Читать книгу Die Missionen 141-150 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21015 - Antje Ippensen - Страница 22

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Das verzweigte Gangsystem wird von einigen Wächtern überwacht, die hier auf Patrouille sind. Da ich sie alle rechtzeitig orten kann, gelingt es uns, ihnen auszuweichen.

Inzwischen habe ich meine Fähigkeiten ziemlich im Griff, wie ich finde. Wenn man bedenkt, dass ich jetzt keine Probleme mehr habe, ihre Ultraschallsprache nicht nur zu hören, sondern auch zu verstehen, ist das immerhin ein enormer Fortschritt, und irgendwie glaube ich sogar, dass ich noch längst nicht meine Grenzen erreicht habe.

Nicht nur Wächter patrouillieren hier, sondern es gibt auch eine ausgeklügelte Überwachung per Kameras. Das war vorher nicht mehr der Fall, in den Bereichen, in denen die Energie ausgefallen ist. Aber es stört mich überhaupt nicht, denn für die Kameras sind wir beide unsichtbar.

Ich habe zwar keine Ahnung, wie mir dies alles überhaupt gelingen kann, aber ich nutze es ganz einfach.

Da wir vorsichtig vorgehen müssen, um jegliche Konfrontation zu vermeiden, brauchen wir eine Weile, bis wir die Zentrale dieser Anlage erreichen können.

Die Räume, in denen Tanks stehen, sind zahlreich. In jedem dieser Räume reifen bis zu fünf Dinneter heran. Ein Prozess, der natürlich seine Zeit benötigt. Sonst hätten die Dinneter längst schon die anderen Bereiche überrannt.

„ Gibt es in den offizielleren Bereichen so etwas wie Sicherheitspersonal?“, erkundigte ich mich bei dem Hermionen.

„ Na, klar“, antwortet er.

„ Dann müssten wir eigentlich nur dafür sorgen, dass die erfahren, welche Gefahr hier für sie heranwächst – und das im wahrsten Sinne des Wortes“, schlussfolgere ich.

„ Ja, aber eigentlich hätte ein Alarm ausgelöst werden müssen, denke ich inzwischen“, meint der Hermione jetzt nachdenklich. „Die haben zwar die Energieversorgung im geheimen Laborbereich unterbrochen, aber einiges darin ist ja autark, wie beispielsweise die Geheimtüren. Wieso eigentlich nicht auch der Alarm? Hat mein Herr denn niemals damit gerechnet, dass in den Laboren einmal etwas schief gehen könnte?“

„ Vielleicht doch?“

Ich wundere mich darüber, wie wenig der Hermione tatsächlich zu wissen scheint. Hat er wirklich nicht mehr mitbekommen? Aber ich weiß ja, dass er mich nicht belügen kann. Jetzt jedenfalls nicht mehr. Vielleicht noch zu Beginn, aber das hat sich dann anders entwickelt. Er ist darauf programmiert, jemandem zu gehorchen, und das bin jetzt ich.

Seltsam, ich habe nicht das Gefühl, als könnte ich mich daran gewöhnen. Für mich ist der Hermione nach wie vor eher ein gleichberechtigter Partner. Er ist hochintelligent und im Grunde genommen jedem normalen Menschen deutlich überlegen, also nicht nur mit seinem Verstand, sondern auch körperlich. Und so ein hochintelligentes und sensibles Geschöpf wird von den Reichsten der Reichen nur als Spielzeug benutzt?

Ich spüre, wie sehr ich das verachte! Und ich spüre dabei auch, dass ich diesen Großfürsten Sobares von Senkenberg verachte. Er hat nichts Besseres verdient als den Tod.

