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Achtes Kapitel
Franz

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Für einen Moment stand Franz vor dem Haus der Dena-Familie und blickte ungläubig an der Fassade hinauf. Dann fing er an zu lachen. Wie lange hatte er auf diesen Moment gewartet? Wie lange hatten sie auf diesen Moment gewartet? Er und Georg. Sie hatten vermutet, dass im Dena-Haus auch ein leuchtender Spiegel versteckt sein könnte, die Hoffnung aber schon fast aufgegeben, ihn jemals zu entdecken. Und jetzt? Jetzt hatte er das Leuchten mit eigenen Augen gesehen. Er konnte es kaum fassen. Es gab sie also wirklich, die Spiegel, die leuchteten. Nun war es an der Zeit herauszufinden, was es mit dem Leuchten auf sich hatte.

Er zückte sein Handy und wählte eine Nummer.

»Es ist wahr, Georg«, flüsterte er hinein. »Es ist tatsächlich wahr. Ich habe den zweiten leuchtenden Spiegel entdeckt, er ist hier. Im Dena-Haus. Du musst sofort herkommen.«

Am anderen Ende der Leitung hörte er einen beschleunigten Atem.

»Bist du sicher?«, fragte Georg.

»Ja«, erwiderte Franz hastig. »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Wie schnell kannst du hier sein?«

»Ich denke, dass ich mich in ca. dreißig Minuten freimachen kann. Bleibst du dort?«

»Ja, ich warte hier auf dich. Sie verlässt das Haus sowieso nicht, und selbst wenn? Wo sollte sie hin? Sie ist eine alte kleine hilflose Frau. Es wird ein Leichtes sein, sie zu befragen.«

Es folgte ein »In Ordnung, bis gleich«, und dann hatte er aufgelegt.

Leuchtende Spiegel. Franz hatte es für ein Märchen gehalten, als Georg ihm das erste Mal davon erzählte. Sie hatten sich in einer Bar kennengelernt, rein zufällig, und sich angefreundet. Georg, der kultivierte gebildete Butler der Taranee-Familie, der nach ein paar Gläschen Whisky gesprächig wurde, und Franz, der introvertierte Handwerker, der bei der Dena-Familie ein- und ausging. Ihre Arbeitswelten waren sehr unterschiedlich, aber ihr Trinkverhalten dafür umso ähnlicher. Beide waren sie große Whisky-Liebhaber, und so kamen sie ins Gespräch. Nach dem vierten oder fünften Glas wurde Georg offener. Er arbeite bei jemandem, der von einem Spiegel besessen sei, der leuchten könne. Das behauptete zumindest sein Chef, Edmund Taranee. Franz hatte von dieser Familie mit ihren riesigen Anwesen gehört. Dem alten Taranee eilte ein furchteinflößender Ruf voraus, vor allem wusste jeder in der Stadt, dass Edmund Taranee alles und jeden kaufen konnte. Als Georg ausplauderte, wer sein Arbeitgeber war, wurde Franz hellhörig. Eine Anstellung in einem dieser Häuser würde sein Auskommen auf Jahre im Voraus sichern. Geduldig hörte er dem persönlichen Butler der Familie zu, wie er von dem ominösen Spiegel erzählte. Es sei seine Aufgabe, ihn zu polieren und mehrmals täglich zu kontrollieren, ob dieser leuchtete. Edmund Taranee war davon überzeugt, dass der Spiegel leuchten könne. Franz konnte diese Geschichte erst nicht glauben und meinte, Georg sei dem Whisky doch zu sehr zugetan, aber dieser hörte nicht auf, davon zu erzählen. Auch berichtete er, dass er einige Gespräche belauscht hatte, in denen sein Herr mit seinem Enkelsohn über ein Land namens Eldrid sprach. Es ging um eine Reise, und es hatte etwas mit dem Spiegel zu tun. Im Laufe der Zeit fand Georg außerdem heraus, dass es mehrere Spiegel gebe, die ebenfalls leuchten könnten. Sie stünden in verschiedenen Häusern dieser Stadt. So hatte die Suche nach den leuchtenden Spiegeln begonnen.

Ein kürzliches Ereignis veränderte dann alles. Georg rief aufgeregt bei Franz an und erklärte ihm, dass er mit eigenen Augen gesehen habe, wie dieser besagte Spiegel leuchtete. Mehr habe er leider nicht in Erfahrung bringen können, außer dass der Enkelsohn des alten Taranee seitdem in dem Zimmer mit dem Spiegel eingesperrt sei und wahnsinnig randaliere. Eine Art, die er von dem jungen Mann, wie er ihn nannte, gar nicht kenne. Seitdem durfte Georg das Zimmer nicht mehr betreten, was bei beiden großen Frust auslöste. Wie lange hatten sie auf diesen Moment gewartet, und nun durften sie den Spiegel nicht betrachten? Deshalb hatten sie sich auf die Suche nach weiteren solchen Spiegeln begeben, und Franz hatte sich an das verschlossene Zimmer im Dena-Haus erinnert. Wie durch ein Zufall ließ Margot sich von Franz die Tür öffnen – und da war er. Der leuchtende Spiegel im Dena-Haus. Franz konnte es kaum erwarten, ihn Georg zu zeigen.

Im Land der Nuria

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