Читать книгу Und das ist noch nicht alles - Ansgar Röhrbein - Страница 10
1.2Erwachsenwerden heute
ОглавлениеIm Hinblick auf das, was das Aufwachsen in dieser Gesellschaft ausmacht, beschreibt Keupp folgende Zielsetzungen und notwendige Rahmenbedingungen (Keupp 2013, S. 38 f.):
»Erwachsenwerden ist ein schwieriger werdendes Projekt. An welchen Modellen und Werten sollen sich Heranwachsende orientieren oder von welchen sich abgrenzen? Und welche Ressourcen brauchen sie dazu?
•Sie müssen ihre eigene Lebenserzählung finden, die für sie einen kohärenten Sinnzusammenhang stiftet.
•Sie müssen in einer Welt der universellen Grenzüberschreitungen ihr eigenes »boundary management« in Bezug auf Identität, Wertehorizont und Optionsvielfalt vornehmen.
•Sie brauchen die »einbettende Kultur« sozialer Netzwerke und die soziale Kompetenz, um diese auch immer wieder mit zu erzeugen.
•Sie benötigen die erforderliche materielle Basissicherung, die eine Zugangsvoraussetzung für die Verteilung von Lebenschancen bildet.
•Sie benötigen die Erfahrung der Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der sie ihr Lebensprojekt verwirklichen wollen.
•Sie brauchen einen Kontext der Anerkennung, der die basale Voraussetzung für eine gelingende Identitätsarbeit ist.
•Sie brauchen Voraussetzungen für den alltäglichen interkulturellen Diskurs, der in einer Einwanderungsgesellschaft alle Erfahrungsbereiche durchdringt.
•Sie müssen die Chance haben, in Projekten des bürgerschaftlichen Engagements zivilgesellschaftliche Basiskompetenzen zu erwerben.«
Die letzte Shell-Studie (2015) macht in diesem Zusammenhang durchaus Mut, denn mehr als die Hälfte (52 %) der befragten Jugendlichen blicken optimistisch auf die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung, und 61 % sind optimistisch im Hinblick auf ihre eigene persönliche Zukunft. Darüber hinaus steigt auch das politische Interesse (fast 50 %) und die Bereitschaft, sich für sozial Benachteiligte zu engagieren (60 %). Sorgenvolle Gedanken kreisen um Terror (73 %) und einen möglichen Krieg in Europa (62 %). 95 % wünschen sich einen sicheren Arbeitsplatz.
Neben den jungen Erwachsenen sind auch die älteren Generationen durch die beschriebenen Entwicklungen gefordert. Die Zeiten, in denen ich ein (Berufs-)Leben lang bei einem Arbeitgeber tätig sein kann, gelten nur noch für eine ausgesprochen kleine Bevölkerungsgruppe. Ein großer Teil der Beschäftigten sieht sich einer permanenten Bewährungsprobe und der Notwendigkeit einer kreativen Gestaltung des eigenen Berufs- und Lebensweges gegenüber, ohne dabei verlässlich auf die bisherigen Mittel setzen zu können. Die Gesellschaft erwartet auch hier eine ständige Weiterentwicklung, um mit den Veränderungen Schritt zu halten.