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Das neue Bushäuschen lag abseits der Hauptstraße. Es war in einer der Seitenstraßen gebaut worden, damit die Grundschulkinder nicht an der Hauptstraße auf den Bus warten mussten. Vor dem alten Bushäuschen war es immer wieder vorgekommen, dass ein Kind beim Spielen unaufmerksam war und vor ein Auto lief. Das konnte nun nicht mehr so einfach passieren.

Für die Jugend im Ort war das Bushäuschen der Treffpunkt Nummer eins. Er war schön abgelegen. Rund um die Haltestelle grenzten nur große Gärten an die Straße. Ideal, um niemanden zu stören, und im Umkehrschluss störte sie auch keiner der Anwohner. Bevor es das Bushäuschen gab, probierten sie einige Plätze als Jugendtreff aus. Doch nirgendwo wurden sie lange geduldet. Das hatte jedoch, seit es die neue Haltestelle gab, ein Ende: Sie waren endlich am Ziel angelangt. Vor allem in den Sommerferien konnte man die warmen Abende dort mit einer Kiste Bier genießen.

Dies war so ein warmer Abend. Weit und breit keine Wolke zu sehen. Die Nacht würde sternenklar werden und hoffentlich ein bisschen kühler. Die letzten Tage waren sehr heiß und schwül gewesen, und das Gewitter von der vorherigen Nacht hatte kaum Abkühlung mit sich gebracht.

Als Jill an der Bushaltestelle ankam, waren alle da bis auf ihr Cliquenpärchen Ben und Caroline. Lustlos schlurfte sie den Gehsteig entlang. Sie war immer noch geladen von der Auseinandersetzung mit ihrer Mutter. Irgendwann würde sie ihre Mutter erwürgen, wenn das Ganze nicht bald ein Ende hatte. Es war so unfair. Doch was sollte sie dagegen unternehmen? Reden brachte nichts, und sich aufregen noch weniger. Da half nur noch eins: abhauen oder Mord.

»Habe ich was verpasst?«, fragte Jill.

Leslie, sechzehn, und Oliver, fünfzehn Jahre alt, saßen an der Bushaltestelle und warteten. Beide hatten Jill schon beobachtet, seitdem sie aus der Seitengasse herausgekommen war.

»Nein, wir sind auch gerade erst angekommen«, antwortete Leslie freundlich, als Jill die beiden erreicht hatte und stehen blieb.

Ein Kasten Bier stand auf der Bank. Oliver reichte ihr höflich eine Flasche, die er zuvor am Metallrahmen der Haltestelle geöffnet hatte. Das Bier schmeckte widerlich und war zudem lauwarm. Kalt hätte es allerdings auch nicht viel besser geschmeckt. Da alle noch in die Schule gingen und keiner von ihnen einen Job hatte, konnten sie sich vom Taschengeld nur das billigste und damit ekelhafteste Bier leisten. Doch wenn man erst mal eins oder zwei getrunken hatte, dann merkte man den widerlichen Geschmack kaum noch. Mit jedem Schluck schien es ein wenig besser zu werden. Wobei es heißen müsste: Bei steigendem Promillegehalt merkte man den herben Geschmack immer weniger, da das Ekel-Bier die Geschmacksnerven lahmlegte.

»Was ist los, Jill? Warum schaust du so traurig?«, fragte Leslie. Sie klang fürsorglich, fast mütterlich. Leslie war die Cliquenmutter, die alle zusammenhielt und sich rührend um ihre Freunde kümmerte, wenn diese es zuließen. Jill war der festen Überzeugung, sie würde sicherlich nach dem Abitur Kindergärtnerin werden. Alternativ Lehrerin. Doch Leslie war da ganz anderer Meinung.

»Ach nichts. Wieder dieselbe Geschichte«, antwortete sie knapp.

»Stress mit deiner Mutter?«, fragte Oliver.

»Ja, du hast es erfasst«, antwortete Jill und hielt ihren Freunden die Bierflasche zum Prosten entgegen. Sie stießen gemeinsam an und tranken alle einen Schluck. Jill nahm den größten von allen, um ihren Frust hinunterzuspülen. Danach kramte sie aufgeregt in all ihren Taschen. »Oh, Mist«, fluchte sie.

»Was ist los?«, fragten Oliver und Leslie gleichzeitig.

»Ich habe meine Kaugummis vergessen. Hat einer von euch einen für mich? Ich brauche ihn für später, denn wenn meine Mutter das Bier riecht, darf ich nie wieder vor die Tür.«

Oliver langte in seine Hosentasche und hielt ihr stumm einen Kaugummi entgegen, den Jill schnell in ihrer Tasche verschwinden ließ. Die beiden waren die Schikanen von Jills Mutter bereits gewöhnt und hatten immer Kaugummis für sie dabei, da die Arme meistens vor lauter Stress alles vergaß. So eine Mutter hätte sich keiner von ihnen gewünscht.