Und dann schüttele ich den Kopf und sage zu dem Hermionen:

„ Die Dinneter müssen den Alarm irgendwie stumm geschaltet haben. Wie können sie denn überhaupt wissen, wie das geht?“

„ Ich weiß es nicht!“, antwortet er ehrlich. „Es würde jedenfalls voraussetzen, dass sie inzwischen die Intelligenz von Menschen erreicht haben, und das macht sie nur noch gefährlicher. Die Sicherheitsleute müssen sozusagen mit schwerem Geschütz gegen sie vorgehen, aber in diesem relativ engen Gangsystem kann das für sie selbst zu einer tödlichen Bedrohung werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns auf einem im Grunde genommen lebensfeindlichen Planeten befinden: Die Atmosphäre außerhalb ist tödlich. Und im Nahkampf hätte kein Mensch auch nur die geringste Chance gegen die Dinneter. Das sind wahrlich Superkrieger, auch ohne Waffen, und eigentlich reicht ihre Zahl bereits aus, diese Welt zu erobern.“

„ Aber es würde ihnen nicht schnell genug gehen, nehme ich an, Hermione. Überlebende könnten Gelegenheit haben, etwa die Raumflotte von Axarabor zu alarmieren. Deshalb haben sie hier alles abgeschottet. Genau das wollen sie wohl verhindern.“

„ Da ist was dran, in der Tat!“, pflichtet er mir bei, und dann haben wir endlich die Zentrale erreicht. Allerdings können wir sie nicht betreten, denn darin gibt es zwei Wächter.

„ Was nun?“, fragt mich der Hermione bang.

Ich bin bereits dabei, etwas zu tun: Ich konzentriere mich nur auf einen der beiden. Es muss schnell gehen. Der zweite Dinneter darf keine Gelegenheit bekommen, seinesgleichen zu alarmieren. Ich hoffe, dass die Todesschreie nicht so laut werden, dass sie bis zu den anderen Wächtern dringen können. Aber ich habe die Umgebung überprüft. Es besteht tatsächlich die Wahrscheinlichkeit, dass mein Tun unbeobachtet bleiben wird.

Ich werfe mein tödliches Nebelnetz über den einen Dinneter und zerquetsche ihn. Dabei gibt er irre Laute von sich im Ultraschallbereich, die den zweiten Dinneter regelrecht paralysieren. Anstatt sogleich Alarm zu geben, um alle anderen Dinneter auf die tödliche Gefahr aufmerksam zu machen, sucht er nach dem unsichtbaren Gegner.

Und dann stirbt er selber.

Mein Kalkül geht auf. Ich lausche in das Gangsystem hinein. Es gibt keinen Alarm, und für die Kameras sind wir nach wie vor unsichtbar.

Jetzt können wir ungefährdet die Zentrale betreten.

„ Eigentlich ist das Büro des Großfürsten die Hauptzentrale“, informiert mich der Hermione. „Deshalb haben sie dort natürlich die Energieversorgung als erstes komplett gekappt, sonst hätte er von dort aus bereits in die Produktion eingreifen können.“

Das ist mir sowieso schon klar gewesen. Und jetzt hier, in dieser Zentrale? Die Wände sind vollgepackt mit Technik zur Überwachung sämtlicher Funktionen. Für jeden Raum gibt es auch noch zusätzlich einen Bildgeber, der frei justierbar ist. Das sehe ich, obwohl ich mich außerstande fühle, hier etwas zu bedienen. Wie soll ich es schaffen, die Produktion abzubrechen und sogar dafür zu sorgen, dass alle heranreifenden Dinneter in ihren Tanks zugrunde gehen?

Und genau das muss mir gelingen, sonst sind wir umsonst hierhergekommen. Auch wenn die patrouillierenden Dinneter nichts von dem mitbekommen haben, was hier mit ihren beiden Artgenossen passiert ist, besteht die Gefahr, dass wir entdeckt werden, und sei es auch durch Zufall.

Und wenn wir in die Geschehnisse in der Anlage von hier aus eingreifen, ist jedem Dinneter sowieso sofort klar, dass hier etwas anders läuft als von ihnen geplant.

Ich werfe einen hilflosen Blick auf den Hermionen.

„ Kennst du dich denn damit aus?“

„ Nicht wirklich“, gibt er zu.

„ Aber wohl besser als ich? Denn ich weiß überhaupt nicht, was ich machen soll.“

„ Aha, du fürchtest, sobald du anfängst, die Vorgänge in der Anlage zu manipulieren, machst du auf uns aufmerksam?“

„ Ist es denn nicht so?“

Er nickt nur. Und dann geht er auf einen bestimmten Punkt zu.

