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II. Instruktionen für die Armada
ОглавлениеNachdem der Generalkapitän beschlossen hatte, eine derart lange Seereise über das Ozean-Meer zu wagen, wo stets stürmische Winde und große Unwetter herrschen, wollte er keinem von seiner Mannschaft den Kurs verraten, den er zu fahren gedachte, damit sie nicht etwa den Mut verlören in Gedanken an eine so große und erstaunliche Tat, wie er sie mit Gottes Hilfe schließlich vollbrachte. Da hassten ihn seine Kapitäne, die er in seiner Gesellschaft mitführte, sehr. Ich weiß nicht, weshalb – wenn nicht deshalb, weil er Portugiese war und sie Spanier.
Um zu erreichen, was er dem Kaiser Don Carlos, König von Spanien, hochheilig versprochen hatte, und damit die Schiffe weder in Unwettern noch in der Nacht voneinander getrennt würden, gab der Generalkapitän an alle Steuermänner und Schiffmeister13 folgende Order aus: Bei Nacht wollte er den anderen Schiffen immer vorausfahren, und sie sollten seinem folgen mithilfe einer großen Fackel aus Holz, farol genannt, die stets am Heck seines Schiffes hing. Dieses Signal war dazu da, dass sie ihm allezeit folgten. Man entzündete ein anderes Licht in Form einer Laterne oder eines Tampens aus Binsen, estrenque genannt, das heißt aus Espartogras, das gründlich eingeweicht, gewalkt und dann in der Sonne oder – idealerweise – im Rauch getrocknet wurde; dieses Licht diente als Antwortsignal, damit er wusste, dass alle beisammen waren.
Man entzündete zwei Lichter außer dem farol, wenn die Schiffe eine Halse oder eine Wende machen sollten. Wenn der Wind nicht gut und günstig war für unseren Kurs oder wenn der Generalkapitän wenig Fahrt machen wollte, steckte man drei Lichter an, damit alle das Bonnet abnahmen – einen Tuchstreifen, der bei schönem Wetter an der Unterseite des Großsegels befestigt wird, um schneller voranzukommen, der hingegen entfernt wird, um das Großsegel leichter reffen zu können, wenn man es einmal rasch einholen muss. Vier Lichter zündete man an, wenn alle Segel eingeholt werden sollten. Sowie er danach stillstand, gab er wiederum ein Lichtsignal.
Man entzündete viele Lichter oder feuerte eine Bombarde ab, falls es Anzeichen von Land oder Untiefen gab. Sodann zündete er vier Lichter an, wenn die anderen die Segel aufziehen und weiterfahren sollten, wobei sie immer jener Fackel am Heck, dem bereits erwähnten farol, zu folgen hätten. Wenn sie das Bonnet setzen sollten, entzündete er drei Lichter. Wenn er wenden wollte, entzündete er zwei. Wenn er daraufhin wissen wollte, ob alle Schiffe ihm folgten und beisammen waren, zündete er eines an, auf dass jedes Schiff ein Gleiches tat und ihm antwortete.
Jede Nacht wurden drei Wachen gehalten: die erste bei Einbruch der Nacht, die zweite, modorra14 genannt, in der Mitte, die dritte am Ende. Dazu wurde die gesamte Besatzung in drei Schichten eingeteilt: die erste unter dem Kapitän oder dem Bootsmann, die sich jede Nacht abwechselten; die zweite unter dem Piloten bzw. Steuermann, die dritte unter dem Schiffmeister. Der Generalkapitän befahl somit, dass alle Schiffe diese Signale und Wachen einhielten, damit sie sicherer führen.
13Im Original maestri (Plural von maestro). Der Schiffmeister war für den wirtschaftlichen Betrieb des Schiffes verantwortlich. Neben dem Kapitän und dem Steuermann war er der dritte Schiffsführer.
14Span.: Schläfrigkeit.