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Оглавление»Das müsst ihr euch ansehen!«, ruft die Kollegin von der Spurensicherung. Sie steht neben der Mülltonne des Ferienhauses und hält etwas hoch, das aussieht wie ein zerknüllter und wieder glatt gestrichener Zettel.
Mit gewichtigen Schritten stapft Göran zu ihr hinüber. Maja folgt ihm. Auch sie will wissen, was die Kollegin da gefunden hat.
»Was ist das?« Göran betrachtet den Zettel. »Sieht aus wie ein Drohbrief.«
»In der Tat. Mit ausgeschnittenen und aufgeklebten Buchstaben«, bestätigt die Kollegin.
»Leave this place or I kill you«, liest Göran vor. »War sonst noch etwas im Müll? Ein Umschlag, der dazu passt?«
»Nein, der Rest ist nur üblicher Hausmüll. Drinnen in der Küche dasselbe.«
»Hm, von wem stammt der Brief wohl?«, überlegt Göran laut.
»Vielleicht von einem der Dorfbewohner?«, schlägt Maja vor und macht ein Foto. »Könnte ja sein, dass einer was dagegen hatte, dass eine deutsche Familie hier einzieht.«
»Meinst du?« Ihr Chef verzieht skeptisch das Gesicht. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei dieser Bruchbude einen Interessenskonflikt gegeben hat. Wenn einer aus dem Dorf das Ding hätte haben wollen, dann hätte er es doch gekauft, oder?«
Maja verkneift sich einen Kommentar. Ist ihr Chef tatsächlich so schwer von Begriff? Dass das Ganze einen fremdenfeindlichen Hintergrund haben könnte, kommt ihm wohl nicht in den Sinn.
»Jedenfalls sollten wir dem nachgehen und den Brief auf Fingerabdrücke und andere Spuren untersuchen.« Göran gibt der Frau von der KTU zu verstehen, dass sie den Zettel in eine Beweismitteltüte verfrachten soll. Danach wendet er sich an Maja. »Und du fährst ins Dorf und beginnst mit der Befragung. Vielleicht hat jemand etwas gesehen.«
»Klar.«
»Warte«, pfeift Göran sie zurück. »Nimm Jokke mit, der steht nur im Weg rum. Und hol auf dem Rückweg Pizza für uns alle. Im Ort gibt’s ein Restaurant. Ich hätte gern eine mit Peperoni und Schinken. Für die anderen denk dir was aus.«
Maja nickt und winkt Joakim zu sich. Der rothaarige Polizeiassistent läuft mit eifrigem Gesichtsausdruck zu ihr herüber, und gemeinsam steigen sie in den Streifenwagen. Wenig später fahren sie durch den Wald zur Landstraße. Das Haus der Nowaks liegt am Ende eines 300 Meter langen Schotterweges etwa zwei Kilometer außerhalb der Ortschaft. Von der Landstraße aus ist das Gebäude nicht zu sehen, und Maja bezweifelt, dass ein Autofahrer im Vorbeifahren etwas bemerkt haben könnte, was sich auf dem Grundstück abgespielt hat.
Sie kommen an ein paar Häusern vorbei, die linker Hand an einem kleinen See liegen. Der romantische Traum vieler Deutscher, die genau aus diesem Grund hier ihren Urlaub verbringen, das weiß Maja. Aber auch Niederländer und Dänen besuchen gerne das dünnbesiedelte Schweden, um die Natur und die Ruhe zu genießen.
Allerdings nicht die ewige Ruhe, denkt sie traurig.
Sie erreichen das Ortsschild mit dem dahinterliegenden Bahnübergang. Hultsjö hat das Glück, trotz seiner 370 Einwohner an die Bahnstrecke Karlskrona–Emmaboda angeschlossen zu sein.
Hinter dem kleinen Bahnhof, der eher wirkt wie eine Bushaltestelle, biegt Maja links ab und parkt vor dem Restaurant »Melkers Pizza«, das leicht zurückversetzt neben dem Supermarkt liegt. Eine Handvoll Autos steht davor, darunter ist ein ungewöhnlich schicker schwarzer Mercedes. Auf der Straßenseite gegenüber befindet sich eine Tankstelle. Das ist dann auch in etwa der Ortskern von Hultsjö.
