Читать книгу Der Seelenhandel - Anna Katharina Bodenbach - Страница 10
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ОглавлениеDie Nacht war stürmisch, der dunkle Himmel wurde von zuckenden Blitzen erhellt. Lara schlief, obwohl der Regen fest gegen ihr Fenster trommelte und der Donner das Dach zum Beben brachte. Sturmböen fegten über die Stadt. Der Wind peitschte gegen alles, was ihm in den Weg kam. Die Bäume bogen sich unter der Kraft des tobenden Windes nieder und drohten zu brechen. Äste, Blätter und Müll wirbelten durch die Luft, als wären sie leicht wie Federn.
Das Wasser in den Rinnsteinen war zu reißenden Bächen angeschwollen. Die Kanaldeckel verschluckten sich an den Massen, und auf den Wiesen und Feldern bildeten sich kleine Seen.
Da die Laternen aus waren, lagen die Straßen ungewöhnlich dunkel da, der ganze Stadtteil hatte keinen Strom mehr. In einigen Fenstern konnte man nur den leichten, flackernden Schein von Kerzen erahnen, jedoch die meisten Häuser lagen vollkommen im Dunkeln.
Es war mitten in der Nacht, fast alle schliefen, genauso wie Lara. Doch sie hatte keinen ruhigen Schlaf. Sie hatte einen seltsamen Albtraum, der sich seit einigen Tagen wiederholte. Es war einer dieser Träume, die man für real halten konnte, und wenn man versucht, mit aller Kraft aufzuwachen, funktioniert es nicht. Solche Träume, in denen man nicht Herr der Dinge ist und die Illusionen lenken kann, sondern der Traum einen selbst lenkt. Sie haben ihr Eigenleben und ergreifen Besitz von einem.
Es war einer dieser Träume, aus denen man manchmal nicht mehr erwacht. Man stirbt in ihnen. Die meisten Menschen sterben nachts im Schlaf, ist das nicht merkwürdig? Doch keiner macht sich deswegen Gedanken. Wenn der Traum einem die dunkelsten Seiten im eigenen Kopf zeigt und man machtlos seinen Ängsten gegenübersteht, dann hat man die Fäden aus der Hand verloren. Vielleicht hält sie jemand anderes, und man kann nur noch hoffen, dass er es gut mit einem meint und einen nicht ins Verderben schickt.