»Vielen Dank«, murmelte Jill. Sie ließ den Kopf hängen und starrte auf ihre Flasche.

»Ach, das wird schon«, sagte Leslie und nahm Jill in den Arm.

»Ich glaube so langsam nicht mehr daran, dass sich meine Mutter ändern wird. An manchen Tagen würde ich sie am liebsten umbringen. Vielleicht treibt sie mich ja irgendwann wirklich so weit. Wer weiß?«, gab sie zurück.

»Sag so was nicht. Sie ist doch deine Mutter.«

»Ja und?«

»Irgendwann wird sie schon merken, dass du kein kleines Kind mehr bist«, sagte Leslie.

»Das hoffe ich sehr.«

Ein paar Minuten standen sie alle einfach still da und schwiegen. Ab und zu nippte einer an seinem Bier. Leslie knibbelte das Etikett von ihrer Flasche ab. Eine dumme Angewohnheit, die sie schon ihr halbes Leben lang hatte. Nicht bei Bierflaschen, dafür war sie noch zu jung. Doch bei jeder Flasche, die ein Etikett hatte, musste sie einfach piddeln.

»Wo wart ihr denn so lange?«, fragte Oliver, als Ben mit Caroline auftauchte.

»Wir waren noch mit du-weißt-schon-was beschäftigt«, sagte Ben großkotzig und zwinkerte.

»Bier?«, fragte Oliver knapp aber höflich. Er saß immer noch neben dem Kasten und umarmte und tätschelte diesen wie einen Freund.

»Ja klar! Was für eine Frage. Her damit!«, antwortete Ben.

»Nein danke, für mich heute nicht, Oliver«, nuschelte Caroline betreten.

»Was sind das denn für Sitten? Für sie gibt es natürlich auch Bier!«, sagte Ben und klopfte seiner Freundin etwas zu fest auf die Schulter, sodass sie unfreiwillig einen Schritt nach vorne machen musste.

Caroline nahm widerwillig das Bier und trank mit allen. Sie versuchte, sich im Kopf alles kleinzureden, doch einmal ist keinmal gilt bei einer Schwangerschaft nicht.

Nach einer halben Stunde war der Alkoholgehalt im Blut der Clique ganz schön gestiegen, vor allem, da jede Flasche einen halben Liter Bier enthielt.

»Und was machen wir nun?«, fragte Oliver. Er merkte, dass sich alle langweilten. Die Zeitspanne des Redens wurde immer kürzer. Stattdessen hatten sie sich die letzten Minuten fast nur angeschwiegen. Nun saßen sie da und wussten nichts mit ihrer freien Zeit anzufangen. Es waren Ferien, das Wetter meinte es gut mit ihnen. Wie kann man da herumsitzen und keinen Plan haben? Vor allem als Jugendliche?

Ben, der Älteste der Gruppe, flüsterte seiner Freundin Caroline etwas ins Ohr. Er hatte dabei einen Arm um sie gelegt. »Wir könnten ja hoch zur alten Mühle, besser gesagt zur Spukruine auf den Berg, gehen. Das wäre doch mal was! Was haltet ihr davon?«, fragte er dann etwas lauter in die Runde.

Caroline grinste ihn an und nickte. Naiv wie sie war, tat sie alles, was er vorschlug, ohne darüber nachzudenken. Doch sie wusste noch nicht, was für ein großer Fehler das sein würde, ihm wie ein treues Hündchen zu gehorchen.

Leslie hingegen sah ihn mit großen Augen an und schüttelte den Kopf. »Bist du wahnsinnig geworden? Das ist total gefährlich. Da sollen angeblich schon Leute gestorben sein, sagt meine Oma. Und da wurde letztens erst eine Frau vergewaltigt. Die Täter haben sie immer noch nicht gefunden.« Leslie schüttelte den Kopf. »Du tickst wohl nicht mehr ganz richtig! Ich werde auf gar keinen Fall mitkommen!«, sagte sie.

Ben war das von vornherein schon klar gewesen, denn um alles, was gefährlich, gruselig oder verboten war, machte Leslie einen Bogen. Man könnte sie auch als den ängstlichen Moralapostel der Clique bezeichnen. Ben war der neugierige Rabauke. Ihn konnte zwar keiner wirklich leiden, doch sie duldeten ihn Caroline zuliebe. Blieben noch Jill und Oliver übrig.

