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12.In welchen Momenten sollte ich als Mensch des Grundtyps EINS aufpassen und mein Handlungsmuster überprüfen?

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Mein Streben nach dem Richtigen, der Perfektion, der Reform überkommener Strukturen wird von anderen in der Regel respektiert, oft sogar bewundert. Das hat es mir erschwert, dieses Verhalten zu hinterfragen. Und dennoch war es dringend nötig. Dieses Verhalten wurde nämlich früher zur Qual für mich und die Menschen in meiner Nähe, und zwar immer dann, wenn ich über das Ziel hinausgeschossen bin, ohne es zu bemerken. Ich übersah dabei die Leistungs- oder Schmerzgrenze anderer Menschen, die nicht bloß „dumm, faul oder zu gefühlsduselig“ sind, wie ich früher dachte. Ursache ist ein Wertekonflikt, den ich auch heute in manchen Fällen nur schwer ertragen kann: Meine Mitmenschen setzen ihre Kräfte bisweilen für andere Werte ein als ich, auch solche, die ich nicht teile oder gar verachte. Beispielsweise machen manche Kollegen „halbe Sachen“, da ein schneller Feierabend oder das Verfolgen des Pareto-Prinzips für sie den höchsten Wert besitzt und sie daher nicht die 100 Prozent abliefern, die ich für erforderlich halte. Fremde Werte den meinen als gleichwertig zu achten, fällt mir immer noch schwer. Ich weiß heute, dass das meine wichtigste Baustelle ist, denn meine Mitmenschen müssen und dürfen selbst über ihre Werte entscheiden.

Meine Umgebung hätte mich früher wohl als streng, dogmatisch und in manchen Momenten als unerbittlich beschrieben: Es stimmt leider. Damals war ich beim Verfolgen meiner Ziele wirklich gnadenlos. Rückblickend muss ich mir eingestehen, dass ich mit meiner Neigung zu klaren, nüchternen Urteilen meine Mitmenschen oft verletzt habe. Meine auf andere gefühllos wirkenden Bewertungen waren für sie im Grunde schmerzhafte Verurteilungen, die viel Porzellan zerschlagen haben. Meine offene Art, über andere Menschen und ihre Verfehlungen zu sprechen, empfanden viele als üble Nachrede oder gar Rufmord. Die Grenze zwischen Ehrlichkeit und Taktlosigkeit zu ziehen, war für mich harte Arbeit. Heute bin ich milder und schweige lieber, bevor ich jemanden mit einer allzu ehrlichen Aussage verletze. Ich musste aber eine Zeitlang aufpassen, dass ich nicht platze, wenn ich solche Äußerungen einfach „herunterschlucke“. Inzwischen habe ich begriffen, dass nicht zu verletzen einen höheren Wert besitzt.

Entscheidend für diesen Erkenntnisgewinn war, wie ich mit Minderleistungen anderer umgegangen bin. Wenn jemand seine Arbeit nicht ordentlich ausgeführt hat, habe ich früher vor mich hin geschimpft und die Zusatzarbeit selbst erledigt oder getan, was immer nötig war, um das unverzichtbare Maß an Perfektion zu erreichen. Dabei habe ich mich selbst und die anderen unbewusst überfordert. Letztlich war der Zornausbruch ein Alarmsignal für das Überschreiten meiner Leistungsgrenze. In diesen Momenten wären andere Menschen wahrscheinlich schon längst ausgestiegen oder wegen Erschöpfung kollabiert. Wenn ich als EINS erste Anzeichen von Entkräftung verspürte, war es bereits fünf vor zwölf. Das hat mich schmerzhaft lernen lassen, um wie viel mein Wille stärker ist als meine Physis. Der Körper stößt hier an Grenzen, auch wenn mir das nicht gefällt. Heute überprüfe ich, wenn die anderen nicht mehr mitziehen, ob mein Weg für das gewünschte Ziel nicht zu fordernd oder zu perfektionistisch ist. Das gilt für alle Lebensbereiche, denn auf gewisse Weise will ich immer irgendetwas erreichen. Zudem habe ich gelernt, dass es auch möglich ist, mit einem nicht bis ins Letzte ausformulierten Konzept den Verhandlungspartner zu überzeugen, wenn die richtigen Argumente, ein Augenzwinkern und der passende Moment eine Symbiose eingehen. So kann ich heute hin und wieder auch Dinge tun, die „nur“ Freude bereiten, oder sogar mal fünfe gerade sein lassen. Manchmal grüble ich dann immer noch, ob das jetzt wirklich vertretbar war. Aber die Antwort lautet regelmäßig: „Ja.“ Denn heute ordne ich mich nicht mehr bedingungslos meinen eigenen Werten unter, sondern stehe mit ihnen als Person gleichberechtigt auf einer Stufe.

Wer bin ich? Was treibt mich an?

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