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Anwalts- und Notarkanzlei Bleckenburg & Partner stand auf dem Telegramm, das der nach Luft schnappende Bote vom Kurierdienst Petra in die Hand drückte. Ahnungslos öffnete sie das schmucklose elfenbeinfarbene Kuvert.

Sehr geehrte Frau Petra Taler, wir überbringen Ihnen die traurige Mitteilung, dass Ihre Großmutter, Frau Johanna Taler, geborene Petersen, am 18.12.2008, im Alten Land Jork verstorben ist.

Das Blatt in Petras Hand zitterte und ihre Augen füllten sich mit Tränen.

Da Sie als Haupterbin des Hauses und dem dazugehörigen Grundbesitzes, dem vorhandenen Barvermögen, Schmuck, Gemälden und weiterer antiquarischer Einrichtungsstücke verzeichnet sind, möchten wir Sie bitten …, die nächsten Zeilen verschwammen auf dem Papier.

Am Heiligabend erreichte Petra das verträumte Städtchen Jork. Hier, im Alten Land, wohnten und arbeiteten schon ihre Urgroßeltern. Der über dreihundert Jahre alte, ehemals landwirtschaftliche Betrieb gehörte großmütterlicherseits der Familie Petersen und ihrer holländischen Vorfahren, den Blogenbergs.

Petra liebte dieses alte Haus, das mit seiner maroden Schönheit einen Zauber versprühte, der sie immer wieder aufs Neue gefangen hielt. Andächtig betrat sie einen Raum nach dem anderen, stieg Stufe für Stufe nach oben, und es knarrten morsch die Holzbohlen unter ihren Füßen.

Den Heiligabend verbrachte sie vor dem Kamin. Lodernd brannten die Holzscheite, knisterten Tannenzweige, die sie ins Feuer warf. Ein ruhiger, besinnlicher Abend. Ein Abend, der, hätte nicht ein trauriger Anlass sie nach Jork geführt, wunderschön gewesen wäre.

Tränen liefen über ihre Wangen und ein tiefes Schuldgefühl grub sich in ihr Innerstes. Dieses bescheuerte Urlaubsverbot. Sie hätte es umgehen, sich in den Flieger setzen und Oma besuchen sollen. Noch vor einer Woche, als sie mit Johanna telefonierte, Oma von Opa erzählte, sagte, dass sie bald bei ihm wäre. Da, spätestens da, hätte sie spüren müssen, dass Oma sie vermisste, sie brauchte.

»Ach, Oma, red nicht so. Ich komm dich besuchen. Ich muss nur erst den Fall abschließen«, hatte sie gesagt. Dann hatte sie aufgelegt. Ihr vergessen zu sagen, wie lieb sie sie hatte, und wie sehr sie ihre Oma vermisste.

Petra versuchte, die Erinnerungen wegzuwischen wie die Tränen aus ihrem Gesicht, es gelang ihr nicht. Sie hörte Omas Geschichten, roch die lavendelduftende Schürze, unter der sie sich als Kind vergrub, spürte ihre Anwesenheit bei jedem Atemzug, jedem Schritt in diesem Haus.

Sie lauschte Großvater Jonathans Spiel, wenn er oben im ersten Stock auf dem schwarzen Flügel mit den Fingern über die Tasten flog. Beethovens Sonate Pathétique aus dem 2. Satz, fand sie, die damals Elfjährige, verhexend schön, und zu Mozarts 1. Satz Allegro hüpfte sie ausgelassen über die Dielen wie Pippi Langstrumpf beim Keksebacken in der Villa Kunterbunt.

Johanna und Jonathan. Ein Paar, das im Krieg zusammenfand, sich nicht lieben durfte und trotzdem seinen Weg ging. Einen wundervollen Weg. Gepflastert von Zärtlichkeit und uneingeschränkter Liebe.

Bis Großvater vor drei Jahren starb und Großmutter einsam zurückblieb. Den Abschied ihres geliebten Mannes hatte sie nicht verwunden. Vielleicht waren sie jetzt wieder zusammen? Das erste Mal, dass Petra sich wünschte, es gäbe ein Leben nach dem Tod.

Der Horoskop-Killer

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