„ Ich glaube, hier ist so etwas wie die Hauptschaltung. Vielleicht müssen wir einfach nur die Energieversorgung ausschalten?“

„ Werden die Tanks denn nicht autark versorgt? Die in den Geheimlaboren waren es doch, oder?“

„ Ja, die waren es, aber das hier ist etwas anderes. Hier finden keine Experimente mehr statt, sondern hier reifen neue Dinneter gewissermaßen in Massenproduktion heran. Ich weiß zwar nicht, wie lange sie für die Reifung brauchen, aber im Grunde genommen ist das auch egal. Sobald die Energiezufuhr stoppt, wird die Reifung zumindest verzögert. Und dann werden die Temperaturen in der Anlage zurückgehen. Als ich dich befreit habe, war es bereits in den geheimen Laboren kühler geworden. Dort wird die Temperatur inzwischen weiter gefallen sein. Den lebenden Dinnetern macht das nichts aus, wie ich vermute, aber den noch heranreifenden in den Tanks wird es den Tod bringen.“

„ Hoffen wir es!“, kommentiere ich seinen Vortrag.

Er zögert jedoch mit der Durchführung seiner Absicht. Ein erwartungsvoller Blick trifft mich.

Ich weiß, was ihn zögern lässt: Sobald er die Energieversorgung abschaltet, sind sämtliche Dinneter in diesem Bereich alarmiert. Sie werden sofort in Richtung Zentrale krabbeln.

Ich sehe mich suchend um.

„ Können wir die Zentrale denn hermetisch abriegeln?“

„ Das wird wohl automatisch geschehen, sobald die Hauptenergiezufuhr unterbrochen ist. Dann werden die Zugänge hier verriegelt. Man kann sie nur noch öffnen, wenn man berechtigt ist.“

„ Wie zum Beispiel der Großfürst?“

„ Ja, also für uns kein Problem, allerdings werden die Dinneter dann nicht mehr hier hereinkommen.“

„ Sie werden die Zugänge mit Gewalt aufbrechen. Wir haben bereits erlebt, dass sie dazu in der Lage sind.“

„ Das wird sie allerdings erst einmal ein wenig aufhalten“, verspricht der Hermione. „In dieser Zeit müssen wir das Sicherheitspersonal in den anderen Bereichen auf die Vorgänge hier aufmerksam gemacht haben. Ich glaube, von denen weiß überhaupt keiner, dass es diese Anlage und die geheimen Labore überhaupt gibt. Sie werden überrascht sein, aber dann werden sie nachsehen kommen.“

„ Das wird vielen das Leben kosten“, gebe ich jetzt zu bedenken.

„ Dann sollen wir es deiner Meinung doch nicht tun?“

„ Wir müssen! Sonst werden alle sterben müssen, und wir haben selber keine Chance mehr.“

„ Vielleicht doch?“

„ Wie meinst du das?“

„ Nun, der Großfürst hat eine Privatyacht vor der Anlage stehen. Er hat dafür einen eigenen Landeplatz. Wir müssen nur hier hinaus und einsteigen. Dann können wir von dieser Welt für immer verschwinden.“

„ Und das sagst du mir erst jetzt?“

„ Du hast mich nicht danach gefragt“, redet er sich heraus.

„ Das stimmt zwar, aber... Nein!“, Ich schüttele entschieden den Kopf. „Sind wir denn Feiglinge, die alle hier auf KYRENE zum Tode verurteilen, während sie ihr Heil in der Flucht suchen?“

„ Wir könnten von der Yacht aus die Raumflotte von Axarabor in Kenntnis setzen, mit genauer Position des Sternensystems PETRUS ABALAED“, schlägt der Hermione vor. „Die Raumflotte wird her kommen und die Dinneter besiegen.“

„ Falls sie schnell genug ist“, wende ich ein. „Sollen wir das wirklich riskieren?“

„ Es ist deine Entscheidung. Du hast das Sagen. Ich kann nur Vorschläge machen. Das weißt du.“

„ Und wie wäre letztlich dein Vorschlag?“

„ Ich würde die Flucht vorziehen, denn das wäre die einzige Möglichkeit, dein Überleben zu gewährleisten, und dazu fühle ich mich verpflichtet.“

„ Aha, deshalb hast du mir das jetzt erst gesagt, das mit der Privatyacht. Weil es an der Zeit war. Jetzt zählt nicht mehr der letzte Befehl des Großfürsten, sondern ich bin endgültig in den Fokus gerückt.“

Ich lache humorlos.