Maja steigt aus und rückt ihre Mütze zurecht. Jokkes Blick wandert sehnsüchtig in Richtung des Restaurants, von dem ihnen ein leckerer Geruch entgegenweht.
»Die Pizzeria nehmen wir uns zum Schluss vor«, sagt Maja. »Zuerst die Tankstelle. Im Supermarkt waren wir ja schon. Ach, und eins noch, Jokke.«
Ihr Kollege sieht sie mit seinem babyblauen Dackelblick an.
»Ich stelle die Fragen, klar?«
»Aber ich kann doch mitschreiben, oder?«
»Spitzenidee.«
Sie überqueren die Straße und steuern auf den kleinen Laden der Tankstelle zu. Es ist eher ungewöhnlich, dass es überhaupt einen gibt. Auf dem Land findet man fast nur automatische Tankstellen ohne Personal. Diese hier hat sogar eine angeschlossene Werkstatt und eine Waschanlage. Blühendes Hultsjö.
Maja drückt die Glastür auf, und über ihren Köpfen ertönt eine Klingel.
Die Frau hinter dem Tresen ist ziemlich dick, und sie schwitzt in der Hitze. Sie trägt ein lilafarbenes T-Shirt, das sich über ihrem voluminösen Busen spannt, vor dem ein goldener Herzanhänger mit Perlen baumelt. Fragend schaut sie ihnen entgegen und streicht sich eine Strähne ihres blondgelockten Haars hinters Ohr.
»Was kann ich für Sie tun? Tanken wollen Sie ja wohl nicht, oder?«, fragt sie mit tiefer Stimme, die verrät, dass sie viel raucht.
»Vielleicht später«, sagt Maja und stellt sich vor die Kasse. »Ich hätte gern diese Kaugummis.« Sie legt eine Packung Stimorol mit Lakritzgeschmack auf den Tresen und bezahlt mit Karte. »Und mich würde interessieren, ob Sie etwas über die Deutschen wissen, die gestern in Hultsjö verunglückt sind.«
Die dicke Frau legt eine Hand mit lila lackierten Fingernägeln auf ihre Brust und seufzt, dabei klimpert der Anhänger leise. »Schlimme Sache, nicht wahr?«
»Besonders, weil ein Kind dabei gestorben ist«, sagt Maja ernst.
Die Frau nickt betroffen. »Der Mann hat bei uns getankt. Er hatte das Auto voller Bauholz. Die haben das alte Haus von den Egmans gekauft. Das stand einige Zeit leer. Ich weiß gar nicht mehr, warum. Irgendeinen Mangel gab es. Eine verschlammte Klärgrube? Oder war es der Schwamm im Holz? Na ja, jedenfalls gehört es seit dem Frühjahr den Deutschen.«
»Lief das über einen Makler?«
»Ich glaube, Gunnar Månsson hat denen das Haus verkauft. Der kümmert sich um fast alles in der Region. Er kommt ja auch von hier.« Die Frau lacht, und es schwingt ein merkwürdiger Ton mit, den Maja nicht einordnen kann. Irgendetwas zwischen Gutmütigkeit und Spott. Während Jokke fleißig mitschreibt, steckt sich Maja einen der Kaugummis in den Mund.
»Ist Ihnen an der Familie vielleicht etwas aufgefallen?«
»Was soll mir denn aufgefallen sein?«
Maja zuckt mit den Schultern. »Nun, ob sie sich irgendwie ungewöhnlich verhalten haben oder …?«
Die Frau lacht, dass ihr Busen wogt. »Die waren völlig normal, glauben Sie mir. Typische Deutsche, die Volvo fahren und sich ihren Traum von Schweden erfüllen. Na, das ging ja mächtig in die Hose.«
»Wie meinen Sie das?«
»Sie sind verunglückt. Und die Frau ist weg. Das haben Sie doch eben gesagt.«
»Nein, dass die Frau weg ist, habe ich nicht gesagt.«
»Nicht?« Die Tankstellenlady streicht sich erneut die widerspenstige Locke hinters Ohr. »Dann muss ich es woanders gehört haben. Solche Dinge verbreiten sich schnell.«
Maja schiebt sich den Kaugummi in die Wange und mustert Madame Lila prüfend. Sie hat das Verschwinden von Tina Nowak bisher lediglich gegenüber dem Supermarktbetreiber erwähnt. Das war heute Morgen, als sie von ihm erfahren haben, welches Haus den Nowaks gehört. Hat der etwa die Buschtrommel gerührt?