Jill verneinte ebenfalls mit einem Kopfschütteln. »Tut mir leid, Leute, ich wäre gerne mitgekommen. Normalerweise lasse ich mir so ein Abenteuer doch nicht entgehen. Aber ich kann nicht. Ich muss in fünf Minuten zu Hause sein. Hab es meiner Mutter versprochen. Ihr wisst doch noch, wie viel Ärger es das letzte Mal gab, als ich nur ein paar Minuten zu spät war.« Niedergeschlagen ließ sie ihren Kopf hängen. Diese Übervorsichtigkeit ihrer Mutter nervte sie gewaltig. Es war zum Heulen, was sie auch oft insgeheim tat. Doch niemals vor ihren Freunden. Höchstens einmal, wenn sie mit Leslie alleine war, aber bei jedem anderen wäre es eine Katastrophe gewesen. Weinen zeigte Schwäche, und schwache Leute waren in der Clique nicht besonders willkommen.

Oliver nickte: »Klar. Ich komme mit! So etwas lasse ich mir doch nicht entgehen!«

»Tschüss, dann macht’s mal gut, ihr Angsthasen«, stachelte Ben.

Doch keiner gab etwas darauf.

Jill ging als Erste nach Hause, um neun Uhr machte sich Leslie auf den Heimweg.

So trennten sich ihre Wege. Nun war es an der Zeit, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Es dämmerte bereits, als sie in Richtung Wald losgingen. Dunkel lag er vor ihnen, und doch wurde die Gegend indirekt vom Mond und den Sternen beleuchtet. Alle Farbe war außerhalb des Dorfes gewichen. Hier gab es nur noch Schwarz und Grau. Sie gingen immer weiter auf den Wald zu. Dorthin, wo sich der Pfad hoch auf den Berg befand. Das letzte Stück hinauf zu der dunklen Mühle mussten sie allerdings querfeldein weit ab vom Weg gehen. Die Ruine stand ganz oben, wo der Bach seine Quelle hatte.

Die Jugendlichen hatten mit jedem Schritt das Gefühl, nüchterner zu werden. Nach und nach verschwand die Wärme aus ihren Körpern, als hätte der Alkohol ihnen diese milde Nacht nur vorgegaukelt. Man sah ihren Atem kondensieren, der sich wie ein weißer Nebel gespenstisch um sie legte. Der Wald lag totenstill da. Nur ihre Schritte waren auf dem unbefestigten Untergrund zu hören. Ab und zu zerknackte ein dünner Ast unter ihren Füßen. Sonst war nichts zu hören. Eine erdrückende Stille umgab sie.

Langsam bekam es Oliver mit der Angst zu tun. Ihm wurde immer kälter, außerdem war es fast dunkel geworden. Nur der Mond erleuchtete ein wenig ihren Weg. Der Nebel kroch lautlos aus dem Boden und hüllte die Beine der Jugendlichen ein. Er umspülte sie wie Wellen am Ufer eines Strandes.

Es war unheimlich, und Oliver hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Der Wald war viel zu leise. Man hörte kein Tier, kein Insekt; noch nicht einmal der Bergwind rauschte in den Blättern. Etwas war faul, das spürte er deutlich. Oliver war sich sicher. Die Kälte hatte von seinem Körper Besitz ergriffen, sodass es ihn schüttelte. Sein Herz raste, und sein Atem ging schneller denn je. Er war kurz davor, einfach umzudrehen und heimzulaufen. Oder besser zu rennen.

Ben und Caroline schritten Arm in Arm voraus, als wäre es das Normalste der Welt, nachts im Dunkeln durch einen Wald zu einer verfluchten Mühle zu laufen.

Plötzlich hielt Oliver an und fragte zitternd: »Ben?«

Ben und Caroline stoppten und drehten sich zu Oliver um.

»Ich will ja kein Spielverderber sein«, sprach Oliver weiter und schluckte. »Aber wenn ihr euch so umschaut: Findet ihr das hier nicht total gruselig? Ist euch nicht auch so kalt wie mir? Irgendetwas stimmt hier nicht. Ihr merkt das doch auch, oder? Lasst uns umdrehen, dann können wir morgen bei Tageslicht noch mal zu der Ruine gehen.«

»Hast du etwa die Hosen voll, Schwabbel?«, fragte Ben, gefolgt von einem spöttischen Lachen.

»Nein, ich doch nicht! Für wen hältst du mich?« Oliver streckte die Brust raus und baute sich mutig vor den beiden auf. Er versuchte damit, seine Angst zu überspielen, doch es gelang ihm nicht sehr überzeugend.

