Читать книгу Sachsen-Anhalt, wie es glänzt und dämmert - Annette Riemer - Страница 9
Bernburg (Saale)
ОглавлениеBernburg ist schon zu bedauern. Als Kreisstadt des Salzlandkreises liegt es recht verloren in dieser herzlosen Mitte Sachsen-Anhalts, irgendwo zwischen Halle und Magdeburg. Im Kreis selbst konkurriert Schönebeck gleichauf mit Bernburg, Aschersleben und Staßfurt liegen nicht weit hinter der Kreisstadt. Und regional dominiert Dessau das alte Anhalt, das kürzlich sein 800-jähriges Bestehen feierte. Da hüllte sich das riesige Bernburger Schloss pünktlich in Bauplanen: Chance vertan!
Zu allem Überfluss wurden durch die jüngste Eingemeindung von sieben Dörfern aus dem Umland der Stadtcharakter und die Identität Bernburgs verwaschen – aber immerhin firmiert die neunt-größte Stadt im Land weiterhin unter ihrem Namen, was schon einiges bedeutet angesichts solcher skurrilen Gebilde wie Wettin-Löbejün, Oranienbaum-Wörlitz oder Dessau-Roßlau. Ein kleiner Triumph, wenigstens das.
In Bernburgs Innenstadt selbst darf der Besucher nur eine Stunde parken, was einer ebenso klaren wie falschen Selbstbescheidung gleichkommt. Als ob diese kurze Zeit ausreichen würde, um all die aufgerissenen Straßen, das halbsanierte oder halbverfallene Schloss und die traurigen Blicke des kleinen, vereinsamten Bären am Burggraben zu bestaunen!
Und nebenbei hat Bernburg noch wesentlich mehr zu bieten. Natürlich muss der Besucher nicht wie die Einheimischen zwischen Berg- und Talstadt, zwischen Alt- und Neustadt unterscheiden lernen, um sich heimisch zu fühlen: Er kann gelassen durch die von außen betrachtet gleich schön verträumten Viertel schlendern, auch wenn es in der „SonderBar“ am Markt keinen Kuchen gibt. Der Naturfreund kommt im Tierpark, dem äußersten Zipfel des Naturparks Unteres Saaletal, und natürlich überall an der Saale auf seine Kosten, der Geschichtsfreund in allen Gassen der Stadt – und im Schloss: Prinzen-Aura in allen drei Innenhöfen. Till Eulenspiegel sitzt noch heute als elektrische Puppe mit befremdlicher Tonschleife im höchsten Turm des Schlosses, der mühselig über unterschiedlich steile Stufen erklommen werden muss. Die verehrte letzte Herzogin Friederike lässt sich tiefer und entsprechend einfacher zugänglich in Öl bestaunen.
Wer es über Museumsbesuch und impressionistische Schlenderei hinaus etwas intensiver mag, ist in Bernburg falsch, denn hier gibt es nichts weiter. Die Stadt liegt eben im Niemandsland zwischen Halle und Magdeburg, in der Provinz der Provinz. Aber wenigstens liegt sie schön dort.