappernd dem Ausgang entgegen.
Frank und Susanne waren sich einig, dass ihre Nachbarin keine Stunde mit ihren Kindern verbringen sollte. Jemand, der Kinder als Solche bezeichnet, war nicht geeignet.
Möglicherweise.