Das merkte Ben sofort und blickte Oliver durchdringend an. »Sollen wir jetzt weitergehen oder hier Wurzeln schlagen? Was ist, Oliver? Kneifst du oder kommst du mit hoch? Glaubst du wirklich an Geister und Gespenster, oder bist du nur ein dicker Angsthase, der sich im Dunklen fürchtet? Genau wie Leslie?« Er nickte in Richtung Dorf. »Geh zurück! Oder wir können dich auch hier alleine lassen, kein Problem. Wir sammeln dich dann einfach auf dem Rückweg wieder ein.«

Olivers Magen verkrampfte sich bei Bens Worten; er ballte die Fäuste. Er wollte nicht alleine zurückgelassen werden, doch genauso wenig wollte er weiter mitgehen. Es war eine Zwickmühle. Wenn er jetzt nicht mitkäme, dann würde ihm Ben das ewig vorhalten. Schlussendlich entschied Oliver: Alleine im Wald zu bleiben, war schlimmer, als mit zwei Vollpfosten zu einer verfluchten Mühlenruine zu laufen. »Nein ich bin kein Angsthase! Lasst uns weitergehen! Mir ist einfach nur kalt«, antwortete Oliver kopfschüttelnd und ging zielstrebig an den beiden vorbei. Die Arme hatte er stur vor der Brust verschränkt und schnaubte.

Ben legte den Arm wieder um seine Freundin. So trotteten sie hinter ihm her. Immer weiter den Berg hinauf. Er belächelte Oliver und flüsterte seiner Freundin etwas ins Ohr. Doch Oliver war das in diesem Moment ziemlich egal, auch wenn sie hinter ihm kicherten. Er wollte einfach nur so schnell wie möglich alles hinter sich bringen und wieder nach Hause gehen. Aber nicht alleine! Wichtig war nur, dass keiner bemerkte, wie viel Angst er hatte. Diese Blöße wollte er sich nicht vor seinen Freunden geben.

Oben angekommen blieb Oliver stehen. Bei dem Anblick der Mühle lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Es behagte ihm keineswegs hier oben.

Dunkel lag die Ruine vor ihnen. Die Zeit war nicht spurlos an ihr vorbeigegangen. Man konnte nur noch erahnen, wie stolz und groß sie früher einmal gewesen war. Die Windmühlenflügel waren nicht mehr dran, das Dach war an einigen Stellen eingebrochen. Das Wasserrad war noch vorhanden, da sie irgendwann einmal als denkmalgeschütztes Objekt restauriert worden war, allerdings stand es still, obwohl das Wasser plätscherte. Das Holz war alt und dunkel, die Tür verriegelt und die Fenster mit Brettern zugenagelt.

Auf einem dunklen, moosbewachsenen Steinfundament thronte das, in Olivers Augen, gruselige Unheil, was ihn den ganzen Weg hier herauf beobachtet hatte. Die Mühle schien auf ihn herabzublicken, so als wollte sie sagen: Ich habe auf dich gewartet.

Er hatte von seiner Uroma gehört, dass die Mühle eine Zeit lang ein Herrenhaus gewesen war, bevor einige Leute sie wegen Denkmalschutz wieder umgebaut hatten. Was auch immer es jetzt war – es erschien ihm böse.

Ihm war von der ersten Sekunde an klar gewesen, dass er keinen Fuß in diese gottverdammte Mühle setzen würde. Er schluckte bei dem Anblick, doch seine Kehle war ganz trocken. Schnell schaute er in Richtung Wald, der dunkel und bedrohlich hinter ihm lag. Ihm kam es so vor, als müsste er sich hier zwischen Cholera und Pest entscheiden. Vor ihm die Cholera-Ruine und hinter ihm der dunkle Pest-Wald.

Ob es ihm gefiel oder nicht, er musste warten, bis die beiden ihren Spaß gehabt hatten. Dann würden sie endlich alle heimgehen können.

Ben und Caroline überholten ihn wieder, denn er stand immer noch steif da. Im Vorübergehen drehte Ben kurz den Kopf zu ihm und sagte spöttisch, so wie er es immer tat: »Kommst du jetzt oder brauchst du eine Extra-Einladung?«

Oliver nickte kurz und folgte ihnen bis zur Pforte.

Ben versuchte, die Tür zu öffnen. Er rüttelte daran, doch sie bewegte sich keinen Millimeter.

Oliver schaute sich immer wieder um, er hatte das bedrückende Gefühl, beobachtet zu werden. »Kommt, lasst uns gehen! Ich halte das für keine gute Idee. Wir können ja morgen wieder herkommen«, sagte er.

Ben tat so, als hätte er Oliver überhört. Er nahm ein paar Schritte Anlauf und stemmte sich mit voller Kraft gegen die Tür. Diese ächzte und knarrte, doch sie blieb weiterhin verschlossen. Er stemmte sich ein zweites und ein drittes Mal mit der Schulter gegen die Tür. Beim vierten Versuch gab sie endlich nach und brach auf.

Oliver spürte einen eiskalten Hauch im Nacken und bekam eine Gänsehaut. Es fühlte sich so an, als hätte jemand direkt hinter ihm ausgeatmet, nur eben eisig kalt. Er blickte sich um, doch dort stand niemand.

