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XXXII

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Auf Platons unnatürlicher Teleologie errichtete Aristoteles eine funktionelle Biologie. Wenn Aristoteles eine teleologische Erklärung anführt, verwendet er oft die Wendung to hou heneka – »das Worumwillen« – oder eine grammatikalische Variante davon. In De partibus animalium liefert er eine knackige Definition dieses Begriffs: »Wir alle sagen, x sei um etwas willen, wenn eine Bewegung in ihrem Voranschreiten auf ein offenkundiges Ziel nicht behindert wird.« Er assoziiert diesen teleologischen Impuls mit den Naturen, dem inneren Prinzip der Veränderung, und nennt dann als konkretes Beispiel die Entwicklung eines Pferdes. Also postuliert er Folgendes: Wenn wir Vorgänge sehen, die ihrer Natur nach auf ein Ziel ausgerichtet sind (zum Beispiel die Entwicklung eines Pferdes vom Samen seines Erzeugers zu einem Fohlen und schließlich einem ausgewachsenen Tier), dann sollten wir diesen Vorgang erklären als »dies geschieht um dessentwillen«, wobei »dies« ein Merkmal des Tieres ist und »dessentwillen« das erwachsene Tier selbst.

Aristoteles war tief beeindruckt von der Ähnlichkeit zwischen Lebewesen und Gegenständen, insbesondere Maschinen. Abschnitt um Abschnitt zieht er Äxte, Betten, Häuser und, rätselhafter, automata heran, um verschiedene Merkmale des tierischen Lebens zu erklären und zu erläutern. Manchmal liefern sie mechanische Modelle, die erklären, wie Tiere funktionieren. In Über die Bewegung der Tiere (De motu animalium) vergleicht er die Funktionsweise einer Gliedmaße mit der einer Marionette. Aber Aristoteles’ wahre Motivation für den Vergleich von Lebewesen und Gegenständen besteht darin, dass beide »sich entwickeln«: Sie wachsen oder werden hergestellt. Und beide tragen den Stempel der Gestaltung.

Dieses Gerede von Gegenständen klingt sehr nach Platon. Und es mag scheinen, dass auch Aristoteles auf einen intelligenten Gestalter hin argumentiert. Doch verneint er wiederholt und entschieden die Existenz eines göttlichen Handwerkers, der alles erschaffen hat. In Aristoteles’ Kosmos ist kein Platz für einen Dēmiourgos, weil er nicht geschaffen wurde, sondern immer schon da war. Außerdem wird ein Handwerker gar nicht gebraucht. Betrachten wir, sagt er, nur einmal die offensichtlich zweckgerichteten Handlungen von Tieren: wie die Spinne ihr Netz webt oder die Schwalbe ihr Nest baut. Manche Menschen nehmen an, dass diese Fähigkeit sie so intelligent machen muss wie menschliche Handwerker. Aber das ist eindeutig nicht der Fall, denn selbst Pflanzen, denen jede Intelligenz fehlt, zeigen eine Zweckgebundenheit in der Art ihres Wachstums. Auf dieselbe Weise mögen die verschiedenen Teile der Lebewesen aussehen, als seien sie von einem genialen externen Geist gestaltet worden, aber das sind sie nicht; jedes Tier und jede Pflanze ist das Ergebnis seiner ureigenen Natur, jedes Lebewesen erschafft und erhält sich selbst, wie ein Arzt, der sich selbst verarztet.

Aristoteles bestreitet, dass Platon solche »Worumwillen«-Erklärungen je angeführt hätte. Das ist seltsam. Der Timaios scheint voll davon zu sein und Platon benutzte sogar dieselbe Wendung. Vielleicht meinte Aristoteles, dass seine Art von Teleologie sich stark von Platons unterscheidet. Das tut sie auch. Im Timaios führte Platon eine teleologische Erklärung für die Schlingen des Verdauungstrakts an und in De partibus animalium tut Aristoteles das ebenfalls; die Erklärungen sind verwandt, da beide argumentieren, dass die Eingeweidemorphologie den Appetit reguliert, aber während Platon erklärt, dass die menschlichen Eingeweide von einem göttlichen Handwerker so gestaltet wurden, um sicherzustellen, dass wir philosophieren, hat Aristoteles dazu Folgendes zu sagen:

Beim Fressen müssen einige Tiere sich stärker mäßigen (das heißt, sie haben keinen Raum im Unterbauch und keinen geraden Darm, sondern viele Spiralen). Raum lässt das Verlangen nach Masse entstehen. Geradheit beschleunigt das Verlangen. Solche Tiere sind gefräßig, entweder im Hinblick auf die Geschwindigkeit oder auf die Menge.

Kein Verweis auf einen Philosophie liebenden göttlichen Handwerker also, sondern nur komparative Verdauungsphysiologie.

Es ließen sich noch mehr solcher Beispiele anführen – De partibus animalium ist voll davon. »Jeder Teil des Körpers ist für eine Handlung bestimmt: Der Körper als zusammengesetztes Ganzes ist also für eine vielfältige Handlung bestimmt.« Und obwohl Aristoteles’ Untersuchungen dieser tiefschürfenden Wahrheiten wunderbar detailliert und unendlich genial sind, scheint es, als hätte er sich in eine Zwickmühle begeben. Wie Sokrates und Platon vor ihm, erkennt er die Hinweise auf Zweckgerichtetheit in jeder Facette der Welt; er erkennt ebenfalls, dass materielle Kräfte sie nicht erklären können, weigert sich jedoch, auf den Ausweg eines kosmischen Gestalters zurückzugreifen. Es bleibt also die Frage: Woher kommen Plan und Zweck in der Natur? Aristoteles’ Antwort darauf ist brillant subversiv. Er eignet sich eine weitere von Platons Doktrinen an, die seine – Platons – gesamte Ontologie und Epistemologie untermauert, die eigentliche Triebfeder seiner Verachtung für die wahrnehmbare Welt; er zerstört sie, baut sie wieder auf und stellt sie in den Dienst der Wissenschaft. An Platon kann man vieles nicht mögen – seine Wissenschaftsfeindlichkeit, seinen Totalitarismus und den verführerischen Charme seiner Prosa – aber eins muss man ihm lassen: Er hat Aristoteles einiges beigebracht.

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