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2.2Biografisieren, Biografizität, biografische Kompetenz

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Wie bereits beschrieben, ist die Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben und der eigenen Biografie ein aktiver, selbstreflexiver Prozess. Diverse Autoren haben für dieses Vorgehen unterschiedliche Begriffe gewählt. So schreiben Almut Nischak und Thomas Schollas in ihrem Kapitel »Systemische Biografie- und Erinnerungsarbeit – eine Einführung« (Nischak u. Schollas 2007, S. 24):

»Biografisieren bezeichnet in diesem Sinne die Leistung eines Menschen, Zusammenhänge herzustellen, Bedeutungen zuzuordnen und ein kommunizierbares Selbst- und Weltverständnis zu entwickeln.«

Eng an diese Beschreibung angelehnt, formuliert der Erziehungswissenschaftler und Soziologe Peter Alheit (1992, S. 77):

»Biografizität bedeutet, dass wir unser Leben in den Kontexten in denen wir es verbringen (müssen) immer wieder neu auslegen können, und dass wir diese Kontexte ihrerseits als ›bildbar‹ und gestaltbar erfahren.«

Dieser Auffassung folgt auch die Erziehungswissenschaftlerin Irma Jansen, wenn sie definiert (Jansen 2009, S. 20):

»Biografizität wird hier verstanden als eine Kategorie, bei der die biografische Arbeit des Individuums zu einem Selbstbildungsprozess wird, in dem Identität sich flexibel ›clustert‹ und sich entlang von Diskontinuitäten und Brüchen prozesshaft immer neu ausrichtet.«

In der Fachwelt hat sich in den letzten Jahren der Begriff der biografischen Kompetenz durchgesetzt, der letztlich ähnliche Aspekte umschreibt wie Biografisieren und Biografizität. So definiert Hubert Klingenberger (2015) biografische Kompetenz als

»die Fähigkeit eines jeden Menschen, die eigene Biografie überdenken, bewältigen und entwerfend gestalten zu können. Dazu zählen insbesondere sechs Aspekte:

•das Bewusstsein der persönlichen Vorstellung von Biografie

•das Bewusstsein über die jeweilige Art, in der Zeit zu leben (gegenwartsorientiert, zukunftsbezogen usw.)

•die Reflexion bisheriger Lebenserfahrungen und die verstehende Auseinandersetzung mit dem vergangenen Leben (Lebensbilanz)

•das Wahrnehmen und Aufgreifen gegenwärtiger Lebenschancen sowie die Bewältigung aktueller Krisen (Lebensbewältigung)

•das Entwerfen von Zukunftsplänen (Lebensplanung)

•das Bewusstsein über die Verwobenheit der eigenen Biografie mit Gesellschaft, Geschichte und Politik.«

(Aus Hubert Klingenberger: Biografiearbeit in Schule und Jugendarbeit. © Don Bosco Medien GmbH, München, S. 13.)

In dieser Auflistung wird die Komplexität der individuellen Leistung eines jeden Menschen deutlich, die letztlich immer wieder dazu führen soll, dass ich weiß, wer ich bin, dass ich mich in meinem Leben weiterhin auskenne und weiß, worauf ich bauen kann, wenn ich die Zukunft plane.

Hans Georg Ruhe verweist explizit darauf, dass gerade auch der Fachmann, der mit Menschen biografisch arbeitet, über eine gute eigene biografische Kompetenz verfügen sollte (Ruhe 2014, S. 37).

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