»Hereinspaziert, Leute!«, sagte Ben wie ein Zirkusdirektor und machte eine einladende Geste, indem er sich leicht nach vorne beugte und mit dem rechten Arm in Richtung Tür wies.

Caroline machte einen kurzen Knicks und ging die drei steinernen Stufen hinauf.

Oliver zögerte, woraufhin Ben ihn böse anfunkelte.

Caroline war bereits im dunklen Schlund der Ruine verschwunden.

»Ich warte lieber draußen und gebe euch Bescheid, wenn jemand kommt«, flüsterte Oliver, der sich immer noch beobachtet fühlte.

»Wer soll denn um diese Uhrzeit hier lang kommen? Ein Jogger? Oder deine Oma?«

»Tut mir leid, dann nenn mich halt einen Angsthasen. Aber ich komme nicht mit rein. Ich habe ein ganz ungutes Gefühl bei der Sache. Es wäre auch besser für euch beide, wenn wir einfach zurückgehen und morgen bei Tageslicht wiederkommen. Bitte! Ich spüre wirklich, dass etwas nicht stimmt. Es ist nicht, weil ich Angst habe. Ich bin mir sicher: Irgendetwas ist hier faul.«

»Ja, ich weiß, was hier faul und morsch ist. Die alten Bretter der Mühle. Riechst du das? Moder und Dreck. Dann kommst du halt nicht mit. Oh, du großer Hellseher«, alberte Ben und hob die Hände wie zum Gebet. Danach zuckte er mit den Schultern und folgte seiner Freundin. Einen Schritt – und dann war auch er in der Mühle verschwunden.

Oliver konnte ihn gerade noch so in der Pforte erahnen, bevor Ben sein Handy hervorkramte, um Licht zu machen. Sein Smartphone hatte natürlich eine Taschenlampenfunktion.

Plötzlich schrie Ben schmerzverzerrt auf. Seine Freundin Caroline zuckte zusammen und stieß einen kurzen Schreckensschrei aus.

Oliver erschrak so sehr, dass er beim Zurückweichen stolperte und auf seinen dicken Hintern plumpste. Er keuchte nach Luft und rappelte sich wieder auf. »Was ist?«, schrie Oliver aufgeregt.

Ben drehte sich um und lachte schallend. »Ha, ha. Reingelegt, du Baby. Specki hat Angst.« Ben hielt sich den Bauch vor Lachen. Er konnte sich kaum noch einkriegen.

»Das war nicht witzig«, sagten Oliver und Caroline gleichzeitig.

Ben zuckte nur mit den Schultern und drehte sich zu seiner Freundin um. Kurz darauf waren beide verschwunden.

Oliver konnte das Gefühl nicht loswerden, dass sie hier oben nicht alleine waren. Es erdrückte ihn. Unruhig wippte er von einem Fuß auf den anderen und bewegte die Zehen in seinen etwas zu großen Schuhen. Immer wieder schaute er nervös in jede Richtung. Prüfend, ob wirklich keiner in der Nähe war. Ihm wurde kälter, jetzt, da er dort alleine stand und sich nicht mehr bewegte. Das kühle Gefühl kroch von seinen Füßen angefangen aufwärts.

Plötzlich hörte er ein Knarren, das aus der Mühle kam. Bei dem Geräusch zuckte er zusammen und bekam eine Gänsehaut. Er schüttelte sich. »Ben? Caroline?«, flüsterte er leise, doch es kam keine Antwort. Das Gefühl, dass dort noch etwas, jemand, war, der sie beobachtete, wurde immer stärker. Es schwoll regelrecht in ihm an. Mit jedem Herzschlag ein Stückchen mehr. Oliver zitterte am ganzen Leib und fühlte sich schlechter denn je. Sein Hals war trocken, und er musste anfangen zu husten.

Als er seinen Blick wieder auf die Mühle richtete, hatte er den Eindruck, etwas im Augenwinkel weghuschen zu sehen. Etwas Großes, Dunkles und sehr Unheimliches.

Schnell blickte er dem Schatten hinterher, doch es war nichts zu sehen. Noch nicht einmal das hohe Gras bewegte sich. Es konnte aber auch sein, dass seine Sinne, taub von der Angst, ihm Streiche spielten.

Trotzdem wollte er lieber auf Nummer sicher gehen, dass keiner hinter der nächsten Ecke stand. Langsam schlich er die Wand entlang. Er ging das ganze Stück mit dem Rücken zur Mauer, sodass niemand hinter ihm herschleichen konnte.

Da war es wieder, der eiskalte Hauch im Nacken. Oliver schaute sich panisch in alle Richtungen um.

Nichts.

