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Die übersprungene Stufe

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In allen Hierarchien entwickeln sich informelle Strukturen, die die gültige Rangordnung konterkarieren. Ein typisches Phänomen sind die geheimen Bündnisse zwischen Befehlsebenen, die keinen unmittelbaren Kontakt haben. In einer Heeresdivision, die von einem General geleitet wird, gibt es mehrere Regimenter, die von Obersten kommandiert werden; diese haben ihre Hauptmänner unter sich, welche eine Kompanie befehligen und Unteroffiziere führen, die über den einfachen Soldaten stehen. An sich sollte keine Hierarchieebene eine Stufe überspringen, d. h. der General kommuniziert nicht mit den Hauptleuten, sondern mit deren Obersten. Wenn ein Hauptmann eine Beschwerde hat, muss er zu seinem Oberst gehen. Vielfach sind solche „Dienstwege“ genau geregelt, sodass es untersagt ist, eine Stufe zu überspringen, sich z. B. als Unteroffizier ohne Wissen des Hauptmanns gleich beim Oberst zu beschweren.

Gegen diese Vorschriften wirkt aber eine informelle Dynamik, die darauf beruht, dass die „nahen“ Stufen immer in einem stärkeren Spannungsverhältnis stehen als die „entfernten“, weil sie weit mehr Grund haben, zu rivalisieren. Der Oberst wird von seinen fähigen Hauptleuten am ehesten kritisiert; der alternde General muss fürchten, dass einer seiner ehrgeizigen Obersten scharf auf seinen Rang ist. In dieser Situation ist es ihm nicht unangenehm, von einem der Hauptmänner seines Rivalen zu erfahren, dass dieser Oberst bei der Truppe nicht beliebt ist.

Jede Hierarchiestufe wird von den ihr nächsten Stufen am meisten bedrückt und fühlt sich im Kontakt mit der übersprungenen Stufe entspannter. Mit dieser Stufe sind freilich nur informelle Bündnisse möglich; die Kontakte müssen oft verschleiert werden.

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