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14.Wie führe ich als Grundtyp EINS?

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Als EINS bin ich eine natürliche Führungskraft: zielgerichtet, einfallsreich, menschlich stark und supportiv. Ich führe durch Berechenbarkeit und Kompetenz. Diese verbinden sich zu Präsenz und Autorität, die kraftvoll und klar die Richtung vorgeben. Dies kann wahlweise sanft oder ziemlich brachial geschehen. Ich habe einen „TÜV-Blick“ und erkenne als EINS schnell Fehler, Mängel und Hindernisse. Dann schreite ich beherzt ein.

Bei all meinen Führungsentscheidungen lege ich meine Werte zugrunde, besonders Gerechtigkeit und Objektivität. Ich trete für meine Mitarbeiter ein und stelle mich, wenn es erforderlich ist, mit aller Kraft und Entschlossenheit vor sie. Dies verleiht ihnen Sicherheit. Wenn ich aber bemerke, dass ich oder andere ausgenutzt werden, reagiere ich sehr konsequent, was andere als hart empfinden können.

Früher fiel mir Delegieren schwer, weil ich lange der Überzeugung war, dass niemand eine Sache so gut erledigen könne wie ich. Das galt auch für niedere Dienste oder Routineaufgaben. Keinesfalls wollte ich die Letztentscheidung aus der Hand geben, auch wenn diese noch so geringfügig oder vermeintlich banal war. Kein Schreiben hat meinen Zuständigkeitsbereich verlassen, sofern ich es nicht vom ersten bis zum letzten Buchstaben gelesen und alle Kommafehler korrigiert hatte. Heute bin ich zum Glück entspannter. Die Konzentration auf das Wesentliche führt zwar gelegentlich zu kleinen Fehlern, aber dafür sind alle in meiner Arbeitseinheit weniger verkrampft, was wiederum die Leistungskurve insgesamt ansteigen ließ. Das bedeutet auch, dass ich heute andere Lösungswege als meine eigenen akzeptiere und darüber hinaus offener bin für Ergebnisse, die nicht von mir erarbeitet wurden.

Zudem musste ich erst lernen, dass im Führungsauftrag nicht enthalten ist, bessere Menschen aus den Mitarbeitern zu machen. Es reicht, wenn jeder gute Arbeit leistet. Ich habe nicht das Recht, Menschen vorzuschreiben, was sie zu denken haben. Das kostet mich manchmal Überwindung, ist aber als Auswirkung meines eigenen Anspruchs hinsichtlich Selbstverantwortung zwingend notwendig.

Lange habe ich mich wenig um die persönliche und emotionale Seite meiner Mitarbeiter gekümmert. Verständnis für persönliche Befindlichkeiten aufzubringen, erscheint mir nach wie vor kontraproduktiv. Wenn ein Mitarbeiter früher unverschuldet ernste persönliche Probleme hatte, habe ich natürlich immer schon eingegriffen. War er selbst für die Probleme verantwortlich, tat ich das gegebenenfalls auch mit dem nötigen Nachdruck. Heute begegne ich den Menschen um mich herum auch auf der emotionalen Ebene, weil sie mir als Individuen wirklich wichtig geworden sind. Das bedeutet auch ein Stück Selbstoffenbarung. Die Ursache liegt darin, dass ich mir selbst als Mensch wichtig geworden bin und mich als liebenswert erachten kann. Das von mir geführte Team dankt es mir Tag für Tag. Dadurch bemerke ich Verstimmungen und emotionale Probleme der Teammitglieder viel eher und kann angemessen handeln.

Meine Mitarbeiter wissen, dass sie mit jedem fachlichen Problem zu mir kommen können. Auch sonst gebe ich gerne Rat, sofern ich mich dafür kompetent fühle. Spiegelbildlich zu meinem Interesse an Zwischenmenschlichem hat es einige Zeit gedauert, bis sich meine Leute auch mit persönlichen Anliegen mir gegenüber geöffnet haben, weil ich selbst erst so weit sein musste.

Heute lobe ich meine Mitarbeiter regelmäßig und auch für kleinere Dinge, selbst wenn man bei genauer Betrachtung sagen könnte, dass sie einfach ihre Aufgabe erfüllt haben. Ich hätte mir früher nie vorstellen können, welche Kraft darin liegt und wie wichtig das für Menschen sein kann. Ich selbst weiß ja, ob ich etwas gut gemacht habe, das muss mir niemand sagen. Ich komme also auch mit wenig Lob gut klar; dieser Maßstab ist aber nicht verallgemeinerbar. Der Blick über den Tellerrand meines Grundtyps hat mir eine Tatsache klargemacht, die paradox erscheinen mag: Es gibt Menschen, die ihren eigenen Wert erst erkennen, wenn er von einem anderen gespiegelt wird – und genau das passiert, wenn ich sie lobe oder einfach meine Zufriedenheit mit ihren Leistungen und mein Wohlwollen zum Ausdruck bringe.

Wer bin ich? Was treibt mich an?

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