Selbst das hohe Gras vor seinen Füßen bewegte sich keinen Millimeter. Er musste es sich eingebildet haben. Allerdings hätte man in dem hohen Gras hier oben eine ganze Kompanie verstecken können, ohne dass er sie bemerken würde. Vor allem bei der Dunkelheit. Oliver atmete tief ein. Er musste sich beruhigen. Vor allem musste er aufhören zu halluzinieren.

Vorsichtig beugte er sich vor und schaute um die Ecke. Nichts. Dort war gar nichts. Kein Tier, kein Mensch und kein Schatten. Erleichtert atmete er aus und schlich zu seiner vorherigen Position zurück. Jetzt war ein Stückchen der Angst von ihm abgefallen.

Ben hatte die Tür beim Hineingehen hinter sich geschlossen. Nun musste Oliver von der Wiese, aus sieben Metern Entfernung, eine geschlossene Tür anstarren. Kurz überlegte er, ob Ben wirklich die Tür hinter sich geschlossen hatte oder nicht und tat es dann als unwichtig ab.

Die Angst in ihm wich langsam, als er überlegte, ob er nicht doch Ben und Caroline folgen sollte. Dann wäre er derjenige, der sie erschrecken könnte. Das wäre ein Spaß! Oliver fand die Idee fabelhaft und musste bei dem Gedanken daran, wie Ben und Caroline voller Todesangst dreinblicken würden, grinsen. Vielleicht würde Ben sogar schreien, das wäre die Krönung.

Langsam schritt er auf die Mühle zu. Nichts passierte. Jetzt schöpfte er sogar Mut. Vorsichtig stieg er auf die erste Treppenstufe, doch mit einem Schlag waren seine guten Gefühle weg und die schlechten wieder da. Das Unbehagen und die Angst waren zurück. Dennoch stieg er auf die zweite der drei Stufen und streckte seine Hand dem Türriegel entgegen.

Die Tür war mit einem Riegel verschlossen, den man zum Öffnen nach links schieben musste. Doch das Schloss war kaputt. Somit hätte man die Tür auch einfach aufdrücken können. Oliver streckte dennoch seine Hand nach dem Griff aus und legte vorsichtig seine Finger darauf ab. Der Griff war warm und schien unter seiner Hand zu pulsieren, als würde ein Herz darin schlagen. Augenblicklich zog er seine Hand zurück und sprang rückwärts von der Treppe.

Es war besser, er würde wieder auf seinen angestammten Platz mit ausreichend Sicherheitsabstand gehen. Seine Knie zitterten so stark, dass er kaum laufen konnte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte auf den verschlossenen Eingang.

Äußerlich sah er wieder ruhig und gelassen aus, doch innerlich brodelte es in ihm. Seine Gedanken überschlugen sich. Fast apathisch hatte er die Tür fixiert. Er hoffte, dass Ben und Caroline bald rauskommen würden. Dann könnten sie alle nach Hause gehen. Nach Hause, dorthin, wo sie in Sicherheit waren. Er schwor sich, nie wieder bei einer von Bens Ideen mitzumachen. Das nächste Mal würde er lieber ein Angsthase sein.

Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht!

Ben, Caroline und er würden diese Nacht nicht überleben. Das Gefühl überkam ihn so schlagartig, als hätte jemand mit voller Wucht auf seinen Hinterkopf gehauen. Er bekam Panik. »Ben! Caroline! Wir müssen verschwinden!«, brüllte Oliver, doch es kam keine Antwort zurück. Er begann, an seinen Fingernägeln zu kauen, als plötzlich ein markerschütternder Schrei an sein Ohr drang. Das war Ben! Er war sich sicher. Seine Augen waren nur noch auf den Eingang der Mühle fixiert, so angestrengt, als wollte er die Tür mit seinen Blicken zum Explodieren bringen.

In seinem Kopf ratterte es. Was ist passiert? Ist überhaupt etwas passiert, oder wollen sie mir nur wieder einen Streich spielen? Das würde Ben ähnlichsehen. Nein, hier stimmt etwas nicht. Das war kein Spaß. Und wenn nicht, dann musste Ben wirklich um sein Leben Angst haben!

Viele Gedanken schossen Oliver durch den Kopf. Er drehte sich kurz um, damit er sicher sein konnte, dass die Luft hier draußen wirklich rein war. Dann fixierte er wieder die Tür.

Stille.

Totenstille.

Langsam schlich er rückwärts und entfernte sich Schritt für Schritt immer weiter. Wie in Zeitlupe. Dafür setzte er einen Fuß hinter den anderen, sodass sich Zehen und Ferse jedes Mal berührten.