»Würden Sie mir sagen, wie Sie heißen?«, fragt Maja. »Fürs Protokoll.«
»Susanne Nygård.«
»Und wie lange leben Sie schon in Hultsjö?«
»Seit meiner Geburt. Mein Großvater hat diese Tankstelle aufgebaut.« Frau Nygård dreht ihren Kopf. »Na, gefällt dir, was du siehst, Herzchen?«
Ertappt wendet Jokke seinen Blick von dem mächtigen Busen ab und starrt auf seinen Notizblock. Röte kriecht vom Kragen seiner Uniform hinauf in sein Gesicht. Maja muss sich ein Grinsen verkneifen, weil sie selbst nicht umhinkommt, immer wieder auf diese monstermäßigen Brüste zu gucken.
Hinter ihnen ertönt die Türklingel und ein grauhaariger älterer Herr mit unrasiertem Gesicht betritt den Laden. Er humpelt leicht, sein Hemd und seine Hände sind mit schwarzen Flecken übersät.
»Holla, was will denn die Polizei bei uns?«, brüllt er.
»Die sind wegen des Unfalls da, Papa.« Auch die Frau spricht jetzt lauter, vermutlich, weil der Alte schwerhörig ist.
»Tja, schlimme Sache.« Er verzieht den Mund. »Aber am Wagen lag’s nicht.«
Maja runzelt die Stirn. »Wie kann ich das verstehen?«
»Na, ich hatte das Ding auf der Rampe. Die Bremsleitung war angeknabbert. Vermutlich ein Marder. Eine echte Plage! Die Wälder sind voll mit diesen Mistbiestern. Dagegen benutzen wir normalerweise ein Spray. Das hatte der Deutsche natürlich nicht. Ich hab die Leitung repariert und mit Marder-Ex behandelt. Daran kann’s also nicht gelegen haben.«
Maja sieht vom Vater zu Susanne Nygård, die entschuldigend die Hände hebt. »Habe ganz vergessen, dass wir den Volvo in der Werkstatt hatten.«
»Vergessen, klar«, sagt Maja trocken. »Wann genau war das?«
»Letzten Freitag«, brüllt der Vater.
Jokke notiert sich das, während er krampfhaft versucht, nicht aufzublicken. Sein Kopf erinnert an eine Kirsche.
»Okay«, entgegnet Maja. »Eine letzte Frage noch. Könnte jemand aus dem Ort etwas dagegen gehabt haben, dass die Deutschen das Haus kaufen?«
Frau Nygård tauscht einen Blick mit ihrem Vater, dann zucken beide mit den Schultern. »Nein, wieso?«
Maja hält ihr Smartphone hoch, damit die Nygårds das Foto von dem Drohbrief sehen können. Überrascht hebt Susanne die Brauen, während ihr Vater versucht, den Text zu entziffern.
»Und den hat diese Familie bekommen?«
»Sieht so aus.«
»Aber was steht denn da nun?«, brüllt der Alte. Vermutlich kann er kein Englisch.
»Dass die Deutschen den Ort verlassen sollen, sonst würde sie jemand töten«, übersetzt Maja. »Wissen Sie, wer das verfasst haben könnte?«
»Nein!«, ruft Herr Nygård empört. »Das weiß ich nicht. Und meine Tochter auch nicht.«
Maja mustert die beiden, wie sie mit zusammengekniffenen Lippen dastehen. Natürlich verschweigen sie etwas, das ist offensichtlich. Aber Maja kann sie nicht zwingen, auszusagen. Sie hofft, dass die anderen Dorfbewohner mitteilungsfreudiger sein würden.