„ Nun gut, dann höre meine Entscheidung, Hermione: Schalte endlich diese scheiß Energiezufuhr ab! Egal, was daraufhin passiert. Ich werde es in Kauf nehmen. Selbst wenn es meinen Tod bedeutet: Wir müssen die Produktion unterbrechen und den ganzen Kontinent alarmieren. Vielleicht gelingt es uns sogar, von hier aus, aus der Zentrale, die Raumflotte zu benachrichtigen?“

„ Ich weiß es nicht. Eigentlich müsste es hier auch eine Funkeinheit geben, aber ich war noch nie dabei, wenn sie benutzt wurde.“

„ Nun mach schon endlich!“

Der Hermione zögert nicht mehr länger. Er betätigt einige besonders gekennzeichnete Schalter.

Ein schriller Großalarm reißt die gesamte Fertigungsanlage aus der Stille. Mit dem Ausfall der Energieversorgung erlöschen auch die Bildgeber. Die Notbeleuchtung flackert auf in der Zentrale. Jetzt kann man von hier aus nichts mehr überwachen. Aber das brauche ich gar nicht. Ich kann auch so schon feststellen, dass die Dinneter aus allen Richtungen kommend aufgeregt herbei strömen.

Sie werden zwar von den hermetisch verriegelten Zugängen zur Zentrale gestoppt, doch das wird sie nicht lange genug aufhalten, wie ich jetzt befürchte. Je nachdem, wie schnell sie hindurch kommen können, werden sie es vielleicht sogar noch schaffen, die Energieversorgung wieder hoch zu fahren. Möglicherweise früh genug, um die heranreifenden neuen Dinneter in den Tanks zu retten?

Der Hermione schickt mir einen hilflosen Blick. Er scheint dasselbe zu denken wie ich.

Vielleicht könnte ich seine Gedanken lesen, auch gegen seinen Willen, doch davor scheue ich zurück. Ich will das nicht. Dafür respektiere ich den Hermionen zu sehr.

Doch es bringt mich auf eine andere Idee: Ich versuche, die Gedanken der Dinneter zu lesen. Zum ersten Mal!

Und es gelingt mir sogar!

Ich erschrecke vor ihrer tödlichen Aggressivität. Sie wurden wahrlich erschaffen, um zu töten. Nichts und niemand wird sie aufhalten. Und es sind diesmal viel zu viele, als dass ich sie uns vom Leib halten könnte.

Jetzt bleibt nur noch die vage Hoffnung, dass ich uns beide nicht umsonst geopfert habe.

Doch selbst wenn die Dinneter zu lange benötigen für den Durchbruch, um die Heranreifenden zu retten: Wenn die Energieversorgung wieder hoch gefahren ist, können sie neue Kulturen anlegen und in den Tanks neue Dinneter heranreifen lassen.

Eigentlich haben wir dadurch überhaupt nichts gewonnen.

„ Doch!“, widerspricht mir der Hermione und deutet auf eine blinkende Anzeige. Anscheinend habe ich wieder „zu laut gedacht“. „Es ist trotzdem etwas gewonnen, auch wenn wir in den nächsten Minuten hier sterben werden: Der Alarm in allen Bereichen ist ausgelöst.“

„ Das Sicherheitspersonal wird wohl eine Weile benötigen, um den Weg in die geheimen Labore zu finden. Und dann wird es noch länger dauern, bis sie hier sein können“, gebe ich zu bedenken. „Wenn ich allerdings überlege, wie die Verriegelung der Anlage aussieht... Dort kommen sie nie und nimmer hindurch.“

„ Vielleicht hätten wir doch besser von hier mit der Yacht abhauen sollen?“

„ Ja, vielleicht, aber jetzt ist es leider zu spät, sich darüber noch Gedanken zu machen!“

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