Plötzlich knallte die Tür auf und zerbarst an der Wand. Jeder Muskel von Oliver spannte sich innerhalb von einer Sekunde an. Sein Blick haftete auf der Pforte. Auf einmal erschien Ben, in ein seltsames rotes Licht eingetaucht. Er stand im Türrahmen. Sein Gesicht war bleich, ganz und gar weiß. Seine Augen waren starr und leer. So einen Blick hatte Oliver noch nie gesehen. Er hoffte darauf, dass Ben jeden Moment nach vorne springen und »Verarscht« rufen würde. Er ließ den Blick von Bens Gesicht ab und schaute an ihm herunter. Ben hatte die Hände auf seinen Bauch gepresst. Oliver versuchte, etwas zu erkennen, doch es war so dunkel, außer dem roten Licht hinter Ben.

Das Licht war unheimlich, nicht von dieser Welt. Es war dasselbe unangenehme Rot, das Grablichter von sich gaben, wenn alles auf den Friedhöfen in der Nacht totenstill dalag. Tot im wahrsten Sinne des Wortes.

»Ben?«, fragte Oliver leise. »Alles in Ordnung mit dir? Was ist los?« Langsam ging er auf Ben zu. Sein Blick war immer noch starr auf seine Hände gerichtet.

Dann sah er es auf einmal. Etwas, das ihm überhaupt nicht gefiel. Blut! Es war Blut, das zwischen Bens Händen hervorquoll. Sehr viel Blut. Es tropfte vor ihm auf den Boden. Genau auf die oberste Treppenstufe. Dort bildete sich bereits eine Pfütze und rann in kleinen Rinnsalen die Steinstufen hinab. Langsam und tropfend, geradezu unwirklich und gespenstisch.

Starr stand Ben da und stierte geradeaus. Seine Unterlippe begann zu zittern, und er hauchte kaum hörbar zu Oliver: »Lauf …«

Oliver konnte nicht. Er stand einfach nur da und brachte es nicht fertig, seinen Blick von ihm zu lassen. Er konnte seinen Freund, auch wenn dieser ein Arschloch war, hier oben nicht einfach alleine, geschweige denn sterben lassen. Und was war mit Caroline?

Woran kann er sich nur verletzt haben?, schoss es Oliver durch den Kopf. Dabei hätte die Frage lauten müssen: Wer konnte Ben nur verletzt haben?

Oliver war weder in der Lage, zu Ben zu gehen, noch sonst irgendetwas zu unternehmen.

Währenddessen röchelte Ben erneut: »Lauf …« Dabei kamen blutige Schaumblasen aus seinem Mund heraus. Es war kaum zu hören gewesen, dennoch konnte es Oliver aus dieser kurzen Entfernung von seinen Lippen ablesen. Er stand immer noch wie angewurzelt vor Ben. Ihm stiegen Tränen in die Augen. Seine Fäuste ballten sich.

Auf einmal begann Ben, am ganzen Körper zu zittern. Er schüttelte sich so stark, als hätte er einen Anfall. Dabei verdrehte er die Augen. Blutiger Speichel kam aus seinem Mund und rann das Kinn hinab. Es tropfte auf seine Brust. Er ließ die Hände kraftlos sinken.

Oliver senkte seinen Blick auf den Bauch. Im nächsten Augenblick war er genauso bleich wie Ben, als seine Innereien auf die Treppe platschten. Ein blutiger, ekelhafter Klumpen Matsch. Die Gedärme hingen an ihm herunter; sein Bauch war nicht mehr vorhanden.

Oliver schluckte, doch seine Kehle war staubtrocken. Er stand einfach nur da und starrte Ben, oder das, was noch von ihm übrig war, an. Er war tot, jedenfalls so gut wie tot.

Unbemerkt von ihm selbst wurde seine Hose nass im Schritt. Er hatte sich vor Angst eingenässt. Jetzt war es ihm endlich möglich, seine Lähmung zu brechen. Blitzschnell drehte er sich um und rannte los, so schnell er konnte. Dabei achtete er noch nicht einmal darauf, wohin er lief. Er rannte einfach nur, schnell weg von der Mühle, egal wohin, einfach nur weg. Er sprintete so schnell nach vorn, dass sein Speck in alle Richtungen wackelte.

Er rannte, bis ihm die Seiten wehtaten. Erst als er keinen weiteren Schritt mehr tun konnte, blieb er stehen. Nach vorne gebeugt und die Hände auf die Knie gestützt rang er nach Luft. Ihm schossen die Tränen in die Augen, als ihm bewusst wurde, dass Ben und Caroline diese Nacht nicht überlebt hatten. Ihm wurde schlagartig schlecht, sodass er sich übergeben musste. Genau vor seine eigenen Füße.

Schnell wischte er mit seinem Ärmel den Mund ab und spuckte noch einmal aus. Oliver stand auf einer Lichtung und schaute sich um.

Denk nach! Denk nach!, befahl er sich selbst. Was sollte er nur in so einer Situation tun? In seinem Kopf wurde endlich alles wieder eine Spur klarer. Er wusste auf einmal, was er tun musste. Er musste die Polizei verständigen, wenn er wollte, dass seine Freunde eine Überlebenschance bekamen.

