Читать книгу Und das ist noch nicht alles - Ansgar Röhrbein - Страница 11

1.3Von der Normalbiografie zur Patchworkbiografie

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Keupp (2008, 2013) kommt daher zu dem Schluss, dass sich die »biografischen Schnittmuster« grundlegend verändern und diese immer weniger aus bislang bestimmenden normalbiografischen Vorstellungen bezogen werden können. Er identifiziert tief greifende kulturelle, politische und ökonomische Umbrüche, die durch einen global agierenden digitalen Netzwerkkapitalismus bestimmt werden und einen »Wertewandel«, welcher einerseits neue Lebenskonzepte stützt, der aber zugleich in »seiner pluralisierten Form« zu einem Verlust von als gültig angesehenen Werten führt und mehr selbst begründete Wertentscheidungen verlangt. Darüber hinaus beschreibt Keupp die Notwendigkeit veränderter Geschlechterkonstruktionen, da es aus seiner Sicht bisher noch nicht gelungen sei, die untergründig wirksamen patriarchalen Normen und Familienmuster zu überwinden. Weiter diagnostiziert er eine Pluralisierung und Entstandardisierung familialer Lebensmuster, deren Bestand immer weniger gesichert ist und die von den beteiligten Personen hohe Eigenleistungen in der Beziehungsarbeit verlangen. Der Autor konstatiert daher eine wachsende Ungleichheit im Zugang der Menschen zu »ökonomischem, sozialem und symbolischem Kapital«, woraus auch eine ungleiche »Verteilung von Lebenschancen« erwächst (Keupp 2013, S. 26 f.). Und er sieht einen wachsenden Einfluss der Medien auf Bildung, Beziehung und Vernetzung, mit noch nicht einzuschätzenden Folgen auf die jeweiligen Bereiche. Aufgrund der oben beschriebenen kulturellen, gesellschaftlichen und arbeitstechnischen Veränderungen in der Gesellschaft hält Keupp das Konzept der »Normalbiografie« für überholt und spricht stattdessen von »Patchworkidentitäten« (Keupp 2008), weil je nach Situation und Lebensphase die eigene Selbstbeschreibung und die persönliche Lebensplanung neu zusammengesetzt werden müssen.

Ein ordentliches Paket, was die aktuellen Generationen somit gemeinschaftlich tragen und gestalten müssen, ohne bereits für alle möglichen Fragen eine Antwort und das entsprechende Instrumentarium für die Bewältigung der jeweiligen Aufgaben bereitzuhalten. Auf der partnerschaftlichen Ebene und in der Familie gehören also Aushandlungsprozesse zunehmend zum Alltagsgeschehen, und diese setzen eine persönliche Standortbestimmung und Positionierung eines jeden Individuums voraus, um sich in dem Dialog nicht zu verlieren.

Und das ist noch nicht alles

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