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10 - Polizeifunk live

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Adda war gerade dabei, für die Familie Gefüllte Pfannkuchen zu backen. Nur noch einer, und sie war fertig. Die Soße noch, dann konnten die Kinder kommen.

Adda schob den letzten Pfannkuchen zum Warmhalten in den Ofen, als ihr Telefon klingelte.

»Immer, wenn ich am Kochen bin. Wie ich das leiden kann!«, schimpfte sie, folgte aber dennoch dem schrillen Klang der Rappelkiste. Sie lief den langen, schmalen Flur entlang, bis hin zum Telefon, das sich, dem Wohnzimmer gegenüber, auf einem kleinen Schränkchen befand. »Fried!«, meldete sie sich.

»Hallo, Adda. Ich bin’s, Edgar.«

»Ach, Edgar, du. Gibt’s ‘ne neue Leiche?« Adda überlegte bereits, den Herd auszuschalten und den Kindern Bescheid zu sagen, dass das sonntägliche Familienessen ausfallen musste. Eine Leiche würde vor allem anderen den Vorrang haben!

Sie hörte Edgar lachen. »Nein, mit einer Leiche kann ich am Sonntag nicht dienen. Und, Gott bewahre, ich hoffe, dass das auch so bleiben wird.«

»Nun ja, ich hätte Zeit …«

»Du hast’s aber eilig. Hast wohl nichts zu tun, wie?«

Adda überlegte, was sie auf diese Frage antworten sollte. Sagte sie die Wahrheit, dann Adieu du Sonntagskriminalität. Sie musste zuerst einmal den Grund für Edgars Anruf herausfinden.

Sie kämpfte gegen das Kratzen in ihrem Hals an, und fragte mit belegter Stimme: »Hast du einen bestimmten Grund für deinen Anruf, oder wolltest du nur wieder meine Stimme hören?«

»Beides, Adda, beides«, lachte er. Und wieder dachte er: Die alte Nudel, die ist schon ein Original.

»Jetzt mach’s nicht so spannend! Erzähl schon!«

»Du bist von der ganz eiligen Truppe, wie?«

»Aber immer doch, Edgar.«

»Eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass ich ein Polizeifunkgerät für dich aufgetrieben habe.«

»Das ist ja genial, Herr Kommissar. Da kann ich auf meiner Couch mithören, wann und wo eine Leiche gefunden worden ist.«

»Wenn dies der Fall sein sollte, dann ja.« Edgar schüttelte den Kopf. Diese Frau und ihre Leichen. Als wenn es nichts anderes gäbe. »Ich könnte es dir vorbei bringen, wenn du willst«, schlug er vor.

»Vorbei bringen?« Adda überlegte. Wie stellte sie es jetzt nur am besten an? Verdammt noch eins, sie wollte doch unbedingt dieses Ding! Und jetzt machte es ihr ein Problem, wo sie es von Edgar entgegen nehmen konnte. Elfriede! Elfriede musste es mit ihr holen gehen. Ja, so war es das Beste. »Hör mal, Edgar, ich will dir auf gar keinen Fall deinen Sonntag kaputtmachen. Wie wär’s denn, wenn Elfriede und ich es bei dir abholen kommen?«

»Bei mir?« Edgar sah zu seiner Frau.

Waltraud grinste. Zog Grimassen und lief schiefbeinig wie Margaret Rutherford. Dennoch nickte sie ihm zu. Mit der Hand machte sie Zeichen, als würde sie Kaffee trinken und Kuchen essen.

Edgar verstand. Er nickte. Ins Telefon, sagte er: »Was hältst du denn davon, wenn ihr beide, du und deine Tochter, heute Mittag zu uns zum Kaffee kommt. Etwa gegen, sagen wir, sechzehn Uhr?«

Adda schielte zur Wohnzimmeruhr hin. Kurz vor zwölf.

Bis die Kinder da waren, gegessen und gespült haben würden … Ja, sechzehn Uhr, das passte. So verabredete sie sich mit Edgar zum Kaffee am Nachmittag bei ihm zuhause.

Elfriede, die hatte ohnehin nichts vor, dessen war sich Adda sicher, und wenn doch, musste Friedel es eben verschieben.

