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Barby

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Einen Satz wissen alle Grundschüler im Land gleichermaßen gebetsmühlenartig herunterzuleiern: „Die Saale fließt bei Barby in die Elbe.“ Wo die Bode, die Unstrut und die Weiße Elster in die Saale münden, wo die Mulde, die Ohre und die Schwarze Elster in die Elbe fließen – das wissen die Leute vor Ort, wo auch immer der sein mag. Barby aber ist landesweit berühmt für das dortige Zusammengehen der beiden größten Flüsse, die durch Sachsen-Anhalt ziehen. Für mehr allerdings auch nicht, sodass Barby die bekannteste unbekannte Stadt des Landes ist, noch vor Egeln und Oebisfelde-Weferlingen.

Was nicht weiter wundert, denn das kleine Landstädtchen an Elbe und Saale ist tatsächlich ziemlich unbedeutend, im geografischen wie im geschichtlichen Sinn. Zwar zieht sich Barby auf eine Fläche hin so groß wie keine andere Stadt oder Gemeinde im Salzlandkreis, doch den Einwohnern nach – ach herrje! Da stehen ein paar Häuser zwischen Kirchgasse und Küstergasse, zwischen Lindenstraße und Lindenallee – und weit draußen im westelbischen Flachland bringen zehn eingemeindete Dörfer den Stadtcharakter von Barby restlos zum Verschwinden.

Ja, früher natürlich! Da gab es die Edlen von Barby, die einmal über das so viel größere Zerbst geboten und dann doch zwischen dem Magdeburger Erzbistum und den Anhaltinern zerrieben wurden, bis die Grafschaft Barby schließlich an Sachsen fiel. Seitdem – das war ziemlich genau 1659 – war Barby nur noch eine nachgestellte Handelsstadt, ein etwas größeres Fischerdorf (woran heute noch das Fischertor und die Fischerhäuser dem Namen nach erinnern).

Was aber hat Barby zu bieten außer zwei recht große Flüsse und etwas herrliche Landschaft, was beides ja auch ohne dem Städtchen da wäre? Da ist zunächst einmal das Rathaus, das recht malerisch mit zwei Kirchen über Eck den Marktplatz umsäumt. Dann gibt es da noch ein Schloss, ein ehemals herzogliches Schloss sogar, wenngleich auch nur des Herzogtums Sachsen-Weißenfels – Die Kleinstaaterei lässt grüßen. Und der deutsche Behördenwahn: Im Schloss sitzt das Grundbucharchiv des Landes.

Es bleiben in Barbys zentralem Ortsteil Barby (Elbe) nur noch Prinz und Prinzeßchen. Und das ist wirklich eine recht verdrehte Angelegenheit: Das Prinzeßchen nämlich ist ein alter Wehrturm, hübsch restauriert und mit dem ansehnlichen Fachwerk zweifellos das schönste Stück der noch erhaltenen Stadtmauerreste. Der Prinz hingegen ist – ein Teehaustürmchen, draußen feister Barock, drinnen verspielter Rokoko. Wer über dieses kleine gender crossing hinaus etwas erleben möchte in Barby, muss über Barby (Elbe) hinaus gehen. Die Heimatstube von Lödderitz, die Bockwindmühle von Sachsendorf, die Rosenburg von Groß Rosenburg – Das alles ist ohne Zweifel sehenswert, betont aber eher die jeweilige dörfliche Eigenart der Ortsteile, ohne dass Barby selbst an Profil gewänne. Und so wundert es nicht weiter, dass Breitenhagen im Südosten seine eigene Elbfähre hat und Gnadau im Nordwesten weitaus besser an den Regionalverkehr angebunden ist als die Kleinstadt, nein das Großdorf Barby, wo die Saale in die Elbe mündet.

Sachsen-Anhalt, wie es glänzt und dämmert

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