Schnell schaute er sich weiter um. Wo war er? Zwanghaft versuchte Oliver sich zu orientieren und irgendeinen Punkt zu finden, der ihm bekannt vorkam. Panik machte sich in ihm breit. Er kam sich plötzlich völlig hilflos und verlassen vor. Nun wusste er nicht einmal mehr, aus welcher Richtung er gekommen war. Alles sah irgendwie gleich aus. In jeder Richtung waren nur dunkle, schwarze Bäume zu sehen. Der Nebel waberte zwischen ihnen hin und her, als hätte er ein Eigenleben, als würde er tanzen und sich heimlich über das Schicksal der Kinder freuen. Oliver wurde paranoid und spürte hinter jedem Baum eine Gefahr lauern. Er dachte unvermittelt zum ersten Mal an sein Handy und griff in seine Tasche, doch es war verschwunden. Einfach nicht mehr da. Er musste es bei der hastigen Flucht verloren haben. Es war alles zu spät.

Knack.

Was war das? Das ist genauso, wie in dem Film Freitag, der Dreizehnte, den ich zusammen mit Ben und Caroline gesehen habe, schoss es Oliver durch den Kopf. Panisch drehte er sich hin und her, doch er sah nichts, was das Geräusch hätte verursachen können. Er hatte sich so sehr gewünscht, ein Reh zu sehen. Nun kam wieder das erdrückende Gefühl in ihm auf, dass ihn jemand beobachtete. Doch er konnte niemanden entdecken. Aber er war sich sicher, da war jemand, etwas. Er wusste genau, dass in diesem Moment zwei Augenpaare auf ihm ruhten, die nur auf den richtigen Augenblick warteten. Die richtige Gelegenheit, um zuzuschlagen.

Es knackte erneut.

Sein Herz pochte ihm bis zum Hals, die Kälte war komplett verschwunden. Hitze breitete sich in ihm aus. Ihm war nur noch heiß, und er wusste nicht mehr weiter.

Plötzlich kam ihm wieder Bens letztes Wort in den Sinn.

Lauf!

Ohne zu überlegen wohin, da es ohnehin zwecklos gewesen wäre, rannte er einfach los. Bloß nicht stehen bleiben. Was oder wer auch immer Ben verletzt hatte – na ja, mehr zerfetzt – er war jetzt hinter ihm her.

Obwohl er so schnell rannte, wie er konnte, wurde er das Gefühl nicht los, dass der Verfolger genau hinter ihm war. Ihn jagte. Er war jetzt seine Beute, und so schnell er auch rennen wollte, sein Verfolger würde immer einen Schritt schneller sein.

Also blieb ihm nichts anderes übrig, als alles zu geben, was in ihm steckte. Viel war das leider nicht. Er hasste Sport und liebte Süßigkeiten. Genauso sah er auch aus. Auch seine Ausdauer spiegelte genau das wieder. Immer öfter drehte er sich um, in der Hoffnung, einen Blick auf seinen Verfolger erhaschen zu können, aber er schaute jedes Mal ins Leere. Doch er war sich so sicher, dass er genau hinter ihm war. Er spürte ihn, doch wo war er?

Oliver hatte Angst, verrückt zu werden, einfach durchzudrehen. Immer wieder warf er einen Blick nach hintern und suchte jeden Winkel ab. Jedoch hätte er sich lieber darauf konzentrieren sollen, wohin er rannte. Durch die ständigen Blicke nach hinten vergaß er ganz und gar, nach vorne zu schauen. Als er wieder vor sich blickte, war es schon zu spät. Er sah nur noch etwas Schwarzes – dann klatschte es auch schon.

Rumms!

Oliver war ungebremst gegen einen großen, massiven Baum gerannt. Voll mit Adrenalin rappelte er sich schnell auf und wollte weiterrennen. Doch er torkelte nur noch orientierungslos umher. Fast so wie ein Zombie. Seine Stirn wurde nass, und er tastete danach. Bei dem Zusammenstoß hatte er sich eine Platzwunde am Kopf zugezogen, und das Blut rann ihm ins Gesicht. So oft er auch mit seinem Ärmel wischte, es brachte nichts. Durch die Anstrengung war sein Blut in Wallung und pulsierte. Er spürte keinen Schmerz. Durch die Angst und das Adrenalin waren alle anderen Empfindungen ausgeschaltet.

Erneut wischte er sich mit dem Ärmel über die Augen und verdeckte dadurch kurz die Sicht nach vorn. Dies wurde ihm zum Verhängnis. Er übersah eine kleine Grube, stolperte und fiel. Oliver spürte kurz stechende Schmerzen, gab einen wilden Schrei von sich und verlor dann das Bewusstsein.

Der Seelenhandel

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