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2.1.1.1 Internationale Entwicklungszusammenarbeit

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Im Hinblick auf die u. a. von Radermacher (2015: 77) beobachteten „Entwicklungsdefizite“ und den damit verbundenen Herausforderungen scheint die Auseinandersetzung mit der Entwicklungsthematik notwendiger denn je.{17} Sangmeister (2018) betitelt die gegenwärtige Situation als „EZ 4.0“ und meint damit die „vierte industrielle Revolution der EZ“. Vor dem Hintergrund der schnell wachsenden Weltbevölkerung stellt sich die Frage des geeigneten Umgangs mit Ressourcen. Ausgehend von der Einsicht, dass „die Lösung globaler Probleme nicht von einzelnen Staaten geleistet werden kann“ (Stockmann, 2016: 451), kam es 1945 zum Zusammenschluss der UN. Zu diesem zählt u. a. das United Nations Development Program (UNDP), die Weltgesundheitsorganisation (engl. World Health Organization, WHO) und die Weltbank (engl. World Bank Group, WBG). Radermacher (2015: 73) fasst die gegenwärtige Situation wie folgt zusammen: „Nur im Fall einer engen internationalen Zusammenarbeit mit den Zielen Wohlstand für alle und Nachhaltigkeit erscheinen eine nachhaltige Entwicklung und eine Welt in Balance erreichbar zu sein.“ Diese Art der internationalen Zusammenarbeit streben globale Initiativen wie die Vereinbarung der UN zu den Millenniumentwicklungszielen (engl. Millennium Development Goals, MDG){18} an, die einen „großen Schritt in den internationalen Entwicklungsanstrengungen“ (ders., 2015: 83) darstellen.{19}

Klingebiel (2013: 6) weist darauf hin, dass Fragen zur Definition der internationalen EZ „oft schwierig und politisch sensibel“ sind. Dies begründe sich vor allem in deren zunehmender Komplexität (vgl. Leslie et al., 2018: 1). Koch (2012b: 51) meint hierzu: „Akteure mit z. T. sehr unterschiedlichen Interessen und Voraussetzungen arbeiten im Rahmen von Programmen und Projekten zusammen um nachhaltige Entwicklungswirkungen zu erzielen“. Wagt man dennoch einen Definitionsversuch, soll internationale EZ zunächst vom inzwischen „verpönten“ (Gomes et al., 2001: 2) Begriff der Entwicklungshilfe abgegrenzt werden und Entwicklung{20} „im Sinne eines zielgerichteten Handelns“ (ebd.) verstanden werden. In Stockmanns (2016: 612) Verständnis ist Entwicklung „etwas das von innen heraus als aktiver Prozess geschehen muss; dabei kann EZ ein stimulierender Faktor sein, aber nicht mehr.“ Holtz (2013: 43) resümiert: „Entwicklung ist vielmehr ein mehrdimensionaler, komplizierter, langwieriger, sozio-ökonomischer Prozess, der auf die Befriedigung der Grundbedürfnisse und die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen abzielt, Freiheit von Not und Furcht für alle anstrebt, Frieden und Sicherheit garantiert und spätestens seit der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro einer nachhaltigen, menschenwürdigen Entwicklung sowie der Zukunftsfähigkeit von Gesellschaften und der Einen Welt verpflichtet ist.“ Für Ihne & Wilhelm (2013: 8) bedeutet EZ die „praktische Durchführung von entwicklungspolitischen Programmen und Projekten in Planung, Durchführung und Evaluation.“ Im Sinne des Erkenntnisinteresses der vorliegenden Studie, in der es primär um die konkrete Umsetzung der internationalen EZ im Rahmen einzelner Entwicklungsmaßnahmen geht, erscheint diese Definition besonders passend.

Auch wenn sich die Motive für EZ inzwischen verändert haben (vgl. Nuscheler, 2006: 26ff; Sangmeister/Schönstedt, 2010: 27ff; Ihne/Wilhelm, 2006: 6ff), kann es der internationalen EZ als oberstes Ziel weiterhin zugeschrieben werden, „Länder in ihren Bemühungen um soziale und wirtschaftliche Fortschritte zu unterstützen“ (Klingebiel, 2013: 5) und sich vor allem für die Armutsbekämpfung einzusetzen (vgl. ders., 2013: 15).

Die Akteure der EZ betreffend wird grundsätzlich bzgl. der Art der Zusammenarbeit bzw. der Partner unterschieden (vgl. ders., 2013: 24; vgl. Nuscheler, 2006: 508 ff.; Klingebiel, 2013: 24): Geht es bspw. im Rahmen der staatlichen EZ um die „direkte Kooperation mit dem Partnerland“ (Ihne/Wilhelm, 2013: 19){21}, handelt es sich um eine bilaterale Zusammenarbeit. Multilaterale Zusammenarbeit umfasst hingegen die „EZ mit internationalen Organisationen und Institutionen“ (dies., 2013: 23). Klingebiel (vgl. 2013: 23) weist darauf hin, dass neben staatlichen EZ-Gebern auch eine Vielzahl nichtstaatlicher bzw. privater Geber und Stiftungen existiert. Im Rahmen dieser Studie rücken vor allem die Entwicklungsmaßnahmen dieser nichtstaatlichen Organisationen in den Fokus. Arten und Formen der oftmals komplexen Durchführung internationaler EZ können in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation des Partnerlandes stark differieren. Um zumindest partiell ein tiefergehendes Verständnis zu generieren, dienen in dieser Studie im Sinne einer bewussten Mikroperspektive ausgewählte Entwicklungsmaßnahmen (auch Entwicklungsprojekte, Entwicklungshilfeprojekte) als Beispiel für die Umsetzung internationaler EZ. Dies setzt eine definitorische Einordnung des Begriffs Entwicklungsmaßnahme, die im nächsten Abschnitt erfolgt, voraus.

Nachhaltig wirksame Kollaboration in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit

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