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III.Im Kreis von Auserlesenen

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Wo habe auch ich mir immer wieder Daten oder Analysen über Märkte, Führung, Businessmodelle, Personalentwicklung oder auch über die neuesten Finanztrends besorgt? Natürlich bei den Beratern. Und die Consultants haben regelmässig die besten und innovativsten Studien zu diesen Themen geliefert. Oft und gerne habe ich auch fachspezifische Konferenzen der global tätigen Consulting-Firmen besucht. Dort gibt es gewöhnlich interessante Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Forschung oder Gesellschaft, die als Referenten auftreten oder als Teilnehmer anwesend sind. Eine internationale Community findet sich da gewöhnlich zusammen, durchaus auch in dem Bewusstsein, einem Kreis von Auserlesenen anzugehören. Natürlich gibt es in einem solchen Setting auch Eindruck hinterlassende Begegnungen am Rande und Konferenz-Dokumentationen, welche die Tage der Konferenz überdauern. Die Besten unter den Beratungs-Firmen setzen da die Benchmarks. Und sie sind es auch, die eine grosse Zahl an Top-Talenten aus den besten Universitäten der Welt anheuern können. Es sind leistungswillige junge Menschen, die bereit sind einige Jahre ihres Lebens für die Consulting-Firma meist rund um die Uhr zu arbeiten. Diesen Einsatz bringen sie in der Hoffnung einst zum Partner aufzusteigen oder aber einen Kunden als Sprungbrett für eine lukrative Karriere nutzen zu können. Oftmals geht dieser beinharte Weg aber auf Kosten von Gesundheit und Familie. Wenn ich solche Top-Talente getroffen habe, habe ich natürlich versucht, diese in meiner Firma anzustellen. Oftmals ist mir das gelungen und enttäuscht wurde ich selten. So gehört auch das zum globalen Consulting-Business: Dieses entwickelt Top-Personal, welches zumindest zum Teil dann auch in Unternehmen aus dem Kundenkreis diffundiert. Und dort generiert dies für die Branche der Berater auch Ansatzpunkte für neues Business.

Dieser ewig drehende Kreislauf führt zu einer fast philosophischen Frage: Kann es eine Welt ohne Berater geben? In unserem fiktiven Beispiel aus dem Land der Mäuse hätte die Regierung die Überwindung der Katzen-Krise, die Datensammlung und Analyse selber an die Hand nehmen müssen – und sie hätte die Lösung mit einiger Sicherheit wohl schneller und billiger herbeiführen können. Dafür hätte sie aber Skin in the Game zeigen müssen.

Und in der realen Welt? Was würde ohne Consultants geschehen? Ergäbe dies bessere Strategien, stringentere Kommunikation oder zielführendere Rekrutierungsprozesse für Spitzenpersonal? Ich wage das – trotz allem – zu bezweifeln. Und ich wage die Behauptung: Ohne Berater wären viele Unternehmen und Verwaltungen nicht mehr handlungsfähig. Das liegt nicht einmal unbedingt an den Consultants selber, die sich in lukrativen Nischen eingerichtet haben. Zahlreiche Firmen sind inzwischen dermassen schlank aufgestellt, dass sie kaum mehr eigene Expertisen im Haus führen, die beispielsweise für eine Strategieentwicklung oder zur Bewältigung von komplexen Rechtshändeln ausreichen würden. Die zunehmende Komplexität, die Anforderungen an die heutige Governance lässt zumindest daran zweifeln, dass Unternehmen dies autark und ohne Hilfe von aussen zu leisten vermögen. Vielleicht benötigen wir im heute derart regulierten Umfeld schlicht andere Verwaltungsräte, Manager oder Beamte?

Wer an diesem Punkt der Überlegungen angelangt ist, kann zumindest nachvollziehen, warum Consulting-Unternehmen inzwischen eine derart zentrale Position in Wirtschaft, Politik und Verwaltung einnehmen können und in vielen Bereichen die Themen der Zukunft besetzen. Weiter gedacht bedeutet dies: Eine Welt ohne Berater geht nicht. Wenn dem so ist, gilt es diesen anderen Wunsch zu formulieren: Unternehmen und Verwaltungen benötigen dringend mehr Governance – der inzwischen eingedeutschte Begriff kommt ursprünglich aus dem Griechischen und heisst dort so viel wie das Steuerruder führen.

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