Den Kriminaltango vor sich hin trällernd, lief Adda zurück in die Küche und deckte den Tisch. Kurz danach läutete es und die Kinder, Elfriede, Jörg, Nordmann und Bert, kamen zur Tür herein.

»Was stinkt der Fraß wieder gut!« Nordmann lief zum Herd und lugte in den Topf. »Wie, nur Soße?«

»Bruder, motz nicht, sondern hock dich hin und halt die Klappe!« Jörg gab seinem Bruder einen Schubs und schob ihn in Richtung Eckbank.

Bert holte sich einen Aschenbecher.

»Geh bloß ans Fenster!« Adda sah ihn kopfschüttelnd an. »Als wenn die Qualmerei nicht auch bis nach dem Essen Zeit hätte.« Sie sah auf die Uhr. Hastig brachte sie das Essen und stellte es auf den Tisch. »Dass ihr mir heute aber auch nicht zu lange bleibt. Ich bin nämlich noch verabredet.«

»Du bist verabredet. Mit wem?« Elfriede sah ihre Mutter überrascht an. Seit wann gab es denn das, dass sie der sonntäglichen Familientradition abtrünnig wurde? Das war ja ganz was Neues!

»Sieh mich nicht so an, Elfriede. Nur damit du’s weißt: Du bist auch verabredet.«

»Ich?« Elfriede verschluckte sich an der Soße, von der sie gerade aus dem Topf genascht hatte. »Da wüsste ich aber etwas davon.«

»Reicht doch, dass ich es weiß.« Adda grinste. Sie nahm die Teller und befüllte sie mit den Pfannkuchen, goss Soße darüber, fertig.

»Gibt’s keinen Salat, heute?« Bert sah sich suchend um.

»Den hab ich doch glatt vergessen.« Adda schüttelte über sich selbst den Kopf. Da war Edgar und sein Anruf dran schuld. Nun gut, dann musste es auch einmal ohne Grünzeug gehen.

»Und was ist mit unserem Kaffee, heute Nachmittag? Ich wollte nachher noch beim Wiesenthal Torte holen«, fragte Nordmann mit vollem Mund.

»Hol eben nächste Woche das Doppelte.« Adda schnitt ihren Pfannkuchen an.

»Haha, haha, haha.« Nordmann zeigte wenig Begeisterung. Er war es seit Jahren gewohnt, den Sonntag im Kreise der Familie, mit Kuchen aus der neckarstädtischen Konditorei, zu verbringen.

»Dann fahren wir halt nachher zu mir, und du, Nordmann, besorgst den Kuchen und kommst nach«, schlug Jörg vor.

»Das ist eine gute Idee.« Bei Jörg war Elfriede schon lange nicht mehr.

»Du brauchst dich gar nicht darauf zu freuen. Ich hab dir doch gesagt, dass du und ich heute noch etwas vorhaben.«

»Du kannst mich doch nicht einfach so verplanen«, empörte sich Elfriede.

»Hab ich doch gar nicht. Edgar war ‘s.«

»Edgar?« Elfriede setzte die Brille ab und sah ihre Mutter entsetzt an. »Du meinst doch nicht diesen Edgar …«

Adda nickte. »Doch, genau den. Ich meine Pommes-Edgar.«

Jörg horchte neugierig auf. Mit leicht geneigtem Kopf und einem belustigten Grinsen um die Mundwinkel, betrachtete er seine Mutter. Dabei tropfte ihm Soße von den Lippen. »Pommes-Edgar? Ist mir da etwa etwas entgangen?«

Nordmann sah von seinen Geschwistern zu seiner Mutter. »Dass du’s aber gleich weißt: Wenn ich was merk, wird g’heirat‘.«

»Blödmann«, fuhr Bert Nordmann an, während Jörg belustigt den Hochzeitsmarsch pfiff.

»Gebt jetzt endlich Ruhe und esst!«, beendete ihre Mutter das Gespräch.

Kurz nach fünfzehn Uhr machte sie sich mit Elfriede auf den Weg zu den Brauns. Sie war schon mächtig gespannt darauf, wie ein Kommissar privat wohnte. Noch mehr jedoch freute sie sich über das Funkgerät, das sie bald haben und das ihr von Mordfällen und Leichen berichten würde.

Adda Fried

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