Читать книгу Die ersten 3 Jahre meines Kindes - Anne Pulkkinen - Страница 17

Lernen macht Spaß

Оглавление

Die elf Monate alte Anna sitzt in der Küche und hält das erste Mal eine runde, kleine Metallscheibe in den Händen. Sie dreht sie, betrachtet sie von allen Seiten und befühlt sie auch mit dem Mund. Das Baby will den Gegenstand im wahrsten Sinn des Wortes begreifen. Dann lässt es die Scheibe auf den Fliesenboden fallen; es klirrt. Anna lässt die Scheibe daraufhin immer wieder fallen. Später wird sie andere »Experimente« mit diesem vergleichen: Die Metallscheibe klingt anders, wenn sie auf den Parkettboden fällt, Holz macht einen anderen Ton als Plastik, das wiederum klingt anders als Karton …

Ein anderes Beispiel: Der acht Monate alte Paul krabbelt auf das helle Sofa zu, zieht sich daran hoch und entdeckt eine kleine schwarze Schachtel auf der Sitzfläche. Ihr Deckel ist halb geöffnet, sodass er den Inhalt gut erkennen kann, seine Neugier ist geweckt. Paul versucht, an die Schachtel zu kommen, aber sein Arm ist nicht lang genug. Er probiert es immer wieder; Atem und Puls beschleunigen, obwohl er weder in Gefahr noch auf der Flucht ist. Endlich kann er die Schachtel zu sich ziehen und glücklich den Inhalt untersuchen. Paul dreht den Kopf zu seinen Eltern, die ihm mit einem positiven Gesichtsausdruck antworten: »Was ist denn das? Was hast du entdeckt?« Er hat also nachgeschaut, ob seinen Eltern gefällt, was er macht: Es ist eine Art soziales Spiel.

Hirnforscher plädieren heute für ein lustvolles Lernen. Denn sie haben herausgefunden, dass kleine Kinder gerne und mit Lust Neues entdecken. Leider wird aber diese natürliche Intuition und Neugierde mit den Jahren (teilweise) vernichtet: Unter Druck und Zwang, vielleicht sogar begleitet von Prüfungsangst, kann das Gehirn nicht optimal lernen. Wenn Kinder jedoch die Erfahrung machen, dass es Spaß bereitet, zu lernen, werden sie auch später gern Neues anpacken. Dabei werden bestimmte Botenstoffe im Gehirn freigesetzt, die Lustgefühle erzeugen und wie eine körpereigene Glücksdroge wirken (tatsächlich sind ähnliche Botenstoffe darunter wie in manchen Rauschmitteln). Das kindliche Gehirn ist im weitesten Sinne von Natur aus (lern-)süchtig – und auf der Suche nach dem Kick. Das bedeutet nicht, dass Kinder sich nicht ab und zu auch einmal ein bisschen anstrengen sollten (wie es der kleine Paul tun musste, um an das Objekt seiner Begierde zu kommen). Auch aus Fehlern wird man klug, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Wahrscheinlich ist die emotionale Achterbahn zwischen Lust und Frust sogar die beste Voraussetzung für das frühe Lernen (und übrigens auch später). Denn Kinder lernen dadurch das Lernen. Sie lernen, dass sie Probleme und Schwierigkeiten allein lösen und überwinden können. Das wiederum stärkt das Selbstvertrauen: »Ich habe das allein geschafft, obwohl es anstrengend war.« Wenn das auch noch der Mama gefällt – und sie dies zum Beispiel mit einem Lächeln zeigt –, freut sich das Kind umso mehr. Denn es hat noch eine andere Person glücklich gemacht.

Die ersten 3 Jahre meines Kindes

Подняться наверх