»Na gut«, sagt sie. »Sollten Sie die vermisste Frau sehen oder Ihnen noch ein Einfall kommen, rufen Sie mich an.« Sie reicht Susanne Nygård eine Karte, bedankt sich und verlässt mit Jokke den Laden. Im Schatten des Tankstellendaches bleibt sie stehen und atmet tief durch. Die Luft ist trocken und heiß – eher wie in der Sahara als im borealen Norden. Trotz ihres kurzärmligen Hemdes schwitzt sie heftig. Außerdem nervt ihr schwerer Ausrüstungsgürtel. Der ist bei diesen Temperaturen eine Plage. Sie zieht sich die Mütze vom Kopf und ist froh über den Luftzug, der über ihre Haare streift. Eine kalte Dusche wäre ein Traum.
»Hast du auch das Gefühl, dass in dem Ort etwas nicht stimmt?«, fragt sie Jokke.
»Nö. Ich bin in so einem Kaff aufgewachsen, ich finde es bisher ziemlich normal.«
Maja nickt. Sie hat ihr gesamtes Leben in Karlskrona verbracht. Das hat zwar gerade mal 36.000 Einwohner, ist im Vergleich zu Hultsjö jedoch eine schillernde Metropole.
»Und was jetzt?«, will Jokke wissen.
»Wir nehmen uns den nächsten Laden vor. Da hinten an der Straße ist ein Frisör.« Maja setzt ihre Mütze auf und tritt mit zusammengekniffenen Augen in die Sonne. Es ist, als schlüge ihr das gleißende Licht direkt ins Gesicht.
Als sie vor dem Mehrfamilienhaus stehen bleiben, atmet Maja tief durch. Die 200 Meter, die sie gegangen sind, kommen ihr in dieser Hitze eher vor wie zwei Kilometer. Ihr Herz rast und sie hat Durst wie ein Pferd. Später würde sie sich im Supermarkt eine große Flasche Wasser kaufen.
In der Hoffnung, hier gleich auf mehrere Einwohner zu treffen, tritt sie zusammen mit Jokke durch die offen stehende Tür des Frisörsalons. Der Raum ist nicht groß, fünf Köpfe drehen sich synchron in ihre Richtung. Zwei Frisörinnen und drei Kundinnen, von denen zwei sich in »Behandlung« befinden. Die dritte Dame sitzt neben der Tür, wo ein kleiner Tisch mit einem Stapel Magazine steht. Volltreffer.
»Hej hej«, sagt Maja und betrachtet der Reihe nach die Gesichter. Die Luft im Salon ist stickig und geschwängert von verschiedenen Gerüchen: Schaumfestiger, verbranntes Haar, Kaffee und Ammoniak von einer Blondierung. Im Hintergrund läuft das Radio.
»Hej hej«, tönt es geschlossen zurück. Die fünf Frauen gucken, als hätten sie etwas ausgefressen. Vielleicht haben sie gerade über den Unfall geredet, als sie und Jokke hereingestiefelt sind. Maja baut sich mitten im Raum auf und erklärt den Grund ihres Besuchs. Die Frau auf dem vorderen Frisörstuhl nickt, als wüsste sie Bescheid. Prima, dann können sie mit ihrer Befragung direkt loslegen.
Jokke notiert sich die Namen der Anwesenden, die allesamt im Ort wohnen. Zwei Frauen im Skolvägen und eine auf einem Gutshof, der auf der anderen Seite des großen Sees liegt. Außerdem Mutter Annette und Tochter Celine, die zusammen den Frisörsalon betreiben und in der Wohnung darüber wohnen.
»Na schön«, sagt Maja, die nun die volle Aufmerksamkeit genießt. »Wer von Ihnen möchte anfangen?«
Die Hand der zuvor nickenden Frau schießt in die Luft. Maj-Britt Staffansson ist ihr Name. »Wir hatten nichts mit dieser deutschen Familie zu tun«, erklärt sie in hochnäsigem Ton, »das will ich klarstellen.«
Maja wundert sich, warum sich die Dame bemüßigt fühlt, diesen Umstand derart zu betonen, und bemerkt, wie die anderen Frauen versuchen, gleichgültig dreinzuschauen. Hm, merkwürdige Reaktion. Falls Frau Staffansson damit die Absicht verfolgte, nicht weiter von der Polizei belästigt zu werden, so ist das voll nach hinten losgegangen.
»Okay. Sonst noch jemand, der nichts mit den Deutschen zu tun gehabt haben will?« Maja blickt in die Runde. Keiner rührt sich, bis Frau Hellström schließlich beginnt, unruhig auf ihrem Frisörstuhl hin und her zu rutschen. Sie ist Mitte 40 und sieht mit ihrem blonden Kurzhaarschnitt attraktiv aus.
»Ja?«, spricht Maja sie an. »Wollen Sie uns etwas sagen? Es wäre sehr wichtig, denn die Vermisste könnte verletzt sein und unsere Hilfe brauchen. Wenn es nicht schon zu spät ist.«
Die Frau räuspert sich und erntet einen brennenden Blick von Frau Staffansson. Aha, die hat wohl alle im Griff.
»Ich bitte Sie, Frau Hellström, sagen Sie mir alles, was Sie wissen. Es könnte Leben retten.«
Wieder betretenes Schweigen. Maja hört, wie Jokke in seinem Block blättert.
»Sind Sie nicht die Frau von Rune Hellström, dem Tischler im Ort?«, fragt er, woraufhin die kurzhaarige Blonde fast erschrocken nickt.
»Dann hat Ihr Mann mit Herrn Nowak zu tun gehabt. Er sollte Arbeiten für ihn am Haus erledigen, oder nicht? So hat es uns zumindest der Supermarktbetreiber erzählt.«
»Äh. Ja, das stimmt.« Frau Hellström wird rot und wirft einen kurzen Blick zu Frau Staffansson hinüber. Dann erklärt sie in knappen Worten, dass ihr Mann von den Nowaks einen Auftrag für ein paar neue Fenster erhalten hat, er aber darüber hinaus nicht viel mit denen gesprochen habe.
»Und wenn wir Ihren Mann dazu befragen, wird er uns dasselbe erzählen?«, bohrt Jokke nach.
Frau Hellström nickt.
»Prima, dann fahren wir nachher gleich mal hin. Die Adresse haben wir ja. Danke.« Jokke schiebt ein jungenhaftes Lächeln hinterher.
Nun ergreift Maja das Zepter und zeigt den Drohbrief herum. »Den haben die Nowaks erhalten. Wissen Sie etwas darüber?« Dabei lässt sie keine der Damen aus den Augen.
»Pfff, was soll denn das?«, entgegnet Frau Staffansson. »Wir schreiben doch keine Drohbriefe. So etwas Lächerliches machen wir hier nicht.«
»Nicht? Was machen Sie denn stattdessen?«, fragt Maja provokant zurück. »Einfach alles totschweigen?«
»Ich muss mich von Ihnen nicht beleidigen lassen, Frau Polizeiassistentin.« Das letzte Wort betont sie, als sei der Polizeiberuf absolut unter ihrer Würde.
»Wissen Sie, was unterlassene Hilfeleistung ist?« Maja ist nun wirklich wütend. »Die Frau könnte in diesem Moment sterben, weil Sie alle sich von der da unterbuttern lassen!« Sie zeigt auf Frau Staffansson.
»Wenn Sie weiter so unverschämt sind, werde ich mich über Sie beschweren!«, gibt die Alte sich entrüstet.
Maja hätte sie am liebsten aus dem Laden geworfen, doch sie beherrscht sich. Sie blickt die anderen an und fragt mit lauter Stimme: »War es das? Keine weiteren Aussagen?«
Alle schütteln den Kopf und sehen verlegen weg.
»Wie Sie wollen.« Maja legt demonstrativ ihre Karte auf den Tisch am Eingang. »Darauf steht meine Telefonnummer. Bitte zögern Sie nicht, mich anzurufen. Einen schönen Tag noch die Damen.«
Sie dreht sich um und verlässt mit Jokke den Salon. Beim Rausgehen hört sie hinter sich ein reißendes Geräusch und weiß sofort, dass das ihre Karte war.