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16.Wie gehe ich als Grundtyp EINS mit inneren und äußeren Konflikten um?

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Konflikte sind für mich etwas Positives, weil sie zu einer produktiven Sacharbeit untrennbar dazugehören. Früher habe ich die persönliche Komponente bei der Konsensfindung übersehen und ignoriert, dass es Menschen gibt, die nicht zwischen Sach- und Beziehungsebene unterscheiden und daher in meiner rein sachlich gemeinten Kritik Angriff und Abwertung wahrgenommen haben. Seit ich weiß, dass nur wenige andere Grundtypen so präzise zwischen Sache und Emotion unterscheiden wie die EINS, bin ich in meinen Äußerungen viel vorsichtiger und kann dadurch die Expansion eines Konflikts besser vermeiden.

Früher hat mein essenzielles Bedürfnis danach, die Schuldfrage zu klären, immer wieder unproduktive Konflikten heraufbeschwört. Das hat die Aufmerksamkeit von der Frage abgelenkt, was zu tun ist, um eine Situation zu retten oder zu verbessern. Der Blick war rückwärtsanstatt nach vorn gewandt. Dies verkörperte die Schattenseite meines Denkens in der Kategorie „Verantwortung“, die bei mir in einer Linie mit den Kategorien Schuld und Strafe steht. Wenn sich Menschen nicht selbst für schuldhaftes Vergehen bestraft haben, habe ich das übernommen – eine Quelle für unzählige Konflikte. Insbesondere wenn sich meine Mitmenschen nicht an Absprachen gehalten haben, habe ich sehr schnell einen offenen Konflikt begonnen, der dann oft eskaliert ist. Infolgedessen nahm das persönliche Verhältnis Schaden, was mehrfach bis zum absoluten Beziehungsabbruch oder zur „Eiszeit“ geführt hat. Diese Nachwirkungen waren, gerade wenn es Menschen in meinem Nahbereich betraf, schlicht fatal.

Damals habe ich erwartet, dass die Menschen auf meine anscheinend eindeutigen Hinweise zu einer aus meiner Sicht notwendigen Verhaltensänderung zeitnah reagieren. Heute weiß ich, dass sie diese oft nicht verstehen konnten, weil sie zu subtil, einfach zu emotionslos-freundlich oder mit zu wenig Nachdruck vorgebracht wurden. Wenn ich dann explodiert bin, fielen sie aus allen Wolken und gingen auf Distanz zu mir, was die Zahl meiner persönlichen, nichtberuflichen Kontakte deutlich reduziert hat.

Wenn ich ungerechtfertigt Zwang oder Disziplinierung ausgesetzt bin, wehre ich mich, was ebenfalls zum Konflikt führt. Umgekehrt war mir lange Zeit nicht bewusst, wie sehr ich dazu neigte, andere Menschen durch das Verabsolutieren meines Wertemaßstabs zu bevormunden oder zu entmündigen und in ihren persönlichen Freiraum einzudringen. Ich habe Dinge getan, die ich mir nie hätte gefallen lassen.

Mein Einsatz für diese Schwachen führte ebenfalls zu Konflikten. Schwäche bedeutet für mich neben fehlender Kraft zur Durchsetzung der eigenen Rechte auch die emotionale Empfindlichkeit bzw. Anfälligkeit. Gerade diese Menschen haben meinen Einsatz manchmal abgelehnt und zurückgewiesen, weil sie keinen Fürsprecher haben wollten, der ihre eigene Verletzlichkeit nicht respektiert, ja sogar verachtet. Ich habe lange nicht verstanden, weshalb ich für meinen gerechten Kampf dann mit Zurückweisung bestraft wurde. Heute weiß ich, dass ich nur wirklich für jemanden eintreten kann, den ich respektiere. Andernfalls trete ich für mich und meine Werte ein, nicht für eine andere Person.

Meine sachliche und objektive Art löste bei Konflikten immer wieder das Muster aus, dass ich nicht als Mensch wahrgenommen wurde oder das Gegenüber nicht als Mensch mit all seinen Nöten, Verletzungen und Bedürfnissen respektierte. Das hat mir den Ruf eingetragen, ich sei hart und herzlos, und führte dazu, dass sich gerade die empfindsamen Menschen von mir abwandten, obwohl das diejenigen waren, von denen ich im Rückblick am meisten lernen konnte. Denn obwohl meine Energie aus dem Bauch kommt und eine sehr intuitive Kraft ist, musste ich die Sensibilität für meinen Körper erst entwickeln. Dabei haben mir die Menschen, die ich lange verurteilt hatte, weil sie „sich nicht zusammenreißen “ und nicht kämpfen wollten oder konnten, die aufschlussreichste Lektion erteilt.

Wer bin ich? Was